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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Symmetriebruch und die Ausbreitung der »Ladung« im Vakuum verantwortlich ist. Weiterhin wäre das Higgs-Boson ein neuer Teilchentyp (ein Fundamentalboson für diejenigen, die sich in der physikalischen Terminologie auskennen), und in einem gewissen Sinn wäre es auch eine neue Form von Kraft. Zugegeben: Das alles ist ziemlich subtil und esoterisch. Dennoch finde ich (und ein großer Teil der Gemeinde der theoretischen Physiker) es schön, tiefgreifend und elegant.
    Symmetrie ist etwas Großartiges. Symmetriebruch aber auch. Im Laufe der Jahre wurden viele Aspekte der Teilchenphysik anfangs als hässlich bezeichnet, und später galten sie als elegant. Die Subjektivität geht in der Naturwissenschaft über die Gemeinschaft hinaus und betrifft einzelne Wissenschaftler. Und selbst die ändern im Laufe der Zeit ihre Meinung. Das ist der Grund, warum Experimente unverzichtbar sind. So schwierig sie auch sein mögen, ihre Ergebnisse lassen sich leichter dingfest machen als das Wesen der Schönheit.

Simone Schnall
Der Geist denkt in verkörperten Metaphern
    Direktorin, Cambridge Embodied Cognition and Emotion Laboratory; Universitätsdozentin, Department of Social and Developmental Psychology, Cambridge, Großbritannien
    Schon seit geraumer Zeit schlagen sich Philosophen und Psychologen mit einer grundlegenden Frage herum: Wie leitet das Gehirn Bedeutungen ab? Wenn Gedanken genau wie im Computer, der Nullen und Einsen verarbeitet, aus der Manipulation abstrakter Symbole bestehen, stellt sich die Frage: Wie werden solche Symbole in sinnvolle kognitive Repräsentationen übersetzt? Dieses Problem der sogenannten Symbolverarbeitung ist heute im Wesentlichen bewältigt: Viele Befunde aus der Kognitionsforschung lassen darauf schließen, dass das Gehirn ankommende Informationen überhaupt nicht erst in abstrakte Symbole übersetzt. Der Sinnes- und Wahrnehmungs-Input aus der Alltagserfahrung wird vielmehr in modalitäts-spezifischer Form aufgenommen und bildet dann die Bausteine der Gedanken.
    Schon vor langer Zeit erkannten britische Empiriker wie Locke und Berkeley, dass Kognition von ihrem Wesen her aus Wahrnehmung besteht. Nach den Umwälzungen in der Kognitionsforschung der 1950 er Jahre jedoch hielt man in der Psychologie den Computer für das am besten geeignete Modell zur Erforschung des Geistes. Heute wissen wir, dass ein Gehirn nicht wie ein Computer funktioniert. Es hat nicht die Aufgabe, Informationen zu speichern oder zu verarbeiten, sondern es soll die Tätigkeit des großen Gehirnanhangs – des Körpers – antreiben und steuern. Mittlerweile nimmt eine neue Revolution Gestalt an; nach Ansicht mancher Fachleute wird sie das Ende des Kognitivismus bedeuten und eine andere,
verkörperte
Form der Kognitionsforschung einleiten.
    Dabei lautet die grundlegende Behauptung: Der Geist denkt in verkörperten Metaphern. Die ersten Vertreter dieses Gedankens waren Linguisten wie George Lakoff; in den letzten Jahren haben Sozialpsychologen entsprechende Experimente angestellt und überzeugende Belege geliefert. Damit ist das Ende aber noch nicht erreicht; es gibt auch einen umgekehrten Weg. Da das Denken dem Tun dient, liefern viele Vorgänge im Körper dem Geist auch ein Feedback, das Tätigkeiten antreibt.
    Betrachten wir einmal die folgenden aktuellen Befunde im Zusammenhang mit dem grundlegenden räumlichen Begriff der Vertikalität. Da Bewegung im Raum ein häufiges körperliches Erlebnis ist, sind Begriffe wie »aufwärts« oder »abwärts« im Verhältnis zum eigenen Körper von unmittelbarer Bedeutung. Das konkrete Erlebnis der Vertikalität stellt ein hervorragendes Gerüst dar, mit dessen Hilfe wir abstrakte Konzepte wie die Moral verstehen können: Tugend ist oben, Niedertracht ist unten – gute Menschen sind »von hohem Sinn« und »aufrechte Bürger«, schlechte sind »niederträchtig« oder »der Bodensatz der Gesellschaft«. Wie Forschungsarbeiten von Brian Meier, Martin Sellbom und Dustin Wygant in jüngster Zeit deutlich gemacht haben, teilen Versuchspersonen moralische Begriffe schneller in Kategorien ein, wenn sie an einer hoch gelegenen Stelle repräsentiert werden, und unmoralische werden schneller zugeordnet, wenn sie an einer tiefen Stelle dargestellt sind. Die Menschen stellen also intuitiv eine Verbindung zwischen moralischen Bereichen und der vertikalen Anordnung her; Meier und Kollegen stellten aber auch fest, dass dieser Effekt sich nicht bei Menschen zeigt, die keine moralischen Normen

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