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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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Zeitschrift.
    «Warum hast du mich über dieses Gedicht nicht informiert? Warum musste ich die Sache erst aus einem Journal erfahren?»
    «Ich habe dir den Grund dafür schon erklärt. Ich wollte es so.»
    «Du wolltest es so? Kennst du denn kein Pflichtgefühl gegenüber deinem eigenen Vater?»
    «Natürlich, so weit es die Natur erlaubt. Du hast mir auf den Kopf zugesagt, ich könnte nicht schreiben. Du hast mir immer wieder wortreich klargemacht, ich würde nur zum Ladengehilfen taugen.»
    «Das hatte ich damit überhaupt nicht gemeint – »
    «Sag mal, Vater, bist du denn nicht auch deinem Sohn etwas schuldig? Du hättest mir Mut machen können.»
    «Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt – »
    «Den hat es doch noch nie gegeben. Du hättest mir Lust aufs Lernen machen können. Stattdessen musste ich mir alles selbst beibringen.»
    «Genau wie ich. Selbsterziehung – »
    « – ist die beste Erziehung. Das hast du mir oft genug gepredigt. Na schön. Du hast den Artikel gelesen. Und nun denk darüber nach, ob ich mich selbst nicht richtig erzogen habe.»
    Sogar nach dem Abendessen ging der Streit im oberen Stockwerk weiter. Rosa Ponting hatte mit der Bemerkung, sie würde sich für «diese verdammten Papiere» nicht interessieren, das Zimmer verlassen, aber in Wahrheit lauschte sie hinter der geschlossenen Tür. Sie konnte hören, wie Samuel Ireland mit dem Glas gegen seinen Teller stieß. Er war offensichtlich verärgert.
    «Mr Malone hat in dieser Angelegenheit keine Rechte. Diese Blätter sind wahre Juwelen. Die kannst du nicht einfach jedem beliebigen Menschen aushändigen.»
    «Also darum erhebst du selbst Anspruch darauf? Gehst du deshalb damit wie ein Pfandleiher hausieren? Ich habe sie gefunden. Sie gehören mir. Mit Samuel Ireland hat das alles nichts zu tun, aber auch gar nichts.»
    «William, das ist unfair. Das ist nicht gerecht. Deine Gönnerin hätte dich keines Blickes gewürdigt, wenn sie nicht gewusst hätte, dass du in meinem Geschäft arbeitest.»
    «Das stimmt nicht.»
    «Lass mich ausreden. Du bist in der Öffentlichkeit als mein Sohn bekannt. Mein Ruf steht genauso auf dem Spiel wie deiner.»
    «Na, gut, dann ziehe dich von jeder Verantwortung zurück. Unterschreibe ein Dokument, worin du jedes Interesse an dieser Angelegenheit abstreitest. Ich bin überzeugt, Rosa wird dein Dementi gern bezeugen.»
    «Warum sagst du so etwas zu mir? Die Bande zwischen Vater und Sohn sind heilig.»
    «Was mein ist, ist auch dein?»
    «Das hat damit nichts zu tun. Das ist gemein.» Schwer atmend erhob sich Samuel Ireland vom Tisch. «Vielleicht brauchst du meine Hilfe, meinen Rat. Wer weiß, was du vielleicht sonst noch alles entdeckst.»
    «Zum Beispiel einen Liebesbrief an Anne Hathaway?»
    «Bitte?» Er setzte sich rasch wieder hin.
    «Nicht direkt einen Brief, aber ein Billett, ein Liebesbriefchen. Ich konnte doch nicht zulassen, dass Mr Malone alles mitnimmt.»
    Samuel Ireland lachte laut auf. «Kompliment, William. Ich gebe mich geschlagen. Hol es her. Lass es mich sehen.»
    William zog aus seiner Brieftasche ein Stück Papier, an das mit einem dünnen Faden eine Haarlocke gebunden war, und legte es auf den Esstisch. Er hatte das Objekt mit einer zarten Seidenhülle geschützt. Vorsichtig wickelte sein Vater es aus.
    Samuel Ireland konnte die Worte auf dem Papier entziffern: «Sei getrost, dies Band hat keine raue Hand geknüpft. Dein Will allein hat es getan. Darauf versteht er sich. Kein güldner Flitterkram – und so weiter und so weiter. Entschuldige, ich bin überwältigt.»
    Die rötlichen Haare auf dem Papier waren leicht gelockt. Er scheute sich, sie zu berühren, und fragte: «Ist es echt? Sind das seine Haare?»
    «Warum nicht? Edward der Vierte hatte bei seiner Exhumierung immer noch kräftiges und sehr dunkles Haar. Er starb 1483.»
    «Fand sich dieses Briefchen zwischen den anderen Papieren? Im Haus deiner Gönnerin?»
    «Selbstverständlich. Wo sonst? Dieses Haus wird eines Tages ein Wallfahrtsort für alle wahren Shakespeare-Liebhaber.»
    « Wenn es wirklich jemand finden kann.» Beim Stichwort «Liebesbriefchen» war Rosa Ponting wieder ins Zimmer gekommen. «Lieber Himmel, William, du machst aus allem so ein großes Geheimnis. Wirklich, das macht einen doch ganz rasend. Möchtest du deinem Vater immer noch nicht erzählen, wo diese Person wohnt?»
    «Rosa, soll ich dir erzählen, wie sie sich mir gegenüber dazu geäußert hat?»
    «Na los, ich liebe Geschichten.»
    «Sie hält es

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