Wie funktioniert die Welt?
Frau.
Die große Häufigkeit von Täuschung, sexuellem Zwang, Stalking, Gewalt zwischen Intimpartnern, Mord und vielen Formen von Untreue macht aber deutlich, dass der Konflikt zwischen den Geschlechtern allgegenwärtig ist. Die Theorie der sexuellen Konflikte, eine logische Fortführung der modernen Evolutionsgenetik, bietet für diese düsteren Seiten der sexuellen Beziehungen zwischen Menschen die schönste theoretische Erklärung.
David Pizarro
Die Samen der historischen Dominanz
Außerordentlicher Professor für Psychologie, Cornell University
Eine der elegantesten Erklärungen, die mir in den Sozialwissenschaften jemals begegnet sind, verdanken wir Jared Diamond. Er skizziert sie in seinem großartigen Buch
Arm und Reich
. Diamond unternimmt darin den Versuch, eine ungeheuer komplexe und historisch umstrittene Frage zu beantworten: Warum konnten bestimmte Gesellschaften in der Geschichte die Vorherrschaft über andere gewinnen? Er verweist auf eine Reihe grundlegender Unterschiede in der physischen Umwelt, aus der diese Gesellschaften hervorgingen, beispielsweise auf die unterschiedliche Verfügbarkeit von Pflanzen und Tieren, die sich für die Domestizierung eigneten.
Diese Unterschiede, so Diamond, ließen eine ganze Reihe spezifischer Vorteile entstehen, darunter eine größere Widerstandskraft gegen Krankheiten, und die wiederum waren die unmittelbare Ursache für den historischen Erfolg mancher Gesellschaften. Ich bin in diesem Bereich kein Fachmann, und deshalb ist mir klar, dass Diamonds Erklärung auch in die Irre gehen könnte – aber der Gedanke, mit derart grundlegenden Mechanismen ein so breites Spektrum komplizierter Beobachtungen erklären zu können, ist zutiefst befriedigend, und deshalb hoffe ich, dass er recht hat.
Howard Gardner
Die Bedeutung des Einzelnen
Hobbs Professor of Cognition and Education, Harvard Graduate School of Education; Autor von Truth, Beauty, and Goodness Reframed: Educating for the Virtues in the 21 st Century
Ich halte mich selbst für einen Wissenschaftler, und die Evolutionstheorie ist ein zentraler Bestandteil meines Denkens. Ich bin Sozialwissenschaftler und kenne die Befunde zahlreicher Gesellschaftswissenschaften einschließlich der Wirtschaftswissenschaft. Dennoch hege ich wenig Sympathie für die hegemonialen Versuche, alle Verhaltensweisen der Menschen mit Evolutionspsychologie, mit einer Ökonomie der rationalen Entscheidungen und/oder einer Kombination dieser beiden Theoriegebäude zu erklären.
Auf einem Planeten, der mittlerweile fast 7 Milliarden Bewohner hat, bin ich immer wieder verblüfft darüber, welch großen Einfluss ein einzelner Mensch haben kann. Man stelle sich einmal die klassische Musik ohne Mozart oder Strawinsky vor, die Malerei ohne Caravaggio, Picasso oder Pollock, das Theater ohne Shakespeare oder Beckett. Denken wir an die unglaublichen Leistungen von Michelangelo oder Leonardo da Vinci, oder, um Beispiele aus jüngerer Zeit zu nennen, an den Ausdruck tiefer Betroffenheit über den Tod von Steve Jobs (oder übrigens auch von Michael Jackson oder Prinzessin Diana). Oder denken wir an menschliche Werte ohne Mose oder Christus.
Leider haben nicht alle Einzelpersonen so positive Wirkungen. Die Geschichte des 20 . Jahrhunderts wäre weitaus glücklicher verlaufen, hätte es Hitler, Stalin oder Mao (oder im 21 . Jahrhundert Bin Laden) nicht gegeben. Aber als Reaktion auf solche Personen erscheinen manchmal auch lobenswerte Gestalten auf der Bildfläche: Konrad Adenauer in Deutschland, Michail Gorbatschow in der Sowjetunion, Deng Xiaoping in China. Auch solche Nachfolger haben Signalwirkung.
Für den wichtigsten Menschen des letzten Jahrtausends halte ich Mahatma Gandhi. Was er in Indien erreichte, spricht für sich selbst. Aber selbst wenn Gandhi in seinem eigenen Land nicht Lebensenergie und Führungsqualitäten vermittelt hätte, so hätte er doch ungeheuren Einfluss auf andere gehabt, die auf der ganzen Welt friedlichen Widerstand leisteten: Nelson Mandela in Südafrika, Martin Luther King Jr. in den Vereinigten Staaten, die einsamen Gestalten auf dem Platz des himmlischen Friedens 1989 und auf dem Tahrir-Platz 2011 .
Trotz aller lobenswerten Bemühungen von Wissenschaftlern, Gesetzmäßigkeiten im menschlichen Verhalten aufzustöbern, bin ich immer wieder verblüfft über die Wirkung einzelner Personen oder kleiner Gruppen, die gegen alle Wahrscheinlichkeiten anarbeiten. Als Wissenschaftler können und sollten wir solche
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