Wie es Euch gefaellt, Mylady
jede Kritik rechtfertigten.
Nachdem Drake sich mit Heath in die Bibliothek zurückgezogen hatte, präsentierte er einen ganzen Stapel Exemplare des schändlichen Pamphlets.
„In London werden bereits Höchstpreise dafür bezahlt. Ich habe meine Freunde und die ganze Dienerschaft beauftragt, alle einzusammeln, die sie in die Finger kriegen. Julia hätte uns warnen müssen, dass du auf diese Weise Berühmtheit erlangst, göttlicher Apoll.“
Heath schüttelte verdrossen den Kopf. „Verdammt. Das dürfte meinen gesellschaftlichen Untergang bedeuten.“
Drake lachte. „Aber ein glänzendes Debüt in der weniger feinen Gesellschaft. Audrey bietet eine hohe Summe für das Original.“
„Das sieht ihr ähnlich.“
Drakes Lachen verstummte. „Allerdings hat Russell es nicht sehr gut aufgenommen, fürchte ich.“
Heath warf den Stapel Druckschriften ins Feuer und drehte sich um. „Er ist wieder zurück? Dann wird er demnächst hier auftauchen.“
„Noch nicht.“
„Weiß er über mich und Julia Bescheid? Dass wir zueinander fanden?“
„Oh ja, das weiß er natürlich“, bestätigte Drake.
„Und er ist noch nicht unterwegs nach Kent?“ Heath konnte es nicht fassen. „So kenne ich Russell gar nicht.“
„Beruhige dich.“ Drake stocherte mit dem Schürhaken im Feuer. „Er wird früh genug hier sein.“
„Wieso die Verzögerung?“, knurrte Heath. „Kann er sich nicht von seiner Mätresse losreißen?“
„Verzögerung würde ich es nicht nennen“, antwortete Drake mit einem boshaften Feixen. „Eher einen Umweg. Er kam wutentbrannt zu mir, als er dich in London nicht antraf. Ich äußerte den Verdacht, du könntest mit Julia durchgebrannt sein.“
„Durchgebrannt?“
„Nun ja … so direkt sagte ich es nicht. Ich erwähnte nur beiläufig, dass unsere Familie eine alte Burgruine in Roxbury besitzt. Und jeder Dummkopf weiß, dass Gretna Green auf dem Weg nach Roxbury liegt. Er muss nun also denken, ihr beide hättet dort im Kurzverfahren geheiratet.“
Heath blickte in die Flammen, ein beifälliges Lächeln umspielte seine Lippen.
„Willst du dich denn nicht bei mir bedanken?“, fragte Drake. „Jetzt kannst du in Ruhe planen oder mit Julia fliehen. Du kannst es dir aussuchen.“
„Ich bin nicht der Typ, der wegläuft. Trotzdem vielen Dank.“
„Stets zu Diensten.“ Drake stellte den Schürhaken weg.
„Ich nehme dich beim Wort.“
Drake richtete sich auf. „Verlass dich drauf. Ohne dir die Laune verderben zu wollen, hast du von Auclair gehört?“
„Nein. Aber es wäre leichtfertig, ihn zu unterschätzen“, sagte Heath. „Wenn ich nur wüsste, was er beabsichtigt und warum er mich mit seinem Hass verfolgt.“
„Das ist doch völlig klar. Ihr seid zwei feindliche Spione gewesen. Du hast ihn überlistet, und das hat er dir nie verziehen.“
„Das ist nicht alles“, wandte Heath bedächtig ein. „Ich weiß nur nicht, was es ist.“
„Devon wird bald hier sein“, sagte Drake nach einer Weile und blickte seinem Bruder in die Augen. „Diesmal bist du nicht allein, was immer auf dich zukommt.“
29. KAPITEL
Die fahrende Theatergruppe brachte Shakespeares Komödie Was ihr wollt am nächsten Abend in der Scheune zur Aufführung. Alter Familientradition zufolge saß die Dienerschaft im Sonntagsstaat in den hinteren Reihen und folgte gebannt der Vorstellung. Die Schauspieler waren erbärmlich schlecht, leierten ihre Texte herunter, verhaspelten sich und staksten steif und hölzern auf der Bühne herum.
Aber das Publikum lachte herzlich, auch Julia amüsierte sich über die schlechte Darbietung der Schauspieler, die der Vorstellung eine unfreiwillige Komik gab und zum Lachen reizte.
Heath genoss die Vorstellung auf seine Weise. Er saß neben Julia auf einem Strohballen in einem halb dunklen Winkel der von Laternen erleuchteten Scheune, durfte sie heimlich streicheln, ihren Hals küssen und schwelgte im Glück.
Er legte den Arm um ihre Mitte, sein Daumen strich über die Rundung ihrer Hüfte. „Es macht mich glücklich, dich lachen zu hören, Julia.“
„Ist es nicht wahnsinnig komisch?“, kicherte sie. „Die Schauspieler sind grauenvoll. Eine Schauspielerin wurde in letzter Minute krank. Die Rolle der Gräfin hat ein Mann übernommen. Ich fürchte, sie - er - hat vergessen, sich zu rasieren.“
Heath warf einen schmunzelnden Blick zur Bühne, war aber weit mehr an der Frau neben ihm interessiert als an der laienhaften Darbietung. Julia sah entzückend aus in einem
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