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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Strafgefangener.“
    „Julia, Liebling.“ Russell setzte sich neben sie und blickte ihr tief in die Augen. „Vertrau mir. Ich bin ein Mann, der weiß, was am besten für seine Zukünftige ist.“
    Ja, er war zweifellos ein Mann. Vielleicht wusste er sogar, was für sie das Beste war, aber er wusste nicht, was zwischen Heath und ihr vor Jahren in Cornwall geschehen war, und er würde es nie erfahren. Auf einem Sofa, das dem, worauf sie gerade saß, sehr ähnlich war.
    Und später auf dem Teppich.
    Sie hielt den Blick auf das ornamentale Muster des Perserteppichs gerichtet, gefangen in der Erinnerung an einen halb nackten Heath Boscastle, an seine liebkosenden Finger, seinen sinnlichen Mund. Er war gebaut wie ein griechischer Gott und verfügte über die Zauberkräfte eines Gottes.
    Nie wieder hatte sie ein ähnlich aufwühlendes amouröses Erlebnis gehabt, auch nicht in den Jahren ihrer Ehe. Eine atemberaubende Entdeckung, ein kurzer Blick ins Paradies, ein Erwachen …
    „Du siehst also ein, dass meine Entscheidung richtig ist. Er ist ein kaltblütiger Mörder, Julia, ein …“
    „Heath Boscastle?“, entfuhr es ihr in ungläubigem Entsetzen, worauf Russell sie mit einem strafenden Blick aus seinem unversehrten Auge bedachte.
    „Nein. Nicht Boscastle. Hör mir doch zu! Ich spreche von dem Mann, den ich seiner gerechten Strafe zuführen will. Der französische Spion, der droht, mich zu töten, Armand Auclair.“
    „Ach so, der“, murmelte sie schuldbewusst. „Aber wieso? Wieso lässt du zur Abwechslung nicht mal einen anderen den Helden spielen?“
    Dabei kannte sie die Antwort bereits. Russell sollte für seine Tapferkeit in der Leichten Kavallerie in den Rang eines Viscounts erhoben werden. Er hatte sich großen Gefahren ausgesetzt, um seine Brigade zu schützen, Gefahren, die nach Julias Einschätzung geradezu tollkühn gewesen waren. Mit seinen Heldentaten hatte er allerdings die Aufmerksamkeit des großen Feldmarschalls Wellington auf sich gezogen, und in gut unterrichteten Kreisen sprach man bereits darüber, dass Sir Russell eine glänzende politische Zukunft winkte. Sie wusste, dass ihm diese Karriere immens viel bedeutete, die sie ihm auch von ganzem Herzen gönnte.
    Er erfüllte alle Voraussetzungen eines erfolgreichen Politikers, während Julia allerdings an ihren Fähigkeiten zweifelte, die gesellschaftlichen Verpflichtungen der Gattin eines Politikers wahrzunehmen. Darin hatte sie keine Übung. Es war zu befürchten, dass sie sich in einem Monsunsturm besser bewährte als in der Londoner Gesellschaft. Sie war zu sehr daran gewöhnt, das zu tun, wonach ihr der Sinn stand. Hätte sie mit ihrem Gemahl, einem Offizier der Dragoner, in Kalkutta gelebt und nicht in einem Bungalow in einem abgelegenen indischen Landstrich, wäre sie wohl besser auf ihre Rückkehr auf die gesellschaftliche Bühne in London vorbereitet.
    Sie hatte Sir Adam Whitby geheiratet, einen knappen Monat nachdem sie ihn beim Pferderennen in Ascot kennengelernt hatte. Ihr Vater hatte der Verbindung zugestimmt, froh und erleichtert, sie unter der Haube zu wissen, zumal viele ihrer Verehrer in den Krieg gezogen waren. Adam war liebenswürdig, aufmerksam und völlig vernarrt in sie und hätte ihr niemals wissentlich wehgetan, und das hatte er auch nicht, bis zu seinem Tod. Er hatte sie zwar vernachlässigt, aber das war nicht absichtlich geschehen.
    Wie so viele junge Engländer träumte er davon, in Indien seinen Militärdienst zu absolvieren und es dort zu Ansehen und Wohlstand zu bringen. Ständig hatte er Julia davon vorgeschwärmt, die ihm in ihrer Abenteuerlust begeistert gefolgt war, obwohl das Paar eine Sondergenehmigung der Armee brauchte, um heiraten zu können.
    In Indien war sie grenzenlos einsam gewesen und hatte sich bald nach dem verregneten grünen England und nach ihrem Vater gesehnt. Sie hatte ein gutes Leben und sehr viel Freiheit, aber die Zeiten mit Adam waren meist nur flüchtige, gestohlene Stunden. Sie waren drei Jahre verheiratet gewesen, als er bei einem Aufstand umgekommen war. Ein neuer Lebensabschnitt hatte für sie begonnen, sie fing ganz von vorne an und musste feststellen, welche Schwierigkeiten damit verbunden waren.
    Sie konnte nicht einfach ihre frühere gesellschaftliche Position wieder einnehmen. Die meisten ihrer Freundinnen waren verheiratet und zogen bereits Kinder groß. Ohne Russells Rückhalt hätte sie gewiss noch immer Mühe, sich zurechtzufinden. Er hatte ihr Beistand geleistet, als sie

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