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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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überquerten sie den Ozean und legten ihre Eier ab, wobei sie natürlich keine Ahnung hatten, warum sie etwas so Ungewöhnliches taten.
    Dieses Beispiel ist vor allem deshalb so köstlich, weil es mehrere wichtige Aspekte der Evolution augenfällig deutlich macht: die erstaunliche Wirksamkeit eines über Millionen Jahre anhaltenden Wandels, der so allmählich verläuft, dass er mehr oder weniger unbemerkt bleibt; das Fehlen von Auslösern für viele Verhaltensweisen von Tieren, selbst wenn sie der Anpassung dienen; und natürlich die Art und Weise, wie durch natürliche Selektion die Evolution der Phantasie des neugierigen Naturforschers die Augen öffnen kann. Außerdem zeigt sie, wie eine Hypothese im Zusammenhang mit der Evolution
entweder
durch nachprüfbare Tatsachen rundheraus widerlegt werden kann (wenn das geschieht)
oder
durch weitere Belege gestützt wird (wenn es zu einer solchen Unterstützung kommt).
    Eine attraktive Hypothese wie diese ist nicht das Ende der Untersuchungen, sondern ihr Anfang. Kritiker machen evolutionsorientierte Hypothesen über prähistorische Ereignisse häufig als »Phantasiegeschichten« lächerlich, aber man sollte einen solchen Vorwurf sofort als Verurteilung, die der Verschleierung dient, zurückweisen. Tausende von solchen Hypothesen – die sich anfangs jemand aufgrund magerer Indizien ausdachte – wurden überprüft und jenseits aller vernünftigen Zweifel bestätigt. Tausende andere wurden überprüft und nicht bestätigt. Mit anderen Worten: Es waren Phantasiegeschichten, bis sie keine mehr waren. Das ist der Weg, auf dem die Wissenschaft fortschreitet.
    Ich habe festgestellt, dass man beim Gebrauch des Vorwurfs, es handele sich um »Phantasiegeschichten«, eine Gesetzmäßigkeit beobachten kann: Er wird fast ausnahmslos auf Hypothesen angewandt, die von der Evolution
des Menschen
handeln. Offenbar erhebt niemand den Einwand, wir wüssten nicht genug über die selektive Umwelt, die zu Walen oder Blumen geführt hat, und könnten deshalb keine begründete Aussage darüber machen, wie und warum Wale und Blumen in der Evolution so und nicht anders entstanden sind. Meine Faustregel lautet also: Wenn man sieht, dass das Schimpfwort »Phantasiegeschichte« gebraucht wird, sollte man nach einem politischen Motiv suchen. Man wird fast immer eines finden. Zwar stimmt es ohne Zweifel, dass manche Evolutionspsychologen Hypothesen über die Evolution des Menschen aufgestellt haben, für die es bisher nur magere Indizien gibt, und ohne Zweifel stimmt es auch, dass manche Evolutionspsychologen weniger eifrig nach weiteren Belegen gesucht haben, die ihre Lieblingshypothesen bestätigen oder widerlegen würden; das ist aber vor allem eine Kritik am gründlichen Vorgehen mancher Wissenschaftler auf diesem Gebiet und nicht zu verwechseln mit einer Verurteilung ihrer Methoden oder ihrer Hypothesen. Das Gleiche kann man auch über viele andere Themen der Evolutionsbiologie sagen.

Carl Zimmer
Eine heiße junge Erde – fraglos schön und verblüffend falsch
    Wissenschaftsautor; Verfasser von A Planet of Viruses
    Vor rund 4 , 567  Milliarden Jahren stürzte eine riesige Staubwolke in sich zusammen. In ihrem Mittelpunkt begann unsere Sonne zu leuchten, und die Staubkörner in der Peripherie begannen, während ihres Umlaufs um den neuen Stern aneinander kleben zu bleiben. Innerhalb von einer Million Jahren waren diese Staubklumpen zu Planetenvorläufern geworden. Nach etwa 50  Millionen Jahren hatte unser Planet bereits die Hälfte seiner heutigen Größe erreicht. Immer mehr Planetenvorläufer krachten auf die Erde, und so wuchs sie weiter. Soweit wir wissen, dürfte es nochmals 50  Millionen Jahre gedauert haben, bis sie ihre volle Größe erreicht hatte; zu dieser Zeit schlug ein Planet von der Größe des Mars auf ihr ein und ließ eine Spur seines Besuchs zurück: unseren Mond.
    Die Entstehung der Erde fordert unsere Phantasie bis zum Äußersten. Sie ist von urtümlicher Großartigkeit. Aber
elegant
ist nicht das Wort, mit dem ich die gerade skizzierte Erklärung beschreiben würde. Wissenschaftler leiten sie nicht aus ersten Prinzipien ab. Es gibt keine Entsprechung zu
e = mc
2 , die voraussagen würde, wie die komplexen, heftigen Vorgänge in der Frühzeit des Sonnensystems einen wasserhaltigen Planeten hervorbrachten, der das Leben begünstigte. Und dass wir so viel über die Entstehung der Erde wissen, liegt nur daran, dass die Geologen sich von einer verführerisch eleganten

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