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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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gar nicht wusste, wie einsam sie gewesen war. So einsam, dass sie sich an die Erinnerungen eines Kleinkindes geklammert hatte. Einsamkeit schien für sie ein vollkommen normaler Zustand zu sein.
    Andrew dachte an Duncans Warnung. Er war nach wie vor überzeugt von jedem Argument, das er vorgebracht hatte. Aber plötzlich erkannte er auch die Wahrheit in den Worten des Freundes. Fiona könnte so leicht verletzt werden! Und dann sicherlich schwer.
    Als er sie nach der langen Zeit wiedergesehen hatte, war ihm als Erstes ihr wunderschönes Haar aufgefallen. Jetzt spielte der Wind mit ihren Locken, wehte die Strähnen um Hals und Wange. Sie ließen ihn an Sonnenschein in einer Vollmondnacht denken. Er wusste noch zu gut, wie ihr Haar sich anfühlte. Ihre seidige Mähne in seinen Händen zu spüren, hatte ihn überrumpelt – dabei hatte er sie doch eigentlich nur trösten wollen. Ebenso, wie es ihn überrumpelt hatte, wie gut es sich anfühlte, sie in seinen Armen zu halten und an sich zu drücken. Duncan gegenüber hatte er bestritten, die Macht zu haben, Fiona zu verletzen. Jetzt musste er sich der Tatsache stellen, dass die Möglichkeit existierte.
    „Komm, ich zeige dir die Stelle, von der ich gesprochen habe.“ Bevor er etwas erwidern konnte, hatte Fiona sich schon umgedreht und in Bewegung gesetzt.
    Er wollte sie rufen, sie aufhalten. Ihr sagen, dass die Müdigkeit zurückgekehrt war und er lieber auf den Spaziergang verzichtete. Doch es war zu spät. Er folgte ihr, überquerte am Ende des Parks die Straße. Von hier aus ging es zum See.
    Fiona wartete auf ihn, bis er sie eingeholt hatte, bevor sie Seite an Seite weitergingen. „Ich bin sicher, du warst bestimmt schon tausend Mal dort. Aber ich habe es erst vor ein paar Abenden entdeckt und mich sofort verliebt.“
    „Du verschenkst dein Herz aber leicht.“
    „Weder leicht noch oft. Aber der Loch Ceo ist etwas Besonderes.“
    „Aye. Das wusste ich schon immer.“
    „Ich weiß. Im Sommer fährst du Touristen mit dem Boot hinaus, nicht wahr?“
    „So viele oder so wenige, wie sich melden. Loch Ness können wir sicherlich keine Konkurrenz machen. Mein Darling bemüht sich nicht gerade um Public Relations. Sie zeigt sich nur selten. Sie ist ein schüchternes Mädchen und wägt sehr genau ab, wem sie einen Blick auf sich gewährt.“
    „Also floriert das Geschäft nicht unbedingt?“
    „Nein, und ich bin froh darum. Wir sind ein winziges Dörfchen weit abseits der Touristenpfade, und wir treiben gerade genug Handel, um uns selbst zu versorgen. Für Hunderte von Booten mit Unterwasserkameras wäre auf dem Loch Ceo gar kein Platz, und Druidheachd könnte mit einem Strom von Touristen nicht fertig werden. Hier braucht alles seine Zeit. Ich möchte nicht erleben, was passiert, wenn Veränderungen im Eiltempo erzwungen werden.“
    „Ich mag das Dorf so, wie es ist.“
    „Aye, ich auch.“
    Fiona bahnte sich einen Weg durch dichtes Gebüsch, und Andrew folgte ihr. Als er erkannte, wo sie waren, griff er nach ihrer Hand. Ein kleiner Abhang führte hinunter zum Seeufer, und Andrew wollte sichergehen, dass Fiona nicht ausrutschte.
    Unten angekommen, ließ er sie wieder los. Das Ufer des Sees war überall schmal, aber hier an dieser Stelle besonders. Ein flacher Fels lief ins Wasser hinein, Fiona kletterte hinauf und rief Andrew zu, es ihr nachzutun. Ein kalter Wind strich über das Wasser; Andrew fror jämmerlich. Doch Fiona dort oben auf dem Felsen schien es nichts auszumachen.
    „Sieh doch nur, Andrew! Hast du jemals etwas so Wundervolles gesehen? Von hier sieht man kein einziges Haus. Es ist fast, als hätten wir diesen See entdeckt. Als wäre vor uns noch nie jemand hier gewesen.“
    Es gab mindestens noch hundert andere Plätze am Ufer, die ebenso schön waren, und plötzlich verspürte er den heißen Wunsch, Fiona alle zu zeigen. Er kletterte auf den Felsen hinauf und stellte sich neben sie. „Der Mond liebt den See. Er versilbert auch noch die kleinste Welle.“
    „Mir hat Mondlicht immer am besten gefallen. Es ist so … so nachsichtig und gütig.“
    „Nachsichtig?“
    „Mondlicht zeichnet alles weich, lässt die scharfen Konturen verwischen. Es erhellt nur das, was es sich aussucht. Sonnenlicht stellt alles bloß, was es berührt.“
    Wie Flammen auch. Andrew blickte auf das Wasser hinaus. „Ich war heute bei Sara Hume, Fiona.“
    „Wann?“
    „Ich bin über Glasgow zurückgefahren. Sonst wäre ich schon heute Morgen zu Hause gewesen.“
    „Ich

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