Wie es Euch gefaellt, Mylady
du hast eine heimliche Verehrerin.“
Mit einem schiefen Lächeln versuchte er, sich sanft aus den Armen des Äffchens zu befreien. „Sie bringt mich direkt in Verlegenheit.“
„Sag bloß nicht, das sei das erste Mal, dass du Schwierigkeiten hast, eine Dame loszuwerden.“
„Die Damen, mit denen ich es bisher zu tun hatte, rochen etwas besser“, entgegnete er und rümpfte die Nase. „Und sie waren auch nicht so behaart.“
Julia griff in seine Jacke, um ihm zu helfen. „Nun komm, du ungezogenes Mädchen, du machst das Hemd seiner Lordschaft schmutzig.“
Unvermutet hatte die Affendame genug von dem Spiel, kletterte auf Heaths Schulter und sprang mit einem weiten Satz einem anderen Herrn in die Arme und wurde mit wieherndem Gelächter der Umstehenden empfangen. Heath wischte sich den Schmutz von seinem taubengrauen Frack, und Julia lachte belustigt.
„Launisches Ding“, sagte sie. „Sie hat bereits Ersatz für dich gefunden.“
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Ich glaube eher, ihr neuer Freund hat eine Tüte Zuckermandeln in der Tasche.“
„Schade, dass die Frauen, die ich kenne, nicht so leicht zufriedenzustellen sind.“
„Willst du etwa sagen, dein Charme reiche nicht aus?“
„Ich fürchte nein.“
In der warmen Nachmittagssonne spazierten sie durch den Garten, vorbei an jungen Paaren, die auf dem Rasen tanzten, begleitet von den Klängen der Musikkapelle auf einem Podium.
„Wer sind sie eigentlich?“, fragte Julia nach einer Weile.
Er warf einen suchenden Blick über die Schulter. „Wer …“
„Deine Frauen.“ Auf dem unebenen Kiesweg stolperte sie und stieß leicht gegen ihn. „Ich spreche von Frauen. Stell dich nicht so an, du weißt genau, was ich wissen will.“
Er lächelte. „Ja, ich weiß.“ Es machte ihm sichtlich Spaß, sie auf die Folter zu spannen.
„Dann willst du es mir wohl nicht sagen?“
„Was denn?“, fragte er und nahm ihren Arm, bevor sie wieder stolperte.
„Den Namen der Dame, die dein trügerisches Herz gefangen hält.“
Er blieb jäh stehen und sah sie an. Die Kapelle im Hintergrund spielte schneller. Verblüfft fixierte er Julia. Sie war entwaffnend in ihrer Offenheit. Aber war ihre Beziehung nicht von Anfang an entwaffnend offen gewesen? War es da nicht nur folgerichtig, dass sie es auch jetzt noch war? Heath wusste nicht, wie er es hätte verhindern können.
„Wer sagt, dass ich verliebt bin?“
„Bist du nicht verliebt?“, fragte sie zurück.
„Bin ich verliebt?“
Sie seufzte resigniert. „Ach, es ist sinnlos. Warum holst du mir nicht ein Glas Champagner? Offenbar bekomme ich keine ehrliche Antwort von dir.“
„Gute Idee.“ Er genoss es sichtlich, sie im Ungewissen zu lassen. Wusste er doch selbst nicht, wieso er sich nie verliebt hatte. „Wenn ich zu lange fortbleibe, bin ich vermutlich mit der reizenden Affendame durchgebrannt.“
Neben den Gästen, die sich um das kalte Büffet drängten, bot ein Diener Champagner auf einem Tablett an. Heath griff nach einem Glas und wollte sich zurückziehen, ehe ihn jemand ansprach. Auf dem Rückweg begegnete er bedauerlicherweise Lucy Harrington, die ihm an einer Buchsbaumhecke auflauerte.
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Reizend, Sie zur Abwechslung mal angezogen zu sehen? Wie gefällt Ihnen das Gartenfest? Vermutlich weniger anregend als ihre Liebesnacht mit Althorne? Eine Frechheit, ihn nach der letzten peinlichen Begegnung anzusprechen, nachdem er sie nackt gesehen hatte.
„Guten Tag, Lady Harrington“, grüßte er mit einem verbindlichen Lächeln und hielt das Champagnerglas hoch. „Ich würde gerne mit Ihnen plaudern, aber ich werde erwartet. Übrigens reizende Begegnung letzte Nacht.“
Sie trat ihm in den Weg. „Wagen Sie es bloß nicht zu fliehen, Boscastle.“ Ihre Stimme klang gehetzt.
„Aber Lady Harrington“, entgegnete er gelassen. „Ehrlich gestanden, ich habe nicht den Wunsch, mich in Ihre Privatangelegenheiten einzumischen. Im Moment habe ich genug damit zu tun, mit einer anderen von Russells Frauen fertig zu werden.“ Und damit sprach er die Wahrheit.
„Haben Sie es ihr gesagt?“, fragte sie und klang eher ängstlich als drohend.
Er verengte die Augen. Alle Gäste konnten die beiden sehen, und obgleich es ihm völlig einerlei war, was man von ihm dachte und redete, wusste er, dass Julia sie beobachtete. Er wollte ihren Argwohn nicht wecken, wollte sie auch nicht kränken, ebenso wenig wie Lucys verknöcherten Ehemann. Gott bewahre, am Ende
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