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Wie geht's, Deutschland?: Populisten. Profiteure. Patrioten. - Eine Bilanz der Einheit (German Edition)

Wie geht's, Deutschland?: Populisten. Profiteure. Patrioten. - Eine Bilanz der Einheit (German Edition)

Titel: Wie geht's, Deutschland?: Populisten. Profiteure. Patrioten. - Eine Bilanz der Einheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Jürgs
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Partei Die Linke, früher PDS, deren Protagonisten regelmäßig als Gastredner bei ihren Tagungen auftreten, sehr wohl wissend, dass in diesem Biotop der Gestrigen ihre treuesten Wähler versammelt sind. Da sie auf alle anderen Parteien schimpfen, die sie »verwestet« nennen, gilt im Osten Deutschlands die Linke als moderne Protestpartei, ist dort zur Volkspartei geworden, die in vielen Umfragen vor den eigentlichen Volksparteien SPD und CDU liegt. Das Motto: »Ich will so werden, wie ich war« passt zwar nicht auf alle ihre Anhänger. Viele haben sich glaubwürdig von ihrer Vergangenheit distanziert, viele wählen zur Abwechslung mal links, aber zu viele denken so wie die von ISOR und GRH.
    Zwar schmilzt ihr Kern, schwindet ihre Zahl kontinuierlich wegen der alle Parteien betreffenden Tätigkeit des Mannes mit der Sense, zwar scharen sich vom finsteren Heer der Justiz- und Stasi-Büttel aktiv nur ein paar Tausend hinter den Parolen, während die anderen nur in der Wahlkabine ihre Kreuze machen. Aber die Aktiven kämpfen lautstark für die Rehabilitierung ihrer geliebten DDR, in der sie nicht nur mächtig waren, sondern ihre Macht ungestraft missbrauchen konnten, während sie heute in wütender Ohnmacht auf die monatlichen Rentenüberweisungen des verhassten Klassenfeindes angewiesen sind.
    Da Desinformation einst Teil ihrer Ausbildung war, da sie zudem von Juristen wie dem ehemaligen stellvertretenden Generalstaatsanwalt der DDR, Hans Bauer, dem Vorsitzenden der GRH, geführt werden, nützen sie das selbstverständliche Recht, das ihnen ein freies Deutschland garantiert, das Recht auf Meinungsfreiheit, entsprechend für sich aus. Sie gehen ja kein Risiko ein, wenn sie ihre Taten von einst schlichtweg leugnen und sich ihr
ehemaliges Arbeiter-und Bauernparadies, das für alle, deren Leben sie zerstörten, die Hölle auf Erden war, in rosigen Farben malen, wenn sie weiterhin in den gewohnten Kategorien von Freund und Feind denken und, falls es dann mal zu Eingeständnissen kommt, dass vielleicht doch nicht alles ganz so toll war bei ihnen, lediglich in der SED die Schuldige sehen. Das MfS war schließlich ja nur Schild und Schwert der Partei, gehalten haben es die anderen.
    Man darf sie ideologisch nicht gleichsetzen mit der berüchtigten »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit ehemaliger Soldaten der Waffen-SS«, kurz HIAG, in der sich fünf Jahre nach Kriegsende, gegründet im Westen vom letzten Kommandeur der Leibstandarte Adolf Hitler, die Überreste der braunen Diktatur versammelten.Verbrecher der Waffen-SS vernichteten die Menschen physisch, die anderen »nur« psychisch. Das Ziel der HIAG, die Gleichstellung von Wehrmacht und SS, zeitweilige Mitgliederzahl fast vierzigtausend, aufgelöst mangels Masse 1992, ist aber kaum anders als das, was GRH und ISOR für die Ihrigen verlangen.
    Manchmal jedoch treffen sich diese freien Radikalen auf einer gemeinsamen Tiefstebene. Die Rechtsextremen sehen bei Oskar Lafontaine »außenpolitisch lupenreine und völlig authentische NPD-Positionen«, was den nicht so recht begeistern dürfte. Auch die anderen reaktionären Extremdeutschen loben ihn. Die DKP schränkt allerdings ein: »Wer sich in die Tradition von Willy Brandt stellt, orientiert sich nicht ernsthaft auf eine sozialistische Gesellschaft.« Das wiederum dürfte ihn freuen, denn als dessen wahren Enkel sieht sich Lafontaine. Inzwischen hat er die gefährliche Nähe erkannt, lehnt die Umarmung ab und fordert seine Partei auf, bei Wahlen darauf zu achten, dass Kommunisten keine Plätze auf der linken Liste bekommen. Sein Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch grenzt sich und die Seinen nach rechts ab: »Neonazis und Linke passen zusammen wie Feuer und Wasser.«
    Alte Nazis und Kommunisten passten aber in der DDR manchmal gut zusammen. Der erste Präsident des Obersten Gerichtes
der DDR, Kurt Schumann, war Offizier der Wehrmacht und 1937 in die NSDAP eingetreten, Heinrich Homann, Vorsitzender der Blockpartei NDPD, bis zum Schluss 1989 Mitglied des DDR-Staatsrats, bereits seit 1933 ein treuer Parteisoldat der Nazis. Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, ein Hitler lange treu ergebener Untertan, nach der Schlacht von Stalingrad 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten, dort Mitglied im Bund Freies Deutschland, auch Nationalkomitees Freies Deutschland genannt, dem Verbund von gefangenen deutschen Offizieren und kommunistischen deutschen Emigranten in der Sowjetunion, war einer der Autoren für die

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