Wie Fackeln im Sturm
törichtes Wagnis aus, aber bislang hat er verfluchtes Glück gehabt. Mir scheint, dass du dieses Glück zu überleben von ihm geerbt hast, zusätzlich zu deiner Haarfarbe. Es ist dir gelungen, jeden Anschlag zu überstehen.“
„Garrod, was redest du da für einen Unsinn?“ meldete sich ihr Vater verwirrt zu Wort. Mit einem Mal wirkte er angeschlagen und ermattet.
„Dein werter Neffe teilt dir soeben mit, dass er seit meiner Geburt keine Gelegenheit ausgelassen hat zu versuchen, mich zu töten“, sagte Willa leise.
„Wie bitte?“ Tristan D’Orland schaute sie entsetzt an, und Willa nickte.
„Garrod ist nicht nach Claymorgan zurückgekehrt, um zu beweisen, dass ich lebe, sondern um mich zu töten“, erklärte sie. „Er hat gelogen, als er dir mitteilte, ich sei allem Anschein nach wirklich tot. Er hat mir den Tod gewünscht und alles darangesetzt, meinem Leben ein Ende zu bereiten, bevor du eines Tages einer Frau begegnen würdest, in der du deine Tochter erkennst. Als du glaubtest, er sei auf der Suche nach mir, verschaffte er sich in Wirklichkeit Zugang zum Burgfried von Claymorgan und erstickte das Kind meiner Amme. Zehn Jahre danach brach er irrtümlich meiner besten Freundin das Genick, da sie kurz zuvor mein Gewand angezogen hatte. Und vor einigen Wochen beauftragte er einen Mann, mich umzubringen, doch mein Gemahl kam diesem zuvor und tötete ihn. Einen weiteren gedungenen Mörder brachte der Vetter meines Gemahls zur Strecke, und schließlich nahm Garrod sich der Angelegenheit selbst an. Er jagte meinen Gemahl und mich, bis wir uns über einen Felsvorsprung in den Fluss retteten. Glücklicherweise erreichten wir das Ufer.“
„Ist das wahr?“ bedrängte Lord D’Orland seinen Neffen in scharfem Ton.
„Ja, es stimmt. Sie ist eine äußerst lästige Frau. Ist es nicht furchtbar, wenn Frauen nicht wie gewünscht aus dem Leben scheiden? Was ihre Mutter betrifft“, höhnte er, „ich hatte gar nicht in Betracht gezogen, sie zu töten. Ich wollte lediglich, dass sie fort wäre, ehe sie dir einen krähenden Nachkommen gebären konnte. Daher setzte ich alles daran, deine Eifersucht zu entfachen, um mein Ziel zu erreichen.
Doch Juliana tat mir den großen Gefallen und schied aus dem Leben. Deine Gemahlin war wirklich eine gute Frau. Deine Tochter hingegen scheint dein verflucht hartnäckiges Wesen geerbt zu haben.“
Lord D’Orland schüttelte ungläubig sein weißes Haupt. „Aber du hast doch immer versucht, mich von Julianas Treue zu überzeugen. Immerzu hast du mir versichert, du hieltest sie für treu und ergeben.“
„Und jedes Mal habe ich gleichzeitig deine Zweifel genährt“, antwortete Garrod mit bösem Spott. Dann setzte er eine ernste Miene auf und wiederholte die Worte, mit denen er seinen Onkel beeinflusst hatte: „Ich weiß, es sieht schlecht aus, Onkel. Immer ist Thomas hier und verbringt viele Stunden allein mit Juliana, aber ich bin mir sicher, dass sie dich nie entehren würde. Sie sind eng befreundet, das ist wohl wahr, aber ich glaube, dass es über eine reine Freundschaft nicht hinausgeht.“ Garrod verlieh seinen Worten einen bewusst zweifelnden Unterton. Willas Vater erbleichte, als er endlich erkannte, wie lange er getäuscht worden war.
„Sie war mir also treu ergeben“, brachte er mit matter Stimme hervor.
„Gewiss war sie das“, erwiderte Garrod höhnisch. „Juliana hat dich geliebt. Das konnte selbst ich sehen. Thomas war ihr wie ein Bruder. Du warst der einzige Mann, den sie in ihrem Bett haben wollte.“
Garrod schüttelte voller Abscheu den Kopf. „Ich habe euch alle wie Schachfiguren nach meinem Willen bewegt. Du warst eifersüchtig, also nährte ich deine Eifersucht. Juliana fürchtete sich vor deinen Eifersuchtsanfällen, insbesondere wenn du getrunken hattest. Daher bestärkte ich sie in ihrer Angst, indem ich ihr anschaulich darlegte, dass du zur Gewalttätigkeit neigst, wenn du berauscht bist. Immer wieder ersann ich andere Geschichten aus dem Stegreif und wunderte mich manches Mal über meinen Einfallsreichtum.“ Er lachte böse auf.
„Selbst den ahnungslosen Thomas habe ich beeinflusst. Ich freundete mich mit ihm an und ermunterte ihn zu weiteren langen Besuchen. Dann grübelte ich zusammen mit dir über diese dauernden Besuche und sagte dir, Thomas nutze deine Gastfreundschaft aus, betonte aber gleichzeitig, dass nichts dabei sei, wenn er so viel Zeit mit Juliana verbrachte.“ Garrod schüttelte den Kopf. „In jener letzten Nacht teilte
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