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Wie geht's, Deutschland?: Populisten. Profiteure. Patrioten. - Eine Bilanz der Einheit (German Edition)

Wie geht's, Deutschland?: Populisten. Profiteure. Patrioten. - Eine Bilanz der Einheit (German Edition)

Titel: Wie geht's, Deutschland?: Populisten. Profiteure. Patrioten. - Eine Bilanz der Einheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Jürgs
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Rosa Luxemburg, geht putzen, um seine Familie zu ernähren, wird 1999 als juristischer Laie von der PDS ins Verfassungsgericht Brandenburg delegiert und macht 2007 Schlagzeilen mit einem elfhundert Seiten starken Tatsachenroman mit dem Titel »Havemann« über seinen Vater, seinen Großvater, seine Familie, seine Freunde, seine Feinde und vor allem über sich. Gegen Wolf Biermann, dem er eine Affäre mit Margot Honecker unterschob – womit er das verlogene Lied jener SED-Bänkelsänger sang, die heute ungestraft die verunglimpfen dürfen, die sie damals terrorisieren durften -, polemisierte Florian Havemann, er habe 1968 aus Angst, verhaftet zu werden, den berühmten Schnauzer abrasiert und sich bei Freunden versteckt.
    Weil allzu viele Tatsachen frei erfunden sind, was Havemann nicht mal bestreitet, denn so stehe es nun mal in seiner Erinnerung, und man müsse seine Memoiren eben wie einen Roman lesen, klagten einige Betroffene wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte. Das Werk, manche sagen auch Machwerk, musste von Suhrkamp zurückgerufen werden und erschien dann Ende April 2008 in einer heftig gekürzten Fassung.
    Der renommierte Frankfurter Verlag hat ein weiteres Werk zu einer Geschichte aus Deutschland im Programm, das nur mit geschwärzten Stellen erscheinen darf – das Buch zum Film »Das Leben der Anderen«. Im realen Diesseits der mit dem Oscar in Hollywood ausgezeichneten Geschichte von Liebe und Betrug, Macht und Ohnmacht, Mut und Verrat, Tod und Tragödie gibt es eine ähnlich tragische. Es ist die der Schauspieler Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe, im Osten aufgewachsen, die von 1984 bis 1990 verheiratet waren. Sie starb 2006 an Krebs, er ein Dreivierteljahr später, im August 2007.
    Doch ihre wahre Geschichte hat sie überlebt.
    Im Buch hatte Ulrich Mühe, der im Film den Stasi-Offizier Gerd Wiesler spielt, mit seinem Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck über seine Gefühle gesprochen, nachdem er erfahren hatte, dass seine Exfrau angeblich IM der Stasi gewesen sein soll. Jenny Gröllmann war damals schon schwer krank. Ihre Anwälte aus der Kanzlei Gregor Gysi verklagten den Verlag. Das Gericht entschied gegen Suhrkamp, auch Ulrich Mühe durfte fortan darüber nicht mehr öffentlich reden. Was er allerdings eh nie vorhatte. Der Beweis, dass Jenny Gröllmann tatsächlich aktiv als IM »Jeanne« – das ist der Name ihrer Tochter aus einer Beziehung vor der Ehe mit Mühe – für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet hatte und nicht nur ohne ihr Wissen »abgeschöpft« worden war, konnte mit letzter Sicherheit nicht erbracht werden. Die Stasi-Akten mit Aufzeichnungen ihres Führungsoffiziers über 21 Treffen sind zwar kräftige Indizien, haben aber keine letztgültige Beweiskraft, denn sie könnten möglicherweise von dem Stasi-Hauptmann gefälscht worden sein. Bei Zehntausenden von Akten, die in den vergangenen Jahren von der Birthler-Behörde durchforstet wurden, sind allerdings nur knapp zwei Dutzend Fälschungen aufgeflogen.
    Der Konflikt zwischen der bereits todkranken Jenny Gröllmann und dem bereits an Krebs erkrankten Ulrich Mühe beschäftigte sämtliche Zeitungen, Magazine,Talkshows. Der in über ihn angelegten Stasi-Akten als »problematischer Schauspieler und Reisekader« bezeichnete Mühe hatte sich stets allen Anwerbeversuchen des MfS widersetzt, weil er mit solchen Typen nichts zu tun haben wollte. Umso mehr traf es ihn, als er von der angeblichen Stasi-Nähe seiner ehemaligen Frau erfuhr. Er befreite sich von der Last, indem er über diese Vergangenheit redete.Allerdings nur einmal und nur über die ihn persönlich betreffende und berührende.
    Mit dem Tod der beiden könnte Ruhe in Frieden eingekehrt sein, aber unversöhnt und unversöhnlich über den Tod hinaus standen und stehen sich bis heute noch diejenigen gegenüber, die
das Verhalten von Ulrich Mühe »zum Kotzen« fanden, ganz egal, ob die Vorwürfe nun wahr seien oder unwahr, und die anderen, die den angenehm uneitlen Kino- und Fernsehstar auch posthum bedingungslos verteidigen. Beiden Gruppen geht es um die Ehre der anderen über deren Tod hinaus.
    Laut Marianne Birthler ist die »Aktenlage im Fall Gröllmann unstrittig«, was Jochen Staadt bestätigt, der die Akten studierte: »Eindeutig«. Fest steht: Es liegen vor 325 Blatt zur Registriernummer MfS XV 2807/79, Frau Jenny Gröllmann, geschiedene Kann, verheiratete Mühe,Tochter eines aufrechten Kommunisten, der für die »Internationalen Brigaden«

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