Wie es Euch gefaellt, Mylady
darauf verließ er summend das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Hermia kroch unter dem Schreibtisch hervor, richtete sich ächzend auf, strich glättend über das rote Kleid und zupfte die riesige Taftschleife zurecht. „Ein höchst anregendes Erlebnis.“
Heath kam auf die Füße und musterte sie finster. „Anregend ist kaum die treffende Bezeichnung für eine Straftat.“
„Das war doch keine Straftat“, verteidigte Julia ihre Tante. „Odham hat uns geradezu persönlich dazu eingeladen.“
Heath schnaubte verächtlich. „Wirklich feine Damen seid ihr, du und deine Tante.“
„Wartet, ich sehe nach, ob die Luft rein ist“, sagte Hermia völlig ungerührt. „Sie haben doch Erfahrung als Spion, Boscastle, und verstehen, was ich meine.“
„Ehrlich gestanden, nein. Und ich will auch nichts damit zu tun haben.“
„Ich auch nicht“, flüsterte Julia ihm über die Schulter zu. „Aber sie ist meine Tante, und ich lasse nicht zu, dass man ihr Unrecht tut.“
Er drehte sich um und musterte ihr Gesicht forschend im Halbdunkel. Sie war wirklich eine wilde Schönheit, das feuerrote Haar, die großen ausdrucksvollen Augen, der helle seidige Teint. Aber es war nicht nur ihr Äußeres, das ihn faszinierte. Sie war eine starke Persönlichkeit, klug und warmherzig. Unwillkürlich fragte er sich, ob Russell das zu schätzen wusste. „Ich darf doch annehmen, die Damen haben sich solche Heimlichkeiten nicht zur Gewohnheit gemacht.“
„Dies ist unser erster Einbruchsversuch, ob du es glaubst oder nicht.“
Er zog die Bleistiftskizze aus der Westentasche, die Julia im Flur verloren hatte. „Hoffentlich auch der letzte.“
Ein sibyllinisches Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. „Für gewisse Erfahrungen reicht ein einziges Mal, findest du nicht auch? Zumal für solche, die verboten sind.“
Er wusste, worauf sie anspielte. Sein Herz schlug schneller. „Dem muss ich widersprechen. Eine Kostprobe ist doch eher appetitanregend.“
„Wie gut, dass mein Appetit sich in Grenzen hält und ich mir nicht viel aus Essen mache.“
„Vielleicht weißt du gar nicht, wovon du sprichst“, entgegnete er samtweich.
Sie zog eine Braue hoch. „Vielleicht mache ich mir nichts aus solchen Genüssen.“
Er musste lächeln. Bislang hatte er sich noch mit keiner Frau in Wortgefechten gemessen, ohne den Sieg davonzutragen. Eine erregende Herausforderung.
„Kommt endlich“, zischte Hermia an der Tür. „Eure Bekanntschaft könnt Ihr später auffrischen.“
Hermia öffnete die Tür, spähte in den Flur und verschwand. Heath schüttelte den Kopf und fragte sich verwirrt, wie er eigentlich mitten in dieses weibliche Komplott geraten war.
Er wandte sich zu Julia um. „Was sollte das eigentlich? Du erwartest doch nicht wirklich von mir, dass ich glaube, der harmlose alte Aldric erpresse deine Tante?“
„Aber es stimmt“, versicherte sie achselzuckend.
„Dann sollte sie den Fall den Behörden melden. Es ist doch keine Lösung, wenn sie mit deiner Unterstützung seinen Schreibtisch aufbricht.“
„Das ist kein Fall für die Behörden“, entgegnete Julia schnippisch. „Es ist eine persönliche Angelegenheit. Aldric droht, Hermias frühere Liebesbriefe zu veröffentlichen, wenn sie nicht auf seine Forderungen eingeht.“
„Aber das ist …“ Heath stockte mitten im Satz. Gesellschaftlicher Klatsch hatte ihn nie interessiert, aber nun wurde er doch neugierig. „Und wie kam er in den Besitz ihrer Briefe?“
Julia seufzte. „Sie hat die Briefe an Aldric geschrieben.“
Heath unterdrückte ein Schmunzeln. „Ist das wirklich dein Ernst?“
„Ich fürchte ja. Vor Jahren hatten Aldric und Hermia eine stürmische Liebesaffäre, musst du wissen. Und sie hatte leichtsinnigerweise gewisse pikante Details dieser Affäre in ihrer Korrespondenz erwähnt.“
Sie blickte ihm bohrend in die Augen, als wolle sie ihn warnen, gewisse Details aus ihrer kurzen Episode auszugraben. Seine Miene blieb ausdruckslos.
„Und Aldric droht nun, diese Briefe zu veröffentlichen, wenn sie ihm nicht eine hohe Summe dafür bezahlt?“, fragte er und bemühte sich um einen entrüsteten Tonfall.
„Nein.“ Julia drängte sich an ihm vorbei. „Nicht ganz. Er droht, ihre Liebesaffäre publik zu machen, wenn sie ihn nicht heiratet.“
Diese Erklärung hätte er zwar nicht erwartet, aber sie passte besser zu Aldric als das Bild eines gemeinen Erpressers. Ein in die Jahre gekommener Earl - verrückt nach einer korpulenten,
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