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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Heath. „Lässt du auch Boscastle in den Garten? Oder verbringt er die Nacht hier?“
    Julia lächelte belustigt. „Bleibst du über Nacht, Boscastle?“
    „Ja, er bleibt“, antwortete er schmunzelnd. „Ich bleibe, Hermia. Und mit Ihrer Erlaubnis, meine Damen, habe ich Verstärkung mitgebracht. Einen meiner Diener.“ Schuldbewusst erinnerte er sich, dass Hamm geduldig draußen in der Kutsche wartete und Ausschau nach unerwünschten Besuchern hielt.
    „Ein Übernachtungsgast?“ Hermia zog die Brauen hoch. „Übermorgen trifft sich unser Malclub wieder. Und ihr beide solltet jetzt endlich zu Bett gehen.“
    „Der Malclub?“, knurrte Heath verdrießlich.
    Julia begann zu lachen. „Vielleicht kann dein Diener uns Modell stehen.“
    Heath überhörte geflissentlich ihre Bemerkung. Ihn erwartete keine geruhsame Nacht mit Hamm als Zimmergenossen, der gefürchtet war für sein unerträgliches Schnarchen. Aber wenigstens war Julia in Sicherheit, und das war im Augenblick wichtiger als alles andere.
    Julia hatte bereits eine Tasse Tee getrunken, als Heath am nächsten Morgen den Frühstücksraum betrat. Sie lächelte ihm entgegen. Sie hatte gestern Nacht geahnt, dass ihn etwas bedrückte, und er bestätigte ihren Verdacht, als sie ihm eine Tasse einschenkte und er ein Stück Brot mit Butter bestrich.
    „Auclair ist also in London“, sagte sie nachdenklich, nachdem er ihr berichtet hatte, was er von Hartwell erfahren hatte. „Ein beängstigender Gedanke, dass er die ganze Zeit in England war, ohne dass ein Mensch davon wusste.“
    Er nahm einen Schluck Tee. „Deine Eingebung war von Anfang an richtig.“
    „Und Russell weiß nichts davon?“, fragte sie besorgt. Sie hatte zwar nicht mehr die Absicht, ihn zu heiraten, aber in Gefahr wollte sie ihn nicht wissen.
    „Mittlerweile hat er vermutlich davon erfahren.“
    „Dann kommt er bald zurück“, sagte sie gedehnt.
    Heath betrachtete sie im grauen Licht des verregneten Morgens, und Julia spürte die Hitze seines eindringlichen Blicks. Seltsam, Heath war ein Mann, der auf seiner Jagd nach Verbrechern in Kleidern schlief und am nächsten Morgen frisch und gepflegt aussah wie aus dem Ei gepellt.
    „Er wird dich mir nicht wegnehmen“, sagte er.
    „Wie fühlst du dich nach dieser kurzen Nacht?“, fragte sie beiläufig.
    Er stellte die Tasse ab. „Ausgezeichnet. Ist dir die Bedeutung dessen klar, was ich grade gesagt habe?“
    Sie nickte bedächtig. „Ich glaube ja.“ Wenn sie in seine unergründlichen Augen blickte, könnte sie glauben, sie habe nur geträumt, was gestern Nacht zwischen ihnen gewesen war. „Jedenfalls habe ich begriffen, dass die Gefahr nicht zu unterschätzen ist.“
    „Gut“, bestätigte er mit rauer Stimme.
    Es gab mehrere Gefahren. Die Gefahr, die von Auclair ausging, die Gefahr einer Affäre zwischen Heath und ihr und nicht zuletzt die Gefahr der Folgen dieser Affäre.
    Heath aber war der einzige Mann in ihrem Leben, der sich wirklich bemüht hatte, sie zu verführen, und darauf verstand er sich meisterhaft. Ihr Ehemann Adam hatte die Kunst der Verführung nicht nötig und vermutlich auch keine Ahnung davon gehabt. Sie war eine unerfahrene, störrische junge Frau gewesen, die überstürzt geheiratet und gelernt hatte, sich mit ihrer unbesonnenen Wahl abzufinden. Adam hatte sie vernachlässigt, aber er war gewiss nicht kaltherzig und grausam gewesen. Seine Leidenschaft galt seiner Offizierskarriere, für die er schließlich sein Leben gegeben hatte.
    Russell hatte sich erst gar nicht mit dem Gedanken an Verführung abgegeben. Sie zu umwerben und erobern, ja. Ihn interessierte lediglich das Jagdfieber. Aber Julia hatte nie den Eindruck gehabt, er begehre sie um ihretwillen. Die Erbschaft ihres Vaters war gewiss ein großer Anreiz für ihn. Russell hatte sie stets zuvorkommend behandelt und empfand zumindest Zuneigung für sie. Aber unterdessen war ihr klar geworden, dass ihn mit seiner Geliebten eine weit größere Leidenschaft verband. Er hatte Julia nie das Gefühl gegeben, reizvoll und begehrenswert zu sein, machte sich vermutlich keine Gedanken darüber, ob sie zueinander passten oder nicht. Nein, dieses Leben wollte sie nicht führen; sie wünschte sich mehr von einer Ehe, als er ihr bieten konnte.
    „Gefahr“, meinte sie nachdenklich und stand auf, um Heaths Tasse nachzufüllen. „Ich bin eigentlich an Gefahren gewöhnt, nachdem ich ein paar Jahre in Indien gelebt habe, in einem Land, in dem überall Gefahren lauern.“ Sie

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