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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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habe jeden Tag angerufen, doch am Telefon wollten sie mir nichts sagen. Nur ihren Namen hat man mich wissen lassen. Wie geht es ihr?“
    „Sie ist so klein. Und still. Viel zu still.“
    „War jemand bei ihr?“
    „Ihre Großmutter ist aus England gekommen und bleibt bei ihr. Eine sehr nette Frau und eine sehr moderne Großmutter. Sie hat sich alles genauestens erklären lassen und die Pflege ihrer Enkelin übernommen, soweit das möglich ist. Sie hat darauf bestanden, dass man mich Sara besuchen lässt. Von jetzt an werden wir wohl ohne Schwierigkeiten zu ihr gelassen.“
    „Aber wie geht es ihr, Andrew?“
    „Sie spricht gut auf die Behandlung an, sagen die Ärzte, aber sie ist so schrecklich traurig. Saras Tante, bei der sie nach ihrer Entlassung leben wird, hat selbst zwei kleine Kinder. Sie und Saras Mum standen sich wohl sehr nah. Ihr Mann und sie wollen Sara unbedingt in die Familie aufnehmen, aber sie kann immer nur kurz nach Glasgow kommen. Ich glaube, sie muss mehr Besuch bekommen – Menschen, die ihr nicht wehtun. Denn so muss sie wohl die Ärzte und Schwestern sehen.“
    „Genau so ist es. Ich erinnere mich gut daran, dass ich jeden in einem weißen Kittel hasste, der durch die Zimmertür kam. Denn das bedeutete immer unweigerlich mehr Schmerzen. Ich war viel zu jung, um das Warum zu verstehen.“
    „Sie hat auf mich reagiert. Sie hat zugehört und sogar ein paar Worte gesagt. Ihre Granny meinte, dass sie sehr an ihrem Vater gehangen hat …“
    „Du wirst sie öfter besuchen, nicht wahr?“
    „Aye.“
    „Darf ich mitkommen?“
    Er dachte an alles, was Duncan gesagt hatte, und an das, was er selbst darauf erwidert hatte. Alles, von dem er fest überzeugt war. „Aye“, sagte er nach kurzem Zögern. „Wenn du mitkommen möchtest … gern.“
    Sie wandte sich wieder zum See. „Ich werde ihr meine Bücher mitbringen. Ich weiß, sie sehen Spielzeug nicht gern auf der Station, wegen der Keime. Aber sie werden ihr sicher ein paar Bücher erlauben.“
    „Ich hatte vor, übermorgen wieder hinzufahren.“
    „Ich werde bereit sein.“
    Fiona war für alles bereit. Bereit zu helfen, bereit, um das Leben mit offenen Armen willkommen zu heißen, bereit, um … Andrew brach den Gedankengang hastig ab. „Bist du jetzt bereit, wieder zurückzugehen?“
    Sie breitete die Arme aus, als wolle sie den See mitnehmen. „Sag, glaubst du, wenn ich eine ganze Nacht hier sitze und auf den See hinausstarre, ohne auch nur zu blinzeln … ob ich dann dein Darling sehe?“
    „Man sagt ihr nach, dass sie große Geduld belohnt.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch große Geduld besitze.“ Sie wandte ihm das Gesicht zu. „Früher war das so ziemlich alles, was ich hatte.“
    Doch ihre Augen hungerten nach mehr, das konnte Andrew selbst im Mondlicht erkennen. Er fragte sich, ob ihr überhaupt klar war, wonach sie sich sehnte. Oder ob sie es in den nächsten Wochen, in denen sich ihre Welt immer weiter ausdehnen würde, zu verstehen beginnen würde.
    Und auf dem Rückweg zum Dorf fragte er sich, ob er die Kraft und den Verstand besaß, um den Balanceakt zu vollbringen: ihr die Dinge zu geben, die sie sich wünschte, und ihr jene zu verweigern, die ihr nur noch mehr Kummer machen würden.

5. KAPITEL
Das Wasser des Serenity Lakes war glasklar und türkisblau. Große alte Bäume mit mächtigen Kronen standen rund um das Ufer herum und schützten vor den neugierigen Blicken jener Wesen, die an Land lebten.
Stardust liebte den schattigen Uferrand ebenso sehr, wie sie das glitzernde Wasser in der Mitte des Sees liebte, das von der Sonne geküsst wurde. Sie sah so gerne den Wassertropfen zu, die erst aufspritzten und dann funkelnd und blitzend wieder auf die Wasseroberfläche aufschlugen, jedes Mal, wenn sie abtauchte und mit ihrem flinken schlanken Schweif das Wasser sacht aufpeitschte. Am besten aber gefielen ihr das Riedgras und die Blumen am Uferrand, denn davon konnte sie den ganzen Tag naschen und sich satt essen.
Doch je mehr Stardust knabberte und naschte, desto größer wurde sie. Sie wuchs und wuchs und wuchs. Bis sie eines Tages merkte, dass sie anders war als die anderen Wesen im Serenity Lake. Sie war viel größer. So groß, dass die Fische, die ihre Freunde waren und immer fröhlich mit ihr spielten, eines Tages vielleicht Angst vor ihr bekommen würden.
    S  ie schläft“, flüsterte Pamela Brownleigh. „Sie haben sie zum Einschlafen gebracht, Fiona. Es ist ein Wunder!“
    Leise klappte Fiona das

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