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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Fassung bringen? Sein Bruder Grayson machte ständig ähnliche Bemerkungen. Aber aus Julias Mund bedeuteten diese Worte unendlich viel mehr.
    Sie drehte sich brüsk um, musterte ihn gereizt, vermutlich war ihr seine Nähe lästig. Offenbar war ihr dieses Arrangement ebenso unangenehm wie ihm. „Bitte lass mich zufrieden, Heath“, sagte sie und hielt den Blick auf seine Brust gerichtet. „Du folgst mir wie eine Glucke.“
    Eine Glucke. Heath Boscastle. So etwas hatte ihm noch niemand vorgeworfen. Er hätte beinahe aufgelacht. Du lieber Himmel, wenn seine Brüder ihn jetzt sehen könnten. Wenn Julia wüsste, wie ihm wirklich zumute war. Wenn er es nur selbst wüsste.
    „Heath“, flüsterte eine aufgeregte junge Frauenstimme hinter ihm. „Sagte sie Heath?“
    „Heath Boscastle?“, zischelte eine zweite Stimme.
    „Ist er etwa hier?“
    „Wo ist er denn?“
    „Ich habe ihn nicht gesehen. Er lässt sich doch sonst auf keinem Empfang blicken.“
    „An der Hochzeit seines Bruders hat er teilgenommen.“
    „Warst du eingeladen? Denkst du, er hat ebenfalls Heiratsabsichten?“
    Er hörte seinen Namen, getuschelt und geflüstert von einer kleinen Schar aufgelöster junger Damen, die auf ihn aufmerksam geworden waren. Das hatte er Julia zu verdanken. Er verabscheute es, Aufmerksamkeit zu erregen, es ließ sich nicht mit seinem verschlossenen Wesen vereinbaren, widersprach seiner Fähigkeit, sich im Hintergrund aufzuhalten und andere zu beobachten. Diese gackernden Hühner hatten vermutlich in ihrem ganzen Leben noch keinen vernünftigen Gedanken von sich gegeben.
    Entschuldigungen murmelnd, bahnte er sich einen Weg durch das Gedränge holder Weiblichkeit, die in bunten Rüschenkleidern heran wogte und ihn umringte wie ein Schwarm bunter Schmetterlinge. Er sah sich ernsthaft in Gefahr, von flatternden, parfumgeschwängerten Fächern erstickt zu werden.
    Schließlich gelang es ihm, gefolgt von einem vielstimmigen Chor enttäuschter Seufzer, sich in Sicherheit zu bringen. Diese Belagerung hatte er nur Julia zu verdanken! Als er den Kopf hob, erhaschte er einen Blick auf eine minzgrüne Wolke, die in der nächsten Sekunde durch eine Tür am anderen Ende des Ballsaals entschwand.
    Fürs Erste war sie ihm entkommen. Aber dieses Gespräch war noch nicht zu Ende. Er ließ sich nicht wegschicken wie einen Dienstboten, wie einen grünen Jungen.

4. KAPITEL
    Julia atmete tief durch, bevor sie mit ausholenden, energischen Schritten und raschelnden Röcken den erleuchteten Korridor entlangeilte.
    Heath Boscastle begann, sich zum Problem zu entwickeln.
    Eigentlich war er schon immer ein Problem gewesen. Sie hätte wissen müssen, dass die Begegnung sich schwierig gestalten würde. Aber sie war längst keine unbesonnene leichtfertige Neunzehnjährige mehr, die nach einem Glas Rotwein mit dem hinreißendsten Mann auf der Welt auf ein Sofa sank und sich in frivoler Weise von ihm verführen ließ.
    Sie schürzte die Lippen und hob trotzig das Kinn. Gott bewahre, nein. Sie war eine fünfundzwanzigjährige Witwe, die es mühelos schaffte, dem hinreißendsten Mann auf der ganzen Welt den Rücken zu kehren, ihn stehen zu lassen, denn dies war die einzig richtige Entscheidung.
    Tatsächlich?
    Sie hatte Russell gewarnt und offen gesagt, wie grässlich sie die Idee fand, Heath mit ihrer Bewachung zu beauftragen, eine Kränkung, eine Beleidigung, die nur Scherereien brachte. Sie wollte keinen Beschützer, schon gar nicht einen, der sie besser kannte, als sie sich eingestehen durfte.
    Aber Russell in seiner wohlmeinenden Selbstüberschätzung hatte ihr versichert, er allein wisse, was für sie richtig sei. Er wisse, wem er vertrauen könne, auf wen er sich verlassen könne, wen er mit seinem machiavellistischen Geschick manipulieren könne. Der Gerechtigkeit halber musste sie gestehen, dass er nicht davon gesprochen hatte, Heath zu manipulieren, aber die Anspielung war deutlich genug. Er wollte sie in Sicherheit wissen, in der Obhut des fähigsten Mannes, den er kannte, einem Mann, dem er blind vertraute.
    Und Julia war nichts anderes übrig geblieben, als ergeben und bekümmert auf dem Sofa zu sitzen und sich von ihrem gefeierten Helden väterliche Ermahnungen anzuhören, bis es ihr schließlich gelang, seinen Redefluss zu unterbrechen.
    „Aber bitte nicht Heath Boscastle. Jeder andere wäre mir recht. Ein Husar, ein Offizier der Königlichen Garde, ein Scharfschütze, ein … ehemaliger Ringer, meinetwegen auch ein ehemaliger

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