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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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dachte der alte Trottel noch, er habe eine Affäre mit seiner treulosen Ehefrau. Heath fand den alten Harrington eigentlich ganz sympathisch, und außerdem hatte er aus Prinzip keine Affären mit verheirateten Frauen.
    „Keine Sorge“, sagte er gelangweilt. „Ihr schmutziges kleines Geheimnis ist bei mir gut aufhoben. Ich spreche mit keiner Menschenseele über das nette Abschiedsgeschenk, das Sie Russell gestern Nacht gemacht haben.“
    Sie atmete erleichtert auf. „Es war nicht das erste Mal, müssen Sie wissen.“
    Er blickte über ihren Kopf hinweg in die Ferne, seine Aufmerksamkeit war abgelenkt. Er hatte soeben einen dunkelhaarigen jungen Mann hinter Julia entdeckt, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Sie entfernte sich von ihm, als sei ihr seine Nähe unangenehm. Er ließ sich nicht beirren und blieb ihr auf den Fersen, obwohl er sich einen Weg durch eine Gruppe bahnen musste.
    „Haben Sie gehört, was ich sagte, Boscastle?“, fragte Lucy spitz.
    Er wandte sich ihr gereizt zu. „Ja. Es war nicht das erste Mal. Na und? Was soll dieses Geständnis?“, fragte er ungeduldig. „Ich bin kein Priester, wie Sie wissen, und wir sind hier auf einem Gartenfest und nicht bei der Beichte.“
    „Seit ein paar Jahren treffe ich mich gelegentlich mit Russell, aber ich erklärte ihm, dass es aufhören muss, sobald er verheiratet ist. Ich denke … nun ja, ich habe gehört, er habe eine andere ständige Mätresse.“
    „Eine ständige Mätresse? Ist das nicht ein großer Wiederspruch in sich?“
    „Ich jedenfalls trenne mich von ihm“, verkündete sie pikiert.
    „Gratuliere!“ Heath hob das Glas und prostete ihr zu.
    Er wunderte sich, wieso er unversehens in die Abgründe menschlichen Fehlverhaltens geraten war. Er hatte es sich zur Regel gemacht, sich nicht in die Liebschaften anderer hineinziehen zu lassen. Die heimlichen Affären seiner Bekannten interessierten ihn nicht, mehr noch, sie widerten ihn an.
    Julia hingegen interessierte ihn weit mehr, als er sich eingestehen wollte. Er fühlte sich an ihrer Stelle gekränkt von Russells Verhältnis mit dieser Frau. Wieso gab ein Mann, der Julia heiraten wollte, sich mit einer dummen Gans wie Lucy ab?
    „Woher wissen Sie eigentlich, dass er eine ständige Mätresse hat?“, fragte er, plötzlich neugierig geworden.
    „Ich weiß, was ihm Vergnügen bereitet“, antwortete Lady Harrington bitter. „Russell will eine Ehefrau aus einem Grund und eine Geliebte aus einem anderen.“
    Was nicht erklärte, welchen Platz sie in seinem Leben einnahm. Heath lächelte dunkel. „Julia war bereits verheiratet. Ich könnte mir denken, dass auch sie weiß, was einem Mann Vergnügen bereitet.“
    Lady Harrington spitzte die Lippen zu einem säuerlichen Lächeln. Heath verabschiedete sich mit einer galanten Verneigung und brachte Julia das Champagnerglas in der erhobenen Hand wie eine Trophäe. Offensichtlich hatte seine letzte Bemerkung Lucy etwas zum Nachdenken gegeben. Allerdings begaben sich damit auch seine Gedanken auf gefährliche Abwege. Er hatte keine Ahnung, was in ihn gefahren war, warum er den Drang verspürt hatte, Julia zu verteidigen. Dadurch hatte er bei Lady Harrington womöglich den Eindruck erweckt, sie sei in der Kunst der Liebe erfahren wie eine Konkubine. Hatte er ihr damit geschadet? Oder hatte er selbst insgeheim diesen Eindruck von ihr?
    „Warum hast du dich mit dieser Frau unterhalten?“, fragte Julia mit verhaltener Neugier.
    Er musste vorsichtig sein. Frauen hatten in gewissen Dingen beinahe hellseherische Gaben. „Ich kenne ihren Ehemann.“
    „Russell kennt ihn auch. Meiner Meinung nach hat Lucy Harrington sehr vielseitige Interessen, wenn du verstehst, was ich meine.“
    Er reichte ihr das Champagnerglas, sie nahm einen tiefen Schluck, und er hoffte inständig, sie würde ihm keine weiteren Fragen stellen. Er war ein schlechter Lügner, wollte sie nicht täuschen, ihr aber auch keinesfalls alles sagen. „Wie gut kennen die beiden sich denn?“, fragte er leichthin, während er an ihrer Seite zu einer Steinbank schlenderte, halb versteckt unter blühenden Sträuchern.
    Julia sank auf die Bank und blickte sinnend auf ihre Schuhe, zierliche indische Pantoffel aus Goldbrokat mit hochgebogenen Spitzen, wie eine Märchenfee sie tragen würde. Ein ungewöhnliches Schuhwerk, ganz und gar nicht der Londoner Mode entsprechend, aber sie passten zu Julias Abenteuergeist und ihrem Sinn für Humor und waren farblich perfekt abgestimmt zu ihrem gelben

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