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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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abschreckend.
    „Deine Hochzeit?“ Jollivet schien erstaunt zu sein. „Wer will dich heiraten?“
    „Lady Willa“, antwortete Lord Wynekyn.
    „Die Dame geht dich nichts an“, warf Hugh scharf ein, doch Jollivet beachtete seinen Vetter einmal mehr nicht.
    „Welchem Geschlecht entstammt diese Lady Willa?“
    „Einzelheiten ihrer Herkunft darf ich nicht preisgeben“, erwiderte Lord Wynekyn geheimnisvoll.
    „Nun, gewiss könnt Ihr eine Ausnahme machen“, bohrte Jollivet nach und lachte unbekümmert, doch der alte Nachbar schüttelte entschieden den Kopf.
    „Es geht um ihre Sicherheit“, fügte Lord Wynekyn mit ernster Miene hinzu.
    Hugh wandte den Blick von seinem Vetter und starrte stattdessen den alten Freund seines Onkels wütend an. „Wir dürfen nicht einmal ihren Namen erfahren? Wenn ich diese Frau ehelichen soll, habe ich doch gewiss das Recht, ihren vollen Namen zu kennen.“
    „Es tut nichts zur Sache, ob ich in dieser Angelegenheit mit Euch einer Meinung bin oder nicht, Mylord, da ich ihren vollen Namen selbst nicht kenne … Und ich bin immerhin ihr Patenonkel.“
    Bei diesen Worten begann Jollivet zu kichern. „Ihr kennt nicht einmal ihren Namen, wollt aber ihr Patenonkel sein? Wie köstlich!“
    Hugh warf seinem Vetter einen wütenden Blick zu und fragte Lord Wynekyn: „Warum habt Ihr Euch bereit erklärt, ihr Patenonkel zu sein, obwohl Euch ihr Name nicht bekannt ist?“
    Der ältere Mann lächelte. „Ihr habt das Mädchen kennen gelernt. Als ich sie das erste Mal sah, war sie noch ein Kleinkind. Selbst da war sie so lieblich wie eine Prinzessin. Sie hatte große graublaue Augen und kleine goldblonde Locken. Richard führte sie mir mit geschwellter Brust vor. Er war so stolz, wie ein Vater nur sein kann, und ich nahm an, wie Ihr vermutlich auch, sie sei sein Kind. Als er sie hochhob, um sie mir zu zeigen, lächelte sie mich geradewegs an. Und als ich ihr den Finger hinhielt, umklammerte sie ihn mit ihrer kleinen Hand und gab ein niedliches Glucksen von sich.“ Er schüttelte versonnen den Kopf. „Schon damals habe ich sie ins Herz geschlossen.“
    „Ihr erklärtet Euch bereit, ihr Patenonkel zu werden, weil sie Euren Finger umklammert hielt und gluckste?“ wunderte sich Jollivet und erntete einen strafenden Blick von Lord Wynekyn.
    „Nein. Lord Hillcrest bat mich erst sehr viel später, der Patenonkel des Mädchens zu werden. Nach … dem Vorfall“, sagte er in einem beinahe geheimnisvollen Ton.
    „Welcher Vorfall?“ fragte Hugh sogleich nach.
    „Zu jener Zeit lebte Euer Onkel auf Claymorgan. Seit dem Zerwürfnis mit Eurem Vater pflegte er dort zu wohnen. Damals muss Willa ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein. Ich war des Öfteren zu Besuch auf Claymorgan und mochte das Kind von Herzen. Zufällig hatte ich Richard bei Hofe getroffen, und so ritten wir gemeinsam nach Hause. Da die Heimreise mich unweigerlich an Claymorgan vorbeiführte, gedachte ich, ein oder zwei Tage dort zu verweilen, aber als wir ankamen, war die Burg in hellem Aufruhr. Richard hatte eine Köchin, deren Tochter ungefähr so alt war wie Willa, und die beiden Mädchen waren befreundet. Sie wurden vermisst. Heimlich hatten sie sich aus der Burg gestohlen – Ihr müsst wissen, dass sie unter keinen Umständen außerhalb der Mauern spielen durften. Wie dem auch sei, sie hatten offensichtlich woanders gespielt. Bald nachdem ihr Fehlen bemerkt worden war, hatte sich die eine Hälfte von Richards Wachen auf die Suche nach den beiden gemacht. Die anderen suchten jeden Winkel der Burganlage ab.“
    „Ich vermute, man fand sie, alles war wieder gut, und dann hat mein Onkel Euch gebeten, ihr Patenonkel zu werden?“ mutmaßte Jollivet.
    Als der alte Mann traurig den Kopf schüttelte, verfinsterte sich Hughs Miene. „Nun, man muss sie ja gefunden haben, Lord Wynekyn. Ich habe Willa schließlich kennen gelernt.“
    „Oh, gewiss fand man sie“, pflichtete ihnen der alte Mann bei. „Aber es war eben nicht alles gut. Kaum hatte Eada uns berichtet, die Mädchen würden vermisst, als die Männer auch schon zurückkehrten. Der erste Mann, der das Torhaus passierte, trug ein totes Mädchen in seinen Armen, und zuerst glaubten wir alle, es sei Willa. Ich befürchtete, Richard würde einen Schlaganfall erleiden, als er die Männer in den Burghof reiten sah, aber als die Wachen näher kamen, erkannten wir, dass es sich nicht um Willa handelte: Das tote Mädchen war die Tochter der Köchin. Willa kauerte auf dem Pferd des

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