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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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silbrig glänzenden Seidenkleid.
    Es war noch früh am Abend, als das Stück endete. Hermia und Julia schlenderten Arm in Arm zum Haus und redeten kichernd über die Aufführung. Jane und Odham bewunderten den sternenübersäten Nachthimmel, die Hunde trotteten brav neben ihnen her.
    Heath bildete hinter Drake und Grayson die Nachhut. Neben der Scheune standen die Wohnwagen der Schauspieler, von denen die meisten noch Kulissen in der Scheune abbauten, Kostüme und Requisiten einpackten.
    „Ich will mit Hermia den Schauspielern noch einen Imbiss und Wein bringen“, rief Julia über die Schulter.
    „Ich beobachte euch vom Fenster aus“, rief Heath ihr auf ihrem Weg zur Küche nach.
    Grayson drehte sich lachend um. „Ja, der Weg zur Scheune ist voller tödlicher Gefahren, nicht wahr?“
    Auch Drake lachte spöttisch. „Man kann nie wissen. Vielleicht springt sie ein Frosch aus dem Springbrunnen an.“
    „Oder noch schlimmer“, fügte Grayson witzelnd hinzu, „sie ertrinkt in einer Regenpfütze.“
    „Außerdem sind um diese Jahreszeit die Kletterrosen mörderisch gefährlich“, setzte Drake noch eins drauf.
    „Dämliche Mistkerle“, knurrte Heath, doch dann musste auch er lachen.
    Er zündete sich eine Zigarre an und schob einen Lehnstuhl zum Fenster der Bibliothek. Er hatte Julia versprochen, das Buch über ägyptische Hieroglyphen zu lesen, hatte wohl schon ein Dutzend Mal mit der Lektüre angefangen, ohne über die erste Seite hinauszukommen. Grayson und Drake hatten sich mit Hamm und Odham ins Spielzimmer zurückgezogen.
    Heath wollte lieber alleine sein.
    Er blätterte in dem Buch und betrachtete eine Skizze von bislang nicht entzifferten Inschriften, Schriftzeichen, von denen die Fachwelt sich erhoffte, Aufschluss über einige Mysterien der Frühgeschichte der Menschheit zu erhalten. Wissenschaftlern und Archäologen war es bisher nicht gelungen das Rätsel dieser uralten Schriftzeichen zu lösen. Ein Fachgebiet, von dem auch Heath fasziniert war, aber im Moment waren seine Gedanken ganz woanders.
    Pass auf sie auf. Sorge für ihre Sicherheit.
    Und halte sie von Skandalen fern.
    Sinnend blickte er den grauen Rauchschwaden seiner Zigarre nach. Seltsam, dass er sich ausgerechnet jetzt an Russells Abschiedsworte erinnerte. Jetzt, da die Auseinandersetzung zwischen den einstigen Freunden so nahe gerückt war.
    Gut, für Julias Sicherheit hatte er gesorgt.
    Hatte er sie auch von Skandalen ferngehalten?
    Er schüttelte den Kopf. Er konnte durchs Fenster sehen, wie sie mit Hermia im hellen Mondschein über den Rasen ging. Julia an sich war bereits ein Skandal.
    Und auch dafür liebte er sie.
    Die beiden Frauen hatten die Scheune erreicht. Ein letzter Blick auf ihr silberfarbenes Kleid, und dann verschwand sie im dunklen Eingang.
    Als er das Buch wieder aufschlug, fiel ein gefalteter Zettel heraus. Heath hob ihn auf, las ihn dreimal, bevor er auf die Füße sprang, kreidebleich im Gesicht.
    Ich habe sie heute in der Buchhandlung zum ersten Mal aus der Nähe gesehen. Sie ist sehr hübsch, etwa im Alter meiner Schwester, wenn Sie sie nicht getötet hätten.
    Werden Sie um sie trauern, Boscastle?
    Oder sind Sie etwa, wie ich, unfähig, diesen rührseligen Wahnsinn zu empfinden, den man Liebe nennt?
    Armand
    Heath starrte blind auf den Zettel in seiner Hand, sein Herz begann zu rasen, als er den Sinn begriff. Der Fremde, der damals das Buch aufgehoben hatte, das Julia heruntergefallen war, musste Auclair gewesen sein. Und bevor er es ihr ausgehändigt hatte, hatte er heimlich diesen Zettel zwischen die Seiten geschoben.
    Heath hatte ihn um wenige Sekunden verpasst. Hätte er ihn überhaupt erkannt?
    Der Eindringling in Julias Garten, die unheimliche Ahnung, die ihn im Theater befallen hatte, der schwarze Handschuh, das Smaragdarmband. Was kam als Nächstes? Auclair war furchtlos. Aber was sollte die Anschuldigung, Heath habe seine Schwester getötet? Er hatte nie im Leben eine Frau getötet… gütiger Himmel, oder doch? Die Wochen der Foltern, die aus seinem Gedächtnis gelöscht waren …
    Was hatte er getan?
    Was würde Auclair tun?
    Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Julia hatte ihm die Antwort gegeben. Wäre er aufmerksamer gewesen, hätte er die Wahrheit herausgefunden.
    Eine Schauspielerin wurde in letzter Minute krank. Die Rolle der Gräfin hat ein Mann übernommen. Ich fürchte, sie - er hat vergessen, sich zu rasieren.
    Hermia blieb kurz stehen, um den schweren Korb mit kaltem Braten, Käse und Brot in

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