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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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ihm seine eigenen Worte ins Gesicht schleuderte. «Merkst du denn nichts? Das übergroße Interesse wird unzählige Besucher zu uns locken.»
    «Aber nicht, solange keiner den genauen Ort kennt.»
    «William, nimm doch Vernunft an. Wir müssen uns auf die Situation einstellen. Wir müssen die Beweisstücke an einem Ort auslegen, wo die verschiedensten Interessenten sie in aller Ruhe studieren können.»
    «Hier? Im Laden?»
    «In diesen Räumlichkeiten. Gibt es einen besseren Platz dafür? Wir haben den verglasten Ladentisch und die Regale. Im Schaufenster können wir eine Tafel mit der Aufschrift ‹Das Shakespeare-Museum› aufstellen. Gegen ein kleines Entgelt kann jeder – »
    «Nein! Das verbiete ich!»
    «Wir müssen einen kleinen Eintrittspreis verlangen. Rosa kann sich an die Ladentür stellen.»
    «Kommt nicht in Frage! Geld darf hier nicht ins Spiel kommen. Niemals!»
    Samuel Ireland war von der heftigen Reaktion seines Sohnes überrascht. «Wenn du das möchtest.»
    «Ja.»
    «Dann gibt es hierzu nichts mehr zu sagen.»
    «Gut.»
    «Nur noch eines, William. Ich bin kein wohlhabender Mann. Du kennst unsere Einnahmen. Von Büchern allein wird man nicht reich.»
    «Vater, ich werde dir nicht zuhören.»
    «Jetzt bietet sich die einzige Gelegenheit, unsere Situation zu verbessern. Shakespeare war selbst ein Geschäftsmann. Er lebte von seinen Profiten. Glaubst du, er würde uns verdammen?»
    «Vater, in dieser Angelegenheit wird nichts für Geld getan.»
    «Und wozu dann das Ganze?»
    «Für dich.»
    «Offen gestanden, das verstehe ich nicht.»
    Verlegen lachte William über sein Geständnis. «Du gleichst dem blinden Tiresias. Ein Knabe muss dich führen.»
    «Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.»
    «Daran habe ich mich gewöhnt, Vater.» Plötzlich senkte William den Kopf. «Gut, ich habe nichts dagegen, die Blätter hier auszustellen. Wenn du mir zusicherst, dass dabei kein Geld den Besitzer wechselt, werde ich sie gerne hier unter deiner Aufsicht zeigen.»
    Einen Moment ließ sein Vater den Blick durch den Raum schweifen. Mehr Besucher, das könnte auch mehr Kundschaft bedeuten. Viele Gelehrte und Literaturliebhaber würden zum ersten Mal aus Neugierde oder Passion die Holborn Passage betreten und neben den Blättern aus Shakespeares Hand auch den Ladenbestand begutachten. Letztlich entpuppte sich das Ganze doch noch als gewinnträchtiger Plan.
    «Einverstanden, William», sagte er, «ich füge mich deinem überlegenen Urteil.»
    Noch am selben Nachmittag traf auf Edmond Malones Empfehlung hin einer seiner engsten Freunde ein. Sichtlich verlegen betrat der Künstler und Karikaturist Thomas Rowlandson, ein kurzatmiger Herr mittleren Alters, unter vielen Entschuldigungen die Buchhandlung. Er trug einen himmelblauen Rock mit kastanienbrauner Weste und eine grün karierte Hose.
    «Ist das die Stätte? Ist das der Boden, aus dem Shakespeare erneut keimt? Verzeihung, aber Mr Malone hat mich hierher verwiesen. Und Sie sind Mr Ireland?»
    William streckte ihm die Hand hin, doch dann trat Samuel Ireland vor. «Wir tragen beide diesen ehrenwerten Namen, Sir.»
    «Das freut mich zu hören. Hat Mr Malone mich überhaupt erwähnt? Rowlandson, Sir.»
    «Mein Herr, Sie sind allen Shakespeare-Liebhabern bekannt.» Damit spielte der ältere Ireland auf eine Kupferstichmappe von Rowlandson nach Szenen aus Shakespeare-Dramen an. Man hatte sie in der Shakespeare Gallery abgedruckt.
    «Eine höhere Macht hat mich geleitet. Sie wissen schon, wen ich meine.»
    «Mr Rowlandson, es ist uns eine Ehre.» Jetzt schüttelte ihm Samuel Ireland die Hand.
    «Einfach nur Tom.»
    «Sie sind der erste Besucher unseres Museums. Leider sind wir noch nicht ganz darauf vorbereitet.»
    Rowlandson schwitzte ungemein. «Hätten Sie vielleicht eine Limonade? Oder ein Ingwerbier? Wie Sie sehen, bin ich ziemlich durstig.»
    «Oder etwas Stärkeres?» William hatte aus Rowlandsons Gesichtszügen auf dessen Schwachpunkt geschlossen. «Einen Whisky, Sir?»
    «Nur einen winzigen Schluck. Ein Tröpfchen mit viel Sodawasser, wenn Sie so freundlich wären. Aber wirklich nur ganz wenig.»
    William stieg nach oben ins Esszimmer, holte aus einem mit Schnitzereien verzierten Schränkchen eine Kristallkaraffe, schenkte eine ordentliche Portion ein und goss den Trunk mit einem kleinen Schluck Wasser aus einem Krug auf, der nebenan in der Küche stand. Rowlandson hatte das Glas mit wachsender Ungeduld erwartet und redete erst weiter, nachdem er es auf einen Zug

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