Wie es mir gefaellt
vor Kälte rosigen Ohren geklemmt. »Ich krieg nämlich gleich
Frostbeulen.«
Kein Wunder. Sie hatte ihren braunen
Faltenrock am Bund so oft umgeschlagen, dass er kaum mehr ihre Pobacken
bedeckte. Elises Outfit war immer schon ein Mix aus »Höhere Tochter trifft
billige Schlampe« gewesen, tendierte in letzter Zeit aber auffällig in
Richtung Schlampe.
»Wir könnten doch alle zu uns nach
Hause gehen«, schlug Jenny glücklich vor. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben
noch nie so... begehrt gefühlt. »Vielleicht ist mein Dad da. Er ist schon ganz wild darauf, dich
endlich kennen zu lernen, Leo.«
Dan grinste in sich hinein und folgte
den beiden die Fifth Avenue entlang zur Ecke 96. Straße. Er freute sich schon
darauf, wie sein Vater Leo in der Luft zerreißen würde.
Elise, die sich die Ärmel ihres rosa
Pullis über die eiskalten Hände gezogen hatte, trippelte neben ihm her. »Wow,
und du bist also so ein richtig echter Dichter«, sagte sie, als der Bus vor
ihnen hielt. Jenny und Leo stiegen ein und kuschelten sich Händchen haltend auf
eine Sitzbank. Dan rutschte in die Reihe hinter ihnen und Elise setzte sich
neben ihn. »Wir haben ja kreatives Schreiben in der Schule, aber ich finde das
voll scheiße«, erzählte sie. »Unsere Lehrerin tut immer so, als hätte jeder
Millionen von tollen Ideen und müsste sie einfach nur aufschreiben. Aber wenn
wir im Unterricht was schreiben sollen, fällt mir nie was ein. Kennst du das?«
Nein, das kannte Dan nicht. Für ihn war
jeder Aufsatz ein Geschenk des Himmels. Er quoll so über vor Ideen, dass er gar
nicht die Zeit hatte, alle aufzuschreiben. Trotzdem fand er es ziemlich
erfrischend, sich mit jemandem zu unterhalten, der ihn als richtig echten Dichter betrachtete.
»Ich hab gerade erfahren, dass ich in
den Osterferien ein Praktikum beim Red Letter machen kann. Das finde ich natürlich
ziemlich genial. Man weiß ja, dass solche Praktika echt extrem rar sind.«
Elise legte den Kopf schräg und presste
die Lippen aufeinander. »Red was?«
»Red Letter. Du weißt schon. Die angesagteste Avant- garde- Literaturzeitschrift der Welt.«
»Oh.« Elise musterte ihn verstohlen von
der Seite, um festzustellen, ob er im Profil noch knuffiger aussah.
Doch ja, irgendwie schon. Besonders mit
seinen hippen neuen Koteletten.
»Kann ich mal ein paar von deinen
Gedichten lesen?«, fragte sie mutig.
Jenny fuhr herum, als sie das hörte.
Elise flirtete also mit ihrem Bruder. Sie sah zu Leo rüber und überlegte, ob
sie es ihm zuflüstern sollte, aber Leo hatte keinen Spaß daran, über andere
Leute zu reden.
Und jetzt bitte alle im Chor:
L-a-n-g-w-e-i-l-e-r.
Plötzlich beugte sich Leo zu ihr.
»Siehst du den Pelzmantel von der Frau da vorne?«, flüsterte er. »Der ist zwar
nicht echt, aber man sieht an der Farbe, dass er von J. Mendel ist. Die meisten
falschen Nerze sind komplett in einem Ton eingefärbt, ein echter Nerz hat aber
ganz viele verschiedene Farbtöne im Fell. Und das kriegt J. Mendel am besten
hin.«
Jenny betrachtete den Mantel der Frau
und überlegte, wie sie diese Bemerkung einordnen sollte. Irgendwie ungewöhnlich,
dass sich ein Junge für falsche Pelze interessierte. Ihr fiel ein, dass sie
noch gar nicht darüber gesprochen hatten, was seine Eltern beruflich machten.
Vielleicht importierten sie ja exotische russische Pelze oder waren Wilderer
oder so was in der Richtung.
»Woher...?« Sie drehte sich fragend zu
ihm um, aber sie donnerten gerade durch den Central Park, und Leo starrte aus
dem Fenster und schien so tief in Gedanken, dass sie ihn nicht stören wollte.
Jenny versenkte sich in die schwarze Höhle seines linken Ohres und fragte sich,
ob er vielleicht schwerhörig war und deshalb so leise redete. Dann entdeckte
sie eine kleine Narbe an seinem Hals, vielleicht hatte er mal Windpocken
gehabt, oder es war eine Schusswunde.
Sie drückte seine Hand noch inniger. Es
war herrlich, einen Leo zu haben, einen wilden, geheimnisvollen Leo .
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