Wie es Euch gefaellt, Mylady
ich sie dann erpressen, damit sie mich heiratet?“
„Diese Logik begreife ich nicht.“
„Wer redet denn von Logik? Herrgott, ich bin doch kein Unhold, Boscastle, nur ein Mann, der hoffnungslos in die grausamste und begehrenswerteste Frau in ganz England verliebt ist.“
Heath lehnte sich zurück. Wieder ein Beweis seiner Theorie: Menschliches Verhalten war unvorhersehbar und folgte keiner logischen Gesetzmäßigkeit. „Wir sprechen doch von Lady Dalrymple?“
„Von wem denn sonst?“, knurrte Odham und lehnte den Kopf gegen die Polster. „Offenbar haben Sie noch nie den Verstand wegen einer Frau verloren, wie? Nein, Sie nicht. Sie sind ja für Ihre Zurückhaltung berühmt. Wenn ich überlege, so habe ich nie etwas über Ihre Affären in der Zeitung gelesen. Offenbar die rühmliche Ausnahme in der Boscastle-Familie, wie?“
„Nur weil mein Privatleben nicht in den Klatschspalten der Times auftaucht, heißt das nicht, dass ich keines habe.“
„Ich wollte Sie nicht kränken. Wäre ich nur in meiner Jugend so vernünftig gewesen wie Sie. Wäre ich diskreter gewesen, hätte ich Hermia vielleicht nie verloren. Die Frau ist eine Göttin. Ich bin ihren Reizen verfallen.“
Heath verkniff sich ein Schmunzeln. Hermia überragte ihren Verehrer um Haupteslänge und brachte etwa das Doppelte seines Gewichts auf die Waage. „Soweit ich unterrichtet bin, hat Lady Dalrymple nicht den Wunsch, Sie zu heiraten.“
„Dummes Zeug. Die Frau ist verrückt nach mir.“
„Wenn das so ist, weiß sie ihre Gefühle geschickt zu verbergen“, entgegnete Heath.
„Sie ist störrisch wie eine Ziege.“
„Ist sie nun eine Ziege oder eine Göttin? Sie sollten sich entscheiden.“
Odham rieb sich verzweifelt die Stirn. „Ich tue alles, um sie für mich zu gewinnen. Alles. Können Sie das verstehen?“
Heath zog eine schmerzliche Grimasse. „Ich fürchte ja.“
„Dann sind wir uns einig - Sie stehen auf meiner Seite?“
Weibliche Stimmen wurden im Korridor laut. Heath beugte sich vor. „Wir sind uns keineswegs einig. Ich will mich nicht in Ihre Angelegenheiten hineinziehen lassen.“
„Wir Männer müssen zusammenhalten.“
Heath schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn es darum geht, ältere Damen durch Erpressung zur Heirat zu zwingen. Ich käme mir dabei grausam vor - und lächerlich.“
Odham sprang federnd auf die Füße. „Ich kann ohne sie nicht leben - ich werde sie bis zu meinem letzten Atemzug verfolgen.“
„Nehmen Sie sich zusammen, Odham! Die Damen stehen bereits an der Tür. Wenn Sie Hermia erobern wollen, sollten Sie eine klügere Methode finden, schlage ich vor.“
8. KAPITEL
Das Gartenfest begann gegen zwei Uhr nachmittags in einem Dorf in der Nähe von London. Heath hatte sich eine Teegesellschaft im kleinen Kreis vorgestellt, bei der er Julia im Auge behalten konnte, und hatte insgeheim gehofft, eine Gelegenheit zu finden, mit ihr über das Arrangement der nächsten vier Wochen zu sprechen. Er hatte sich gründlich geirrt. Es war ein großes Fest mit etwa dreihundert geladenen Gästen. Der Zeremonienmeister hatte sich die Kehle heiser geschrien, bevor er am Ende der Gästeliste angelangt war.
Julia, Hermia und Odham sahen einem Kricketspiel zu und spielten anschließend eine Runde Kugelwerfen auf dem Rasen. Heath bemühte sich, eine Weile mitzuspielen, war aber mehr daran interessiert, Julia zu beobachten, und das nicht nur aus Pflichterfüllung. Sie sah hinreißend aus in einem blassgelben Kleid, das ihr feuerrotes Haar und ihren golden überhauchten Teint vorteilhaft zur Geltung brachte. Nachdem die Spiele zu Ende waren, ließ Lady Beacom, ihre Gastgeberin und Nichte des Earl of Odham, ihre fünf Äffchen bringen, die sich rasch aus ihren Weidenkörben befreiten und zur allgemeinen Erheiterung der Gäste eine heillose Verwüstung auf den langen, festlich gedeckten Tischen anrichteten. Diese ungeplante Unterhaltungseinlage bildete den Höhepunkt des Nachmittags.
Einige Damen kreischten in gespieltem Entsetzen und ergriffen die Flucht. Heath und Julia fingen zwei Äffchen ein, wobei ein Weibchen sich so sehr zu Heath hingezogen fühlte, dass es ihn nicht mehr loslassen wollte, als seine Herrin die drallen bleichen Arme nach dem Tier ausstreckte.
„Du undankbares Wesen“, rief Lady Beacom in hellem Entzücken. „Das könnte dir so passen, dir den begehrtesten Junggesellen in ganz London zu angeln.“
Julia lachte, als die Affendame ihr Köpfchen in seine Jacke steckte. „Ich glaube eher,
Weitere Kostenlose Bücher