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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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unbeholfene Sprache eines literarischen Neulings erwartet. Stattdessen hatte man ihm ein gelungenes Stück Prosa präsentiert. «Ich bin sehr beeindruckt», sagte er. «Ich habe kaum – »
    «Geglaubt, dass ich dazu fähig sei?»
    «Das möchte ich so nicht sagen. Allerdings klingt dieser Text ungemein flüssig.»
    «Unsinn, Charles, in Williams Alter hat Milton bereits Oden gedichtet.»
    «Ach, Oden habe ich auch geschrieben!» Ireland bot Charles die Stirn. «Das verdanke ich teilweise Ihnen, Mr Lamb. Ich bewundere Ihre Essays in den Westminster Words. Ich würde nicht wagen zu behaupten, dass ich Ihren Stil getroffen habe, aber inspiriert hat er mich.»
    «Das ist ein großes Kompliment, Charles. Bedanke dich bei William dafür.»
    Charles streckte ihm seine Hand hin. William ergriff sie schwungvoll.
    «Sir, glauben Sie also, dass man diesen Essay einreichen kann?»
    «Natürlich. Außerdem bin ich überzeugt, dass Mr Law ihn annehmen wird. Darf man das ganze Gedicht zitieren?»
    «Etwas anderes ergäbe keinen Sinn.»
    Mary setzte sich neben Charles auf den Diwan, umarmte ihn und rief: «Das ist ein Sonnentag in unser aller Leben.»
    Bei diesem merkwürdigen Ausdruck nahm Charles sie näher in Augenschein. Mary wirkte heiter, ja beinahe selbstvergessen, und bedachte William mit seltsam inbrünstigen Blicken.
     
     
    Genau dieses Bild spukte Charles im Kopf herum, während er in Gesellschaft von Tom Coates und Benjamin Milton im Billiter Inn saß. Inzwischen machte er sich mehr denn je Sorgen um Marys Gesundheit. Seit ein paar Tagen hatte sie starke Hustenanfälle und war danach jedes Mal ganz schwach und rang nach Luft. Obendrein hatte sie Fieber bekommen. Ihre Augen glänzten, ihr Gesicht war heiß und trocken. Charles schob es auf den bevorstehenden Wechsel der Jahreszeiten.
    Vor ihnen standen drei Krüge Stingo.
    «Hollaho, Herr Watteau!» Tom Coates hob seinen Krug und stieß mit Benjamin Milton an.
    «Auf euer ganz Spezielles, meine Herren.» Charles hob seinen Krug. «Und jetzt verratet mir mal, womit wir uns die nächste Zeit vertreiben sollen.»
    «Wir können uns unterhalten.»
    «Nein, nicht hier und heute. Ich meine damit die müßigen Sommermonate. Die Hundstage. Die Tage voller Wein und Rosen, wie Horaz sie nennt.»
    «Du sagst es. Wein trinken und Rosen genießen. Hauch aus den duftenden Atem Arabiens.»
    «Wir könnten einen Ballon mieten.»
    «Wir könnten Wedgwood-Teller bemalen.» Tom und Benjamin wollten einander unbedingt übertrumpfen.
    «Wir könnten brennbare Gase furzen.»
    «Wir könnten mit Marionetten spielen.»
    «Dazu brauchen wir wohl kaum Marionetten.» Langsam dämmerte in Charles ein vager Plan. «Wisst ihr noch, wie die Abteilung für Investorenbetreuung letztes Jahr das Theaterstück Jedermann auf seine Art aufgeführt hat? Das war ein Riesenerfolg. Man hat sogar Eintritt verlangt.»
    «Und den Erlös in Schnaps umgesetzt. Wie gewonnen, so zerronnen.»
    «Nein, das Geld ging ans Städtische Waisenhaus. Ich erinnere mich noch genau an den Brief, den ihnen Sir Alfred Lunn geschrieben hat.» Er trank einen tiefen Schluck Stingo. «Ich habe einen Plan: Wir werden ein Theaterstück geben.»
    «Was hat dich denn auf diese Schnapsidee gebracht?» Tom Coates konnte es nicht fassen.
    «Der liebe Gott.»
    «Charles, ich kann unmöglich mit Perücke und falschem Bart auf der Bühne herumspazieren. Das geht einfach nicht.» Benjamin Milton strich sich die Haare zurück. «Ich würde lächerlich aussehen. Außerdem kann ich nicht Theater spielen.»
    «Zugegeben, Ben, das ist ein Problem.» Charles war immer noch von seiner Idee begeistert. «Aber weißt du was? Das könnten wir uns zunutze machen.»
    «Und wie?»
    «Ich komme gleich darauf. Warte ein bisschen.» Er starrte zur Decke, als rechnete er jeden Augenblick damit, dass an der Stuckkante eine kleine Fee erschien. «Also, ich hab’s. Warum habe ich nicht schon früher daran gedacht?»
    «Wann hast du schon jemals an irgendetwas gedacht?»
    «Pyramus und Thisbe. Und die Mauer.»
    «Erkläre dich, Herzallerliebster mein.»
    «Die Handwerker aus dem Sommernachtstraum. Squenz. Zettel.» Er sah Benjamin an. «Du gibst einen prächtigen Schnauz ab. Diese Handwerker sind wahre Schmierenkomödianten. Wir werden ihr Rüpelspiel aufführen. Das wird phantastisch.»
    «Stimmt, das ist reine Phantasterei.» Benjamin rieb sich die Nase. «Daran besteht kein Zweifel.»
    «Merkst du denn nicht, wie witzig das ist?» Charles liebte Laientheater. Er

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