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Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Titel: Wie Feuer und Eis - On Thin Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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einzige Baum im Umkreis
von zehn Metern war ihr kleiner Toilettenbaum. Kein Ziel für einen Kugel. Ihre Fußspuren zogen sich hinter ihr wie ein doppelter Pfeil den Hügel hinab an ihren Standort.
    Trottel oder nicht, sie würde nicht hier sitzen bleiben und sich mit einem fremden, offensichtlich gestörten Jäger herumstreiten. Sie würde auch keine Zeit damit verschwenden, nach ihm Ausschau zu halten. Sie fing an, wie ein geköpftes Huhn zum Lagerplatz zurückzurennen.
    Sie kam schlecht voran. Der Schnee war tief und schwer. Ihre Oberschenkelmuskel schmerzten, und ihre Lunge wollte bei jedem gefrorenen Atemzug platzen.
    Der nächste pfeiiiiiiifende Schuss.
    Dieser schlug ein Stück weiter, vorne links in den Schnee ein. Neue, panische Angst mischte sich in ihre Wut. Sie befand sich auf offener Fläche.
    Wie weit war sie gelaufen, um die perfekte Stelle für ihr privates »Badezimmer« zu finden? Hundert verfluchte Meilen? Unter dem Baum hätte der Schütze sie noch für Wild halten können, doch jetzt, wo sie auf freier Fläche war, war sie unverwechselbar ein Zweibeiner von der menschlichen Sorte. Irgendwer hatte es auf sie abgesehen.
    Der nächste Schuss. Er pfiff knapp an ihr vorbei. Viel zu knapp. Der Atem eine weiße Wolke, lief sie schneller und verschwendete keine Zeit damit, zurückzusehen.
    Der nächste Schuss. Die Mütze flog ihr vom Kopf.
    »Zur Hölle, noch mal. Aufhören!« Lily schrie im Laufen so laut, wie die schmerzenden Lungen es vermochten. Die Leute im Camp - Derek - mussten die Schüsse doch hören? Wo waren sie nur alle? Die Angst ließ das Blut in ihren Ohren rauschen und machte sie taub. Irgendjemand zielte von da oben direkt auf sie. Absichtlich.
    Unmöglich. Lächerlich. Aber wahr.

    Die Sicherheit lag dreißig Meter entfernt hinter einer dichten Baumreihe. Aber der Schnee war zu tief zum Rennen.
    Der schwarze Umriss eines Mannes kam aus den Bäumen direkt auf sie zugelaufen. Lily schlug einen Haken und rannte in die andere Richtung.
    »Lily! Runter! Runter mit dir!«
    Derek. Gott sei Dank. Es bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Sie ließ sich auf der Stelle fallen. Kopfüber in den harschigen Schnee. Es tat höllisch weh, aber sie drückte ihr Gesicht in den eisigen Grund und bedeckte mit den Armen den Kopf. Als hätte das eine Kugel daran hindern können, in ihr Hirn zu dringen.
    Sie hob das eiskalte Gesicht und schrie ihm zu: »Pass auf.« Es folgte eine schnelle Salve. Eine Minute? Eine Stunde? Ein Jahr später - hörte Lily durch das Röcheln ihres Atmens das Geschrei der Musher. Sie eilten ihnen zu Hilfe! Yeah! Die Kavallerie war da.
    Mit wehenden Jacken und schief sitzenden Mützen kamen die Musher den Hügel hinaufgerannt.
    »Was ist los?«
    »… Schüsse gehört.«
    »Wer …«
    »Was zum Teufel …«
    Derek war bei ihr, bevor Lily sich aufrichten konnte.
    »Bist du verletzt?«, wollte er aufgeregt wissen, legte eine große Hand um ihren Oberarm und holte sie mit einer einzigen flüssigen Bewegung auf die Füße. In der anderen Hand hatte er ein Gewehr.
    »Wo bist du verletzt? Hat er dich erwischt?« Er drehte sie herum, inspizierte sie von vorne und hinten, sah den Ärmel mit dem Einschuss- und Austrittsloch, wurde weiß und schmallippig. Er fing an, ihr die Jacke auszuziehen.

    »Halt! Es geht mir gut, es geht mir gut!«, schrie Lily, als er schon die Jacke in der Hand hatte und ihr den Pullover über den Kopf ziehen wollte. Es war eiskalt, und er versuchte, ihr die Kleider auszuziehen. » Whoa , großer Junge.«
    Sie schlug ihm auf die Hand, aber er wollte so panisch wissen, ob sie verletzt war, dass er es nicht mitbekam. Schließlich packte sie seine behandschuhte Hand und hielt sie fest. »Es ist nur die Jacke. Ich bin okay. Ich bin okay.«
    Die finstere Miene und der grimmige Mund sagten ihr, dass er ihr nicht glaubte. »Sicher?«
    »Ja. Ich habe meine Lieblingsmütze verloren, und meine Jacke sieht aus, als habe eine größenwahnsinnige Motte ihren Hunger gestillt, aber ich bin okay.«
    »Rob. Don. Sandy«, rief Derek über die Schulter und suchte ihr Gesicht wie mit Laserstrahlen ab. »Bringt sie ins Camp zurück, sucht sie nach Einschusslöchern ab und bleibt an ihr kleben wie Sirup.« Sein Furcht einflößend entrückter Gesichtsausdruck ließ ihr die Nackenhaare zu Berge stehen. Seine ausdruckslosen Augen schienen das Licht zu schlucken; sein Mund war grimmig.
    Das war nicht der höfliche, charmante, entspannte Derek Wright, den sie kannte. Dieser Mann, dieser

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