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Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Titel: Wie Feuer und Eis - On Thin Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Derek? Sie hatte ihn gestern Abend beim Bankett kurz gesehen, aber seitdem nicht mehr. War er fort? Auf einer seiner mysteriösen Geschäftsreisen? Gut.«
    »Die Hunde …?«
    Lily konzentrierte sich wieder auf die Reporterin. »Man muss sich permanent um sie kümmern«, erklärte sie. »Sie bekommen jede Stunde einen Happen zu fressen, und die Musher müssen viele Zwischenstopps einlegen. Die Hunde müssen gut gepflegt werden, bekommen neue Booties an die Füße und alle vier Stunden eine volle Mahlzeit. Die Verletzten müssen nach Anchorage zurückgeflogen werden, wo sich Strafgefangene um sie kümmern, bis ihre Eigentümer sie abholen, manchmal erst Wochen später. Geschirre müssen geflickt oder ausgetauscht, der Schlitten repariert werden - die Liste ist endlos.«
    »Hört sich sehr anstrengend an, auch für die Musher. Wann kommen Sie denn zum Schlafen?«
    »Wenn wir Zeit haben«, sagte Lily lächelnd. »Schlafmangel ist auf dieser Strecke Berufsrisiko. Auch Halluzinationen sind ziemlich verbreitet.«
    »Hatten Sie schon einmal Halluzinationen?«, fragte die Reporterin begierig. Sie hoffte vermutlich, von Lily irgendwelche gruseligen Sachen zu hören.
    »Letztes Jahr ist ein blauer Welpe vor mir hergelaufen, der sich irgendwann in einen sprechenden Esel verwandelt hat«, erzählte Lily mit unbewegter Miene.
    Die Frau lachte. »Hat er irgendetwas Interessantes gesagt?«
    »Dass ich ein schönes langes Schläfchen brauche.« Lilys Tonfall war trocken.
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten lang über die Strecke und das Rennen, dann gingen die Frau und ihre Crew ein Stück weiter die Startaufstellung entlang, um jemand anderen zu interviewen.
    »Bist du jetzt ein Filmstar?«, fragte hinter Lily eine Männerstimme. Sie drehte sich mit einem Lächeln um, das ein wenig verrutschte, als sie Don Singleton erkannte. Er sah wie ein Linebacker aus; breite Schultern, kein Hals und Quadratschädel, dazu die Mütze und die dicke Jacke. Lily war ein paar Mal mit ihm ausgegangen, bevor Sean und Derek vor sechs Jahren die Flying F gekauft hatten, aber es hatte nicht gefunkt. Trotzdem hatte er eine mehr als freundliche Unterhaltung beginnen wollen, als sie einander zufällig im Dipsy Diner getroffen hatten.
    »Hallo, Don, wie geht’s? Alles klar?«
    »Musste zwei Hunde rausnehmen«, sagte er beiläufig. »Hab dich gestern Abend, nachdem wir die Nummern gezogen haben, gar nicht mehr gesehen, kleines Mädchen. Wo bist du gewesen?«
    »Ich bin ins Hotel zurück. Vom zu langen Feiern bekomme ich Kopfschmerzen. Hi, Susan. Tom.« Lily begrüßte Bekannte vom letzten Jahr, und die vier unterhielten sich eine Weile, bis Don davonschlenderte, als ihm klar wurde, dass er Lily nicht exklusiv für sich bekommen würde.
    »Sie mussten dieses Jahr wieder die Schneepflüge holen, sehe ich«, sagte Tom McGuire, ein dreimaliger Iditarod-Sieger, und musterte die fünfzehn Zentimeter dicke Schneeauflage auf der Straße. Die Räummannschaften hatten ihre normale Tätigkeit umgekehrt und am Tag zuvor tonnenweise Schnee auf die Main Street gepflügt.

    »Trotzdem prophezeien sie Schnee und eisige Temperaturen«, bemerkte Susan genüsslich. »Die Hunde wird es freuen.« Sie ging in die Hocke und kraulte Dingbat am Ohr. »Na, du großer Junge, Lust auf ein bisschen Auslauf?« Dingbat stupste sie mit dem Kopf ans Knie. Er wäre bis ans Ende der Welt gelaufen, wenn Lily ihn gelassen hätte. »Wollt ihr zwei einen Kaffee?«, fragte Susan Lily und Tom.
    »Nein, danke«, sagte Lily. Sie hatte das ganze Jahre für das Rennen trainiert. Sie wollte los .
    »Ich komme mit«, sagte Tom zu Susan. Die beiden verabschiedeten sich und gingen zusammen weg.
    Lily zog die Mütze tiefer ins Gesicht. Es war bitterkalt. Sie hatte in etwa das gleiche wie alle anderen an. Unterwäsche aus Polypropylen, schichtenweise Thinsulate und Oberbekleidung aus Gore-Tex, dazu Handschuhe aus Wolfsfell und Eskimostiefel aus Seehundfell. Die Startnummer rundete das Outfit ab. Es war nicht neueste Mode, aber frieren würde sie nicht.
    »Dieses Jahr«, teilte Lily den Hunden mit und atmete die kalte frische Luft tief ein, »werden wir gewinnen.« Sie spürte es förmlich in den Knochen.
    »Du bist recht zuversichtlich, wie?«
    Die viel zu vertraute tiefe Stimme war viel zu nah. Sie bildete sich ein, die Titelmusik aus Der Weiße Hai hören zu können, und spürte ein hohles Gefühl im Magen.
    An ihrem Kinn zuckte ein Muskel. Sie wappnete sich und drehte sich um. »Gerade denkst du

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