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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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bist müde. Du solltest ins Bett gehen.“
    Sie konnte ein Gähnen nur mit Mühe unterdrücken. „Ja, das sollte ich wirklich.“
    „ Kann ich zu dir kommen?“
    Mit einem Schlag war Anne wieder hellwach. „Auf keinen Fall!“
    „Warum nicht?“
    „ Was meinst du mit, warum nicht? Das ist doch offensichtlich!“
    „ Ist es wegen Marc?“
    „ Natürlich! Ich werde ihn nicht betrügen.“
    „ Darum geht es doch gar nicht“, durch das Telefon spürte sie Jamies Lächeln. „Es ist vier Uhr morgens, wir haben uns toll unterhalten und ich will einfach nur bei dir sein. Ich kann auf deiner Couch schlafen.“
    „ So wie du das sagst, mit deiner überzeugenden Stimme, möchte ich es fast glauben.“
    „ Dann komme ich jetzt zu dir.“
    „ Nein. Das wäre nicht richtig. Wenn du bei mir übernachtest, wirst du sicher nie auf meiner Couch schlafen.“
    „ Ich verspreche dir, dich nicht anzurühren.“
    „ Ein edler Vorsatz. Aber das liegt nicht allein an dir. Wir werden nie platonisch befreundet sein, James Harkdale, und ich glaube, das ist uns beiden bewusst.“

***

    Als Anne wenig später mit Marc ans Meer fuhr, war Jamie kurz davor, ein zweites Loch in die Wand neben das Sofa zu schlagen. Aber dieses Mal mit der bloßen Faust.
    Zu sagen, dass er vor Wut schäumte, wäre völlig untertrieben. Er war außer sich.
    Wie konnte sie nur!
    Sie sollte – musste – diesen aufgeblasenen Australier verlassen! Sie musste sich für ihn entscheiden!
    Jamie wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das Schicksal ihm in dieser Angelegenheit bald zu Hilfe kommen würde.

    Marc hingegen fühlte sich auf ganzer Linie als Sieger.
    Wider aller Erwartungen hatte er das schöne Mädchen bekommen. Nicht der englische Adlige, sondern der durchschnittliche Mann ohne Stammbaum. Aus den Kolonien. Es war herrlich!
    Sie fuhren mit offenem Verdeck durch die Küstenlandschaft, die Sonne schien und Annes Haare flatterten im Wind. Als er sie heute Morgen abgeholt hatte, war es noch regnerisch gewesen, aber sobald London hinter ihnen lag wurde es immer sonniger und wärmer. Auch Annes Stimmung schien anfangs eher bedeckt gewesen zu sein. Beinahe hatte er den Eindruck, sie wollte gar nicht mit ihm wegfahren.
    Aber jetzt, wo die Küste Cornwalls vor ihnen lag, strahlte sie über das ganze Gesicht.
    "Palm Tree Cottage?" fragend deutete Anne auf das windschiefe Holzschild, als sie schließlich in einen engen, auf beiden Seiten von hohen Hecken gesäumten Feldweg einbogen.
    Nach einigen Metern erreichten sie ein altes Tor, das nicht mehr ganz korrekt in den Angeln hing, aber ansonsten seine Funktion noch leidlich erfüllte.
    Marc sprang aus dem Auto, öffnete es und sie fuhren hindurch.
    "Deshalb", sagte er und parkte den Wagen. " Und nur deshalb habe ich es gekauft."
    Staunend betrachtete Anne die riesige Palme, die neben dem alten Cottage stand und beinahe doppelt so hoch war, wie das Dach. Noch nie hatte sie ein derart prächtiges Exemplar gesehen. Anscheinend waren die Winter an der Küste so mild, dass sie ihr nicht schaden konnten.
    "Beeindruckend! Ich würde sagen, das Haus trägt seinen Namen vollkommen zurecht."
    Marc lachte. "Nicht wahr? Ist es nicht faszinierend, welch exotische Pflanzen in diesem Land mit seinem miserablen Wetter wachsen können? Die Palme erinnert mich immer ein wenig an mich selbst. Fremd, gehört eigentlich nicht hierher, macht aber das beste daraus."
    "Ich weiß, was du meinst."
    "Als ich vor Jahren nach England kam, wollte ich unbedingt ein Haus am Meer, weit weg von London, in das ich mich jederzeit zurück ziehen konnte. Und obwohl es eine schäbige kleine Bude ist, war es Liebe auf den ersten Blick. Du hättest es damals sehen sollen, das Dach war kurz vor dem Einsturz. Ich habe alles selbst repariert, langsam, eins nach dem anderen."
    Für Anne wirkte das Reetdach perfekt, aber Marc schüttelte den Kopf. "Jetzt sieht es vielleicht gut aus, aber Mann, dafür brauchte ich viele Versuche. Immerhin hatte ich von handwerklichen Dingen überhaupt keine Ahnung."
    Um das Vordach des Eingangs rankte sich eine Glyzinie, deren üppige amethystfarbene Blütentrauben bis knapp über ihre Köpfe herunter hingen.
    Marc griff in das Astwerk und zog einen an einer Kordel hängenden Schlüssel heraus.
    "Mann muss sich gut merken, wo man ihn hin hängt", meinte er augenzwinkernd, während er die Tür aufschloss. "Bitte, komm herein."
    Die Glyzinie beschränkte sich offenbar nicht nur auf das Vordach, sondern umwucherte auch einige

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