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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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bereits halb um die Ecke des Hauses gebogen, auf dem Weg zum Seiteneingang, der ihn unbemerkt in sein geheimes Zimmer bringen würde, als er Annes Stimme hinter sich hörte. Überrascht blieb er stehen.
    Ihre Schritte auf dem Kies machten ein knirschendes Geräusch während sie auf ihn zuging. Obwohl die meisten der anwesenden Damen teure Designerkleider trugen, mit denen sie versuchten, sich gegenseitig zu überbieten, stach sie aus der Masse heraus.
    Über ihr kurzes, zitronengelbes Sommerkleid hatte sie anstelle des obligatorischen Paschminas einfach eine Jeansjacke geworfen. Zusammen mit ihrem zum Pferdeschwanz gebundenen Haar und den gebräunten Beinen ließ sie das wie ein junges Mädchen aussehen. Jamie hatte noch nie eine schönere Frau gesehen.
    „ Warte!“ etwas außer Atem kam sie vor ihm zum Stehen. „Ich wollte kurz mit dir reden.“
    Wortlos fischte er sein Zigarettenetui aus der Tasche und klappte es auf.
    „Bekomme ich auch eine?“
    „ Ich wusste nicht, dass du rauchst.“
    Sie zuckte die Schultern. „Nur manchmal, wenn ich Lust dazu habe. Man sollte seine Laster immer kultivieren.“
    Das gefiel ihm. „Marc hasst Raucher.“
    „ Darüber wollte ich eigentlich mit dir sprechen.“
    „ Über Marcs Gesundheitstick?“
    Sie strich sich mit einer Hand eine Haarsträhne hinters Ohr. „Quatsch. Über Marc und mich. Darüber, dass wir zusammen sind.“
    „Du schuldest mir keine Erklärung.“
    „ Doch. Ich meine nachdem was zwischen uns war…“
    „ Du meinst diesen kleinen Kuss?“, er machte eine wegwerfende Handbewegung, „Das habe ich längst wieder vergessen. Ich küsse viele Frauen.“
    „ Warum sagst du das?“
    „ Weil es die Wahrheit ist.“ Er beugte sich ein wenig näher zu ihr. „Ich werde dir etwas verraten, Anne. Etwas, das du beherzigen solltest. Die Leute im Inner Circle gehören nicht zur gesellschaftlichen Elite, weil sie nett sind, oder ehrlich, oder besonders charakterstark. Du schwimmst hier mit den ganz großen Fischen. Wir tun zwar so, als ob wir alle Freunde wären, aber in Wirklichkeit sind wir nur eine Zweckgemeinschaft. Jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Geschäftlich wie privat. Wir sind alle sehr gut in dem, was wir tun. Marc Harper hat seine Seele an Harper Mining verkauft. Der Konzern und seine Familie gehen ihm über alles. Es mag sein, dass er gern ein paar nette Stunden mit dir verbringt, aber an erster Stelle in seinem Leben wirst du nie stehen. Glaube mir, ich kenne ihn schon etwas länger als du. Und ich? Ich bin ein reicher und verwöhnter Sohn, der alles bekommt, was er will. Wenn ich mich einmal ein wenig anstrengen muss, erhöht das nur den Reiz. Aber ebenso schnell langweile ich mich wieder. Mein Leben ist ein Spiel, Anne. Ich wurde auf der Sonnenseite geboren. Mach dir bitte keine Gedanken über meine Gefühle – sie sind nicht so ausgeprägt, wie du vielleicht dachtest.“
    Sie trat einen Schritt zurück und zog ihre Jacke etwas fester um sich.
    „Ich verstehe. Dann ist ja alles klar.“

    Später in seinem geheimen Zimmer, nachdem er vergebens versucht hatte Anne aus seinen Gedanken zu verbannen, nahm er einen gläsernen Briefbeschwerer und schmetterte ihn mit solcher Wucht gegen die Wand, dass Farbe, Glas und Putz durch die Luft flogen und ein respektables Loch neben dem Sofa zurückblieb.
    Aber er fühlte sich noch immer schrecklich.
    Am besten wäre es wohl, er würde einer seiner oberflächlichen Bettbekanntschaften anrufen, das würde ihn sicher auf andere Gedanken bringen. Er blätterte in seinem Handy die diversen Nummern durch, bis er zu „s“ kam. „S“ wie Savannah, was für ein schrecklicher Name. Aber der Name entsprach wenigstens der Realität. Neureiche Eltern, niederer Bildungsstand und alles künstlich, was irgend möglich war – überblondiertes Haar, zu lange falsche Nägel, zu lange falsche Wimpern, zu dunkler falscher Teint und viel zu große viel zu falsche Brüste, die sich anfühlten, wie zwei überblähte Zwergenbäuche.
    Savannah hatte immer Zeit und war so gierig darauf, die soziale Leiter hochzuklettern, dass sie sicher nichts dagegen haben würde, sich um diese Uhrzeit mit ihm zu treffen.
    Er begann ihre Nummer zu wählen, legte aber vor dem ersten Klingelton auf. Was sollte das? War er wirklich so ein oberflächlicher Idiot, dass ihm nichts anderes einfiel? Wie armselig!
    Erschöpft ließ er sich auf die Couch fallen und fuhr sich mit beiden Händen so lange durchs Haar, bis es in alle Richtungen

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