Wie es Euch gefaellt, Mylady
wahr?“
Grayson zog eine Braue hoch. „Willst du noch einen Rat vor mir hören?“
„Nur zu.“
„Heirate sie so bald wie möglich“, sagte Grayson. „Einer Frau wie ihr begegnest du nicht alle Tage.“
Am Abend verkündete Grayson beim Dinner, er habe eine Truppe fahrender Schauspieler eingeladen, am Wochenende eine Privatvorstellung auf dem Anwesen zu geben.
Seit Heath denken konnte, wurden Schauspieler oder Zirkusleute einmal im Jahr eingeladen, um in der alten Fachwerkscheune hinter den Pferdeställen ihre Kunst zum Besten zu geben, zur Freude der Familie und der Dienstboten. Manchmal fanden diese Vorstellungen im Sommer statt, gelegentlich kam das fahrende Völkchen auch erst im Winter kurz vor Weihnachten nach Kent. Aber es war noch kein Jahr vergangen ohne eine vergnügliche Theatervorstellung.
Heath fand, Julia würde ein wenig Abwechslung guttun, und der Gedanke gefiel ihm, sie an einer Familientradition teilnehmen zu lassen. Ohne darüber nachzudenken, hatte er sie bereits in sein Leben einbezogen, mehr noch, er konnte sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren freute er sich vor dem Einschlafen auf den kommenden Tag. Sein Leben war durch sie wieder lebenswert, und nichts machte ihm mehr Freude, als sie glücklich zu sehen.
Seine Bemerkung, sie könne ein Kind von ihm erwarten, hatte er nur halb im Scherz gemacht, denn möglicherweise hatte Julia empfangen, bevor das Paar aus Kent abreiste. Er wunderte sich lediglich darüber, wie sehr er sich darauf freute, eine Familie mit ihr zu gründen.
Es war höchste Zeit, mit ihr vor den Altar zu treten. Seine Gefühle für sie waren zu überwältigend geworden, um sie zu verbergen. Er, der stets großen Wert auf Geheimhaltung gelegt hatte, benahm sich völlig ungezwungen, suchte ständig ihre Nähe, berührte sie unter den fadenscheinigsten Vorwänden. Alle Hausbewohner, einschließlich sämtlicher Dienstboten, wussten mittlerweile, dass Heath Boscastle völlig vernarrt war in diese Witwe, die mit einem anderen verlobt war und eine Nacktzeichnung von ihm angefertigt hatte.
Seine Familie brachte ihm Verständnis entgegen, fällte kein Urteil über ihn, machte ihm keine Vorhaltungen, sondern gab ihm uneingeschränkten Rückhalt. Darauf konnte er sich verlassen. Mochten er und seine Brüder sich in ihrer Kindheit und Jugend auch hitzig gestritten und in den Haaren gelegen haben, aber wehe dem Außenseiter, der einen von ihnen bedrohte.
Die Situation Russell Althorne zu erklären, war eine weit größere Herausforderung. Aber anders als Julia, die freimütig gestand, wie sehr ihr vor diesem Moment graute, sah Heath in der bevorstehenden Auseinandersetzung eine unvermeidliche Tatsache. Er hatte nicht die Absicht, seine Gefühle für Julia zu leugnen. Er begehrte und liebte sie und wollte, dass alle Welt davon erfuhr.
Allerdings hoffte er inständig, Russell würde die Größe besitzen, seine persönliche Kränkung zu bezwingen, um gemeinsam mit ihm gegen Auclair vorgehen zu können.
Heath freute sich an der beschwingten Stimmung der Harmonie und Zuneigung in der bereits beträchtlichen Tafelrunde, obwohl die Familie noch nicht vollzählig versammelt war. Die Schwestern fehlten. Emma unterrichtete in London kichernde Backfische in feiner Lebensart, Chloe lebte glücklich und zufrieden mit ihrem Gemahl Dominic, nachdem sie ihn darin unterstützt hatte, seinen hinterhältigen Feind zu besiegen.
Drake und Devon müssten dieser Tage eintreffen, falls ihre Pläne nicht von einer hübschen jungen Frau oder einem anderen Abenteuer durchkreuzt wurden. Heath hatte sich vorgenommen, die beiden jüngeren Brüder in seiner Suche nach Auclair einzuspannen.
Drake traf am nächsten Tag ein. Windzerzaust, laut und lebensfreudig brachte er einen Hauch von Unbekümmertheit und Übermut ins Haus. Und kaum eine Stunde nach seiner Ankunft fuhren einige junge Damen aus der Nachbarschaft in Begleitung ihrer Mütter vor, nur um auf einen Sprung vorbeizuschauen, und gaben sich höchst erstaunt, dass Drake vor Kurzem angekommen war.
Besonders das weibliche Hauspersonal vergötterte die beiden jüngsten Boscastle-Brüder, die nicht mit Komplimenten sparten und großzügig Trinkgelder verteilten. Die Diener betrachteten ihre „wackeren jungen Herren“ mit väterlichem Stolz und duldeten kein respektloses Wort im Dorf gegen sie - wobei alle Welt wusste, dass die beiden jungen Herren sich Streiche der übelsten Sorte erlaubt hatten, die
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