Wie es Euch gefaellt, Mylady
nach unten.
„Ich …“
Ein Frösteln durchrieselte sie, als die feuchte Luft ihre nackten Brüste traf, der die wohlige Wärme seines Mundes folgte. Sie klammerte sich Halt suchend an seine Arme, als ihr der Mantel und ihr Umhang von den Schultern glitten und die Flammen der Begierde in ihr hochzüngelten. Warum fühlte es sich so natürlich an, sich von ihm verführen zu lassen? Nichts daran war falsch.
„Du siehst sehr lüstern aus“, raunte er. „Ich möchte nicht, dass ein anderer dich je so sieht.“
Sie nestelte an den Knöpfen seiner Hose. „Wollen wir den Spielplatz wechseln?“
Seine Zähne nagten sanft an ihrer Brustknospe. „Ich habe eine bessere Idee.“
Ohne Vorwarnung griff er nach den Kleidungsstücken am Boden, nahm sie in seine Arme, hob sie hoch und marschierte los. Regentropfen perlten von seiner Stirn. Julia schlang die Arme um seinen Hals. „Das ist aber nicht die Richtung zum Haus, du Wüstling“, sagte sie und atmete den feuchten Duft seiner Haut ein.
„Nein? Stell dir das vor.“
„Du kannst doch nicht einfach eine hilflose Frau in einen finsteren Wald entführen, auch wenn du ein Boscastle bist.“
„Genau deshalb kann ich es tun. Es liegt mir im Blut.“
„Wohin bringst du mich?“
„Hierher.“ Er stellte sie an einem grünen Vorhang aus rankendem Efeu und Waldreben auf die Beine, der die Öffnung einer Sandsteinhöhle verdeckte. Er hob den grünen Vorhang, führte sie an der Hand ins Innere und breitete seinen Mantel über das welke Laub auf dem Lehmboden. Julia ließ den Blick durch die halbdunkle geheimnisvolle Höhle wandern, während er die Umgebung absuchte, um sicherzustellen, dass sie allein waren. Vor der nackten Felswand stand eine alte, messingbeschlagene Truhe mit offenem Deckel, aus der zerbrochene Holzschwerter ragten, silbern bemalte Holzgefäße, eine mit bunten Glassteinen beklebte Pappkrone und noch allerlei Kinderschätze. Ganz hinten in der Höhle grinste ein Totenkopf.
Heath streckte ihr die Hand entgegen. „Willkommen in der berüchtigten Boscastle-Höhle, meine süße Gefangene. Auf die Knie! Sofort.“
Sie zwang ihn, ein paar Schritte rückwärts zu gehen. „Und wenn ich mich weigere?“
„In alten Zeiten hätte ich dich für deinen Ungehorsam enthauptet.“
Sie ließ ihren grauen Umhang auf den Boden gleiten und umkreiste ihn gemessenen Schrittes wie eine stolze heidnische Königin, die von einem Bauern gefangen genommen worden war. „Und nun? Was hast du mit mir vor?“
Er hob das Kinn, als sie ihn flüchtig berührte. „Ich dachte, ich zwinge dich, um Gnade zu flehen.“
„Um mein Leben?“
Blitzschnell griff er ihr in die Kniekehlen, zog sie mit sich zu Boden und nahm ihren Mund in einem leidenschaftlichen Kuss in Besitz, wühlte die Finger in ihr Haar, schob seinen Schenkel über sie und zwang sie sanft, sich auf den Rücken zu legen. Während der Regen unablässig gegen den grünen Blättervorhang plätscherte, legte er sich über sie und küsste sie fiebernd. Wäre draußen die Welt untergegangen, Julia hätte sich nicht daran gestört.
„Ich nehme an, dieses Spiel hast du schon öfter gespielt, Boscastle.“
Er lächelte verträumt, sein hungriger Blick wanderte in sinnlicher Verheißung über ihre verlockenden Rundungen. „Nicht seit ich erwachsen bin.“
„Wie erhalte ich meine Freiheit wieder?“, fragte sie.
„Niemals.“
Außer ihnen gab es nichts und niemanden mehr auf der Welt. Julia erhaschte flüchtige Blicke auf die grellen Blitze durch das dichte Blattwerk. Sie hörte das Grollen des Donners in der Ferne, das einschläfernde Plätschern des Regens, und sie vernahm die lockenden Schmeicheleien, die Heath ihr ins Ohr flüsterte.
Letzte Zweifel loderten in ihr auf, kämpften gegen die verführerische Kraft seiner Zärtlichkeit. Sollte sie wirklich alles aufs Spiel setzen? War es nicht besser, den einmal eingeschlagenen Weg weiterzugehen, nicht ein zweites Mal ein gebrochenes Herz zu riskieren? Aber sie wusste, sie hatte sich bereits entschieden, ja konnte im Grunde nicht anders, als auf ihr Herz zu hören.
Jahrelang hatte sie Heath in ihrer Fantasie den Prozess gemacht, ihn angeklagt, weil er sie herzlos verlassen hatte. Aber die bittersten Vorwürfe hatte sie sich selbst gemacht wegen ihres leichtfertigen Wesens und weil sie ihn trotz allem begehrte.
Der wahre Heath Boscastle in seiner rätselhaft dunklen Verschlossenheit allerdings war wesentlich gefährlicher für ihr Herz als der abgefeimte
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