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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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vom Kopf weg stand.
    „Anne, Anne, Anne“, flüsterte er, „Was hast du nur mit mir gemacht?“
    Resigniert holte er seinen Laptop vom Schreibtisch und eine Flasche Whiskey, die er für alle Fälle im Regal aufbewahrte, schlüpfte aus seinen Schuhen und machte es sich auf dem Sofa bequem.
    `Anne`, schrieb er. Immerhin gehörte ihm der verdammte Inner Circle – da durfte er doch wohl sein eigenes Netzwerk nutzen, um sich zu entschuldigen. `Was ich vorhin zu dir gesagt habe tut mir leid. Und es ist auch nicht wahr. Zumindest das, was mich betraf. Ich habe weder unseren Kuss vergessen, noch bin ich gefühllos. Bitte verzeih mir. J.`
    Ohne zu zögern schickte er die Nachricht ab, dann prostete er dem Bildschirm zu.
    Gerade wollte er den Computer zuklappen, da begann sein Eingangskorb zu blinken.
    `James, es gibt nichts, was ich dir verzeihen müsste, denn du hast nichts falsch gemacht. A.`
    `Anne – wow, ich hatte nicht erwartet, dass Du so schnell antworten würdest. Irgendwie dachte ich wohl, ihr seid noch unterwegs. J.`
    `Jamie, ich bin kein Eisblock. Nach unserer Unterhaltung wollte ich alleine sein. Deshalb hat Marc mich daheim abgesetzt. A`
    Sofort klappte Jamie den Computer zu und griff nach dem Telefon.
    Anstatt sich mit ihrem Namen zu melden, sagte Anne „Woher hast du meine Nummer?“
    Er musste lachen „Wieso wusstest du, dass ich es bin?“
    „ Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
    „ Ich kann alle gespeicherten Inner Circle Daten einsehen.“
    „ Oh.“
    „ Hör zu, ich wollte nicht noch stundenlang hin und her schreiben, sondern lieber richtig mit dir sprechen. Ist das Okay für dich?“
    Nach einer kurzen Pause, in der er glaubte zu hören, wie sie etwas in ein Glas eingoss, sagte sie, „Natürlich.“
    „Bist du wirklich alleine?“
    „ Ja. Nur ich und mein Freund Merlot.“
    „ Das ist gut. Es tut mir ehrlich leid, Anne.“
    „ Wie ich schon geschrieben hatte, du musst dich nicht entschuldigen.“
    „ Doch. Ich habe mich benommen wie ein Vollidiot. In Zukunft werde ich mich bemühen, weniger bescheuert zu sein.“
    Anne lachte leise. Ein sanftes, dunkles Lachen, das Jamie gut gefiel.
    „Können wir uns nicht einfach ein wenig besser kennenlernen?“, fragte er.
    Zwei Stunden später telefonierten sie immer noch miteinander. Sie sprachen über alle möglichen Dinge, wichtige und unwichtige.
    Jamie erzählte, dass er seinen Vater hasste, der anscheinend die ganze Familie terrorisierte. Seit Jahren hatte er schon keinen Kontakt mehr zu ihm. Nur über seine Mutter erfuhr er von den neuesten Skandalen des alten Herren, die allerdings in letzter Zeit deutlich weniger geworden waren.
    „ Aber nur weil er jetzt alt ist, ist er kein besserer Mensch“, sagte er, „Wenn er könnte, wäre er genauso unerträglich wie immer, nur dass er langsam zu schwach dafür wird. Für mich ist das Alter kein Grund, ihm zu vergeben.“
    „ Was denken deine Geschwister darüber?“
    „ Alice hat vor ein paar Jahren geheiratet. Sie wohnt in der Nähe meiner Eltern, mit einem Mann, der sie vergöttert und zwei kleinen Kindern. Seit ihrer Hochzeit hat sie kein Wort mehr mit Vater gewechselt – in seiner Rede vor den Gästen hatte er ihren Mann als schmarotzenden Emporkömmling bezeichnet. Und mein Bruder – er ist schwul und lebt in New York. Es gibt nichts Schlimmeres für meinen Vater. Die beiden ignorieren sich, seit Harry sich vor langer Zeit an Weihnachten geoutet hat. Ein ganz großes Drama, kann ich dir sagen. Mein Vater ist wohl zutiefst enttäuscht von uns allen. Und wir sind zutiefst angewidert von ihm. Happy family…“
    „ Das tut mir sehr leid, James. Deine Mutter leidet wahrscheinlich sehr darunter?“
    „ Natürlich. Aber sie ist stärker als wir alle zusammen. Sie hätte eigentlich der Mann im Haus sein sollen. Dann wäre vieles anders gelaufen. Aber so ist das Leben.“
    „ Naja, wenigstens hast du noch Eltern.“
    „ Oh Anne, es tut mir leid! Du musst mich für einen egoistischen Jammerlappen halten!“
    Sie lachte, „Quatsch! Wie du schon sagtest, so ist das Leben. Ich habe meinen Vater nie kennengelernt und meine Mutter lebt nicht mehr. Trotzdem ist etwas aus mir geworden und ich bin ein fröhlicher Mensch.“
    „Wann starb sie?“
    „ Ist noch gar nicht so lange her. Sie war eine tolle Frau. Ich habe ihr viel zu verdanken.“
    „ Wie war ihr Name?“
    „ Martha. Meine Mutter hieß Martha.“
    Als es Anne zunehmend schwerer fiel, die Augen aufzuhalten, sagte Jamie. „Du

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