Wie Fackeln im Sturm
Bauch.
„Willst du etwa zulassen, dass dieser unverschämte Mann in einer solchen Weise mit deiner Gemahlin spricht?“ fragte sie.
Vor Schreck wurden Hughs Augen ganz groß. „Er … Willa … dies ist … King John.“
„Oh.“ Der Zorn in ihrer Miene wich offenkundiger Zerknirschtheit. „Ich vermute, dann hat er das Recht, sich so zu benehmen, aber es ist wahrlich kein feiner Zug.“
Hugh schloss für einen Moment die Augen, als der König Willa scharf musterte. Sodann richtete sich der Herrscher stolz auf. „Offenbar habt Ihr soeben einen furchtbaren Schreck durchlebt, Lady Hillcrest, und daher will ich Euch die Unverfrorenheit nachsehen“, verkündete er mit übertriebener Nachsicht. „Hugh, kümmert Euch um Eure Gemahlin. Dann wünsche ich, dass Ihr und Lord D’Orland mich aufsucht und mir diesen Vorfall erklärt. Ich möchte alles noch heute geregelt wissen.“
„Es …“ Hughs Hand schnellte auf Willas Mund und ließ ihre Worte verstummen. Er lächelte und nickte King John zu. Die Mundwinkel des Herrschers zuckten vor Erheiterung; dann drehte er sich um und verließ den Raum. Die Schaulustigen machten ihm ehrerbietig Platz und folgten schließlich ihrem Herrn.
„Ich wollte bloß sagen, dass die Angelegenheit bereits geregelt ist“, rechtfertigte Willa sich, als Hugh seine Hand zurückzog.
Hugh lachte kurz auf und lehnte sich mit der Stirn an ihre. „Willa?“
„Ja?“ fragte sie zaghaft.
„Ich liebe dich.“
Willa erstarrte bei dieser unerwarteten Liebeserklärung und wich ein wenig zurück, damit sie Hugh in die Augen schauen konnte. „Wirklich?“
„Ja. Du bringst mich beizeiten an den Rand des Wahnsinns und bist die aufsässigste Frau, die mir je begegnet ist, aber ich liebe dich.“
„O Hugh“, hauchte Willa und strahlte über das ganze Gesicht. „Ich liebe dich auch.“
Sie schlang die Arme um ihn und suchte seine Lippen, um ihm einen Kuss zu geben, der kurz darauf leidenschaftlich wurde. Willa hatte gerade gespürt, dass seine Hand langsam ihre Brust suchte, als ein Räuspern ihr die Anwesenheit ihres Vaters in Erinnerung rief. Mit erhitzten Wangen beendete sie den innigen Kuss.
„Nun … vielleicht sollten wir Willa in Euer Gemach geleiten und uns dann zum König aufmachen“, schlug er Hugh vor. „King John zählt nicht gerade zu den geduldigsten Zeitgenossen.“
21. KAPITEL
„Was macht Ihr da? Ihr dürft ihre Beine nicht übereinander schlagen. Sie muss jetzt pressen. Press, Willa“, sagte ihr Vater. Tristan D’Orland hing das weiße Haar in die Stirn, und er trug nur ein schlichtes Gewand.
Seit der Familienzusammenführung am Königshof hatte Willas Vater die Burg Hillcrest oft besucht. Er und Hugh waren gute Freunde geworden, unternahmen gemeinsam Jagdausflüge und tauschten alte Schlachtenerlebnisse aus. Auch Willa war der neue Gast ans Herz gewachsen. Sie sprach ihn sogar mit der vertraulichen Anrede Papa an. Gleichwohl blieb Richard Hillcrest der Papa ihres Herzens, aber in ihrem Herzen gab es genug Platz für zwei Väter.
„Nicht pressen!“ rief Hugh aufgeregt, als Willa stöhnte und sich im Bett aufsetzte. In seiner Eile hatte Hugh die Laken und Pelzdecken mitgerissen, so dass Willa nun nur noch in ihrem Leinenhemd dalag. Rasch legte er die Decken zurück und befahl: „Warte auf Eada. Sie wird …“
„Ihr könnt nicht von ihr verlangen, dass sie warten soll!“ entgegnete Lord D’Orland verärgert. „Das Kind kann jeden Augenblick kommen.“
„Die Kinder!“ schrie Willa und sah mit wachsendem Unmut, dass beide Männer erbleichten.
Der erste Wehenschmerz hatte sie noch im Schlaf überrascht. Sie war mit einem Schrei auf den Lippen aufgewacht. Hugh war sogleich wach gewesen, und auch ihr Vater war aus seinem Gemach geeilt. Lord D’Orland war in ihr Schlafgemach gestürmt, bevor Hugh seine Beinkleider gefunden und angezogen hatte. Jetzt stritten die beiden Männer sich über den weiteren Verlauf der Geburt.
„Ich hatte völlig vergessen, dass es Zwillinge sind“, meinte Lord D’Orland beinahe ehrfurchtsvoll. „Ihr habt es mir zwar gesagt, aber … schlag die Beine übereinander, Willa, und warte auf Eada“, riet er ihr streng. Als sie sich nicht anschickte, seiner Anweisung Folge zu leisten, trat er entschieden ans Bett, griff über der Bettdecke nach Willas Knöcheln und legte ein Bein über das andere. Allem Anschein nach fühlte sich der große Kämpfer Tristan D’Orland zwar im Stande, die Geburt eines Kindes zu überwachen,
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