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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Sturm sich gelegt hat.“
    „Nein. Ich will dich in Sicherheit im Haus wissen.“ Er warf einen beinahe wehmütigen Blick in die Höhle zurück, die wieder hinter rankendem Grün versteckt war. „Die Höhle war eines unserer Lieblingsverstecke in der Kindheit.“
    „Deine Familie scheint ihren berüchtigten Ruf zu verdienen.“
    Er nahm sie bei der Hand, seine Augen blitzten belustigt. „Für eine Gefangene bist zu ziemlich aufmüpfig. Wollen wir nach Hause laufen?“
    Julia nickte.
    Beide waren bis auf die Haut durchnässt, als sie eine halbe Stunde später durch das verschnörkelte Eisentor mit dem Boscastle-Wappen rannten und in die Halle stürmten. Hermia eilte ihnen entgegen, kreidebleich und tief besorgt. Ein paar Diener in schweren Stiefeln und Regenumhängen waren gleichfalls in der Halle versammelt.
    „Da seid ihr ja endlich!“, rief Hermia händeringend. „Grade wollte ich Hamm mit einem Suchtrupp nach euch ausschicken.“
    Julia schlug schuldbewusst die Augen nieder, wagte nicht, Heath anzusehen, und schob die Kapuze in den Nacken. In seiner Gegenwart verlor sie jeden Zeitbegriff. „Wir haben nur einen Spaziergang gemacht.“
    Hermias durchdringender Blick heftete sich auf die falsch zugeknöpften Messingknöpfe an Heaths Mantel, ein Missgeschick, das Julia sich selbst zuschreiben musste. Sie hatte ihm den Mantel zugeknöpft. „Ihr seid beinahe drei Stunden fort gewesen, Julia“, sagte Tante Hermia tadelnd.
    „Nun ja, wir wurden vom Gewitter überrascht“, erklärte Julia und gab Heath heimlich ein Zeichen, das Missgeschick zu beheben, wenn auch reichlich spät. „Wir wollten das schlimmste Unwetter abwarten.“
    „In einer Höhle“, fügte Heath unnötigerweise hinzu. „In unserer Aladinhöhle.“
    Julia nickte eifrig. „Da sieht es aus wie in einer Schatzkammer.“
    Hermia bedachte die beiden Unschuldsengel mit einem strafenden Blick. „Eine dümmere Ausrede hätte euch wohl nicht einfallen können, wie? Im Übrigen irrt ihr euch.“
    Heath wandte sich ihr mit höflich fragender Miene zu. Irgendwie war es ihm gelungen, die Knöpfe richtig zuzumachen. „Irren?“
    „Ja, ihr irrt euch“, beharrte Hermia ungehalten. „Es hat erst vor Kurzem angefangen zu regnen. Meiner Meinung nach steht uns das schlimmste Unwetter noch bevor.“
    Gegen Abend hörte es auf zu regnen. Julia, Heath und Hermia waren ziemlich einsilbig beim Abendessen, das aus kaltem Roastbeef, Käse und Apfelkuchen zum Dessert bestand, bevor man sich ins Wohnzimmer zurückzog. Hermia, immer noch gekränkt, entschuldigte sich, um sich umzuziehen.
    Heath und Julia machten es sich vor dem Kamin bequem und gaben ein Bild häuslichen Friedens ab. In einem tiefen Ledersessel saß Heath mit dem Buch auf dem Schoß, das Julia ihm geschenkt hatte.
    „Sie ist immer noch böse mit uns“, sagte Julia leise, als Hermias Schritte sich entfernt hatten.
    „Sie hat sich Sorgen um uns gemacht“, antwortete er.
    Julia seufzte. „Ich konnte ihr ja schlecht erklären, was wir wirklich getan haben.“
    „Gott bewahre, sie wäre in Ohnmacht gefallen. Aber ihre Besorgnis war nicht ganz unberechtigt. Ich war ein wenig leichtfertig.“
    Julia schnitt eine Grimasse. „Leichtfertig? Du hast mich gefangen gehalten … in einer schaurigen Höhle.“
    „Nun ja, immerhin bin ich der Familientradition verpflichtet. Du hast Glück, dass du deinen Kopf nicht verloren hast.“
    „Aber mein Herz habe ich an dich verloren.“
    Er drehte sich ihr langsam zu. „Stimmt das?“
    „Wie kannst du daran zweifeln?“ Sie blickte ihm prüfend ins Gesicht.
    „Keinerlei Gefühle für Russell?“
    „Ich glaube, ich habe nie etwas anderes für ihn empfunden als Dankbarkeit und Freundschaft. Vielleicht hatte ich auch Angst, allein zu sein.“ Sie schaute ins Feuer. „Wie lange weißt du das eigentlich schon von ihm?“
    „Was denn?“, fragte er gleichmütig.
    „Dass er mich betrügt.“
    Heath beugte sich vor. „Und wie lange weißt du davon?“
    „Offensichtlich nicht so lange wie du.“ Sie weigerte sich, ihn anzusehen, bis er sie am Kinn fasste und ihr Gesicht zu sich drehte. Wie sie Heath einschätzte, hatte er gewiss lange mit seinem Gewissen gerungen, da er sie nicht verletzen wollte. Möglicherweise hatte er Russells Treulosigkeit auch nur für sich behalten, um ihr die Kränkung zu ersparen. Andererseits hätte alles viel schlimmer kommen können, wenn sie es nicht selbst herausgefunden hätte. „Warum hast du es mir verschwiegen? Wie konntest

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