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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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schmerzten, aber sie wollte keine unnötige Aufmerksamkeit darauf lenken, also nickte sie. „Sicher, warum nicht?“
    Vier Häuserblocks von der Klinik entfernt bereute sie, so willig zugestimmt zu haben. Andrew machte ihretwegen schon kleinere Schritte, doch sein Tempo war für sie noch immer zu schnell, als dass sie bequem hätte mithalten können. Aber wiederum wollte sie nicht zugeben, wie anstrengend es für sie war.
    „Es ist gleich da hinten, am Ende der Straße.“ Andrew zeigte an den Häuserblocks entlang. Seit sie das Krankenhaus verlassen hatten, hatte er keinen Ton von sich gegeben. Fiona wusste, dass er an Sara und die anderen Kinder auf der Station dachte. Er war zu jedem Kind gegangen, hatte alberne Scherze gemacht, aufmunternde Worte für jeden gefunden und seine ganze Energie versprüht. Jetzt musste er erst wieder runterkommen.
    Es wurde immer anstrengender für sie, mit ihm Schritt zu halten. An der Gegend war nichts besonders Auffälliges. Ziegelsteinhaus reihte sich an Ziegelsteinhaus, Fenster- und Türrahmen waren sorgfältig gestrichen, die kleinen Vorgärten perfekt gepflegt. Sie kamen an einer Schneiderei vorbei, an einem Souvenirladen, der Grußkarten verkaufte, und an einem Metzger, dessen Schaufenster mit anscheinend endlosen Wurstringen dekoriert war. Fiona konzentrierte sich auf jedes Detail. Nur ja nicht an die wachsenden Schmerzen in Hüfte und Bein denken!
    An der Straßenecke deutete Andrew auf eine Tür. „Hier ist es.“ Durch die große Glasfront blickte Fiona ins Innere auf einfache Tische mit Plastiktischdecken und eine Ladentheke, die sich über die gesamte Länge des Raumes erstreckte.
    „Hier gibt es das beste Fish & Chips in ganz Glasgow!“ Andrew zog die Tür auf, um Fiona den Vortritt zu lassen. Eine Wolke von Dämpfen schlug ihnen entgegen und vermischte sich mit den Abgasen der Straße.
    Fiona ging voraus. Über der Theke hing eine Art Speisekarte. Fish & Chips. Fisch ohne Fritten. Fritten ohne Fisch. „Da fällt einem die Wahl schwer.“
    Er schaute sie an – und schien sie zum ersten Mal zu sehen, seit sie aus dem Krankenhaus heraus waren. „Ich habe überhaupt nicht nachgedacht. Möchtest du lieber irgendwoandershin gehen?“
    „Machst du Witze?! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen!“ Es war die reine Wahrheit. Um genau zu sein: Sie hatte nie etwas Verlockenderes gerochen. Für sie war Essen immer etwas gewesen, das sie tun musste. Jahrelang hatte sie nach einem ausgewogenen Ernährungsplan gelebt. Die richtigen Vitamine, die richtige Kalorienzahl, alles nur für die Rehabilitation. Alles, was sie aß und trank, war sorgfältig geprüft, gewogen, gemessen worden. Bis das strenge Reglement gelockert worden war, hatte sie jegliches Interesse an Nahrung verloren. Sie aß nur, um zu überleben.
    Heute würde sie aus purer Lust und allein zu ihrem Vergnügen essen. Fast reichte die Vorstellung schon aus.
    „Welchen Fisch soll ich nehmen?“
    Andrew studierte die Tafel. „Ich mag den Schellfisch am liebsten.“
    „Gut, dann werde ich den probieren. Mit Fritten.“
    „Setz dich doch schon. Ich gehe bestellen.“
    Dagegen hatte sie nichts einzuwenden. Sie konnte es kaum abwarten, sich endlich zu setzen und das Gewicht von ihren Füßen zu nehmen. Einen Tisch zu finden war eine Frage der besten Aussicht durch die ölbesprenkelten Fenster, da nur ein weiterer besetzt war. Und das junge Pärchen, das den letzten Schluck aus den Getränkedosen nahm, würde sicher auch bald gehen.
    Sie wählte die Nische in der Ecke und rutschte auf die Bank. Leider trug das nicht dazu bei, die Schmerzen in ihrer Hüfte zu lindern. Fiona setzte sich schräg und legte das Bein hoch. Das half zumindest ein wenig.
    Andrew kam zum Tisch, zwei Pappbecher in der Hand. „Irgendwo auf dieser Welt muss es doch ein Land geben, in dem Coca Cola nicht auf der Getränkekarte steht“, sagte sie, als er ihren Becher vor sie hinstellte.
    „Nicht, wenn Duncan und seine Leute ihren Kopf durchsetzen.“
    „Der arme Duncan! Du wirst ihn nie damit in Ruhe lassen, oder?“
    „Nein, niemals.“ Er schob sich ihr gegenüber in die Bank.
    Fiona fand, dass Andrew heute besonders anziehend aussah. Er trug einen grob gestrickten naturfarbenen Pullover. Er hatte die Ärmel hochgeschoben und so starke, muskulöse, kastanienbraun behaarte Unterarme enthüllt. Lässige Kleidung schmeichelte seiner kräftigen Statur, aber sie konnte ihn sich auch sehr gut in einem eleganten Smoking vorstellen. Gut aussehend

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