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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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war ein viel zu blasses Wort, um sein Aussehen zu beschreiben. Kernig oder anziehend passten viel besser zu ihm.
    Sie nippte an ihrer Cola und hoffte, dass Zucker und Koffein ihr ein wenig Energie zurückbringen würden. „Du bist großartig mit Sara umgegangen. Mit den anderen Kindern auch. Du hast dir nie anmerken lassen, wie erschreckend sie aussehen. Bei dir wäre niemand auf die Idee gekommen, dass diese Kinder anders als andere Kinder sind.“
    „Das sind sie auch nicht.“
    Fiona schüttelte den Kopf. „Es bringt nichts, so zu tun, als wären sie das nicht. Sie sind anders – wegen allem, was sie durchgemacht haben. Sie werden immer anders sein, selbst wenn das Wunder geschieht und ihre Körper komplett heilen. Jedes dieser Kinder ist durch die Hölle gegangen.“
    Er widersprach nicht, was sie verwunderte. Die meisten Menschen hielten den Schein aufrecht, selbst wenn es nur zum eigenen Schutz war. „Ich rede mir ein, dass es ganz normale Kinder sind, wie alle anderen auch. Vermutlich tue ich das, um es durchzustehen.“
    „Sie haben auf jeden Fall die gleichen Wünsche und Bedürfnisse wie andere Kinder. Sie wollen geliebt und akzeptiert werden. Das ist dir heute großartig gelungen.“
    „Sara kann voraussichtlich schon nächsten Monat entlassen werden.“
    „Ich weiß, Pamela hat es mir gesagt. Je eher, desto besser. Wenn für sie kein Risiko mehr besteht, wird sie sich zu Hause viel schneller erholen.“
    „Wie lange hast du eigentlich im Krankenhaus liegen müssen, Fiona?“
    „In mehreren Krankenhäusern. Fünf Monate lang. Und danach immer wieder mal, wegen verschiedener Probleme, die auftauchten. Ich hatte mir vorgenommen, dass ich, sollte ich jemals eine eigene Wohnung haben, die Wände entweder steril weiß oder krankenhausgrün streichen und Lautsprecher im Korridor installieren würde, damit ich mich überhaupt heimisch fühlen kann.“
    Sein Mund deutete ein Lächeln an. „Ich war nur einmal im Krankenhaus, als man mir den Blinddarm herausoperiert hat, und dann auch nur für ein paar Tage. Man behauptete einstimmig, ich sei der schlimmste Patient gewesen, den die Klinik je hat behandeln müssen.“
    „Komm schon! Ich gehe jede Wette ein, dass die Schwestern dich angebetet haben.“
    „Glaubst du?“ Jetzt zuckte es auch in dem zweiten Mundwinkel. „Wenn ich es recht bedenke … Ich habe wohl mehr Rückenmassagen bekommen als eine schwangere Drillingsmutter in den Wehen.“
    Fiona lachte. „Das glaube ich unbesehen.“ Sie wurde wieder ernst. „Weißt du, der Körperkontakt war das, was ich am meisten vermisst habe. Ich weiß noch genau, wie schlimm ich es fand, dass niemand mich berührte.“ Die Worte waren heraus, bevor sie nachdenken konnte. „Mich konnte niemand massieren – sie konnten nur meine Hand halten. Und als ich dann aus dem Krankenhaus entlassen wurde, da …“ Sie unterbrach sich abrupt. „Entschuldige, jetzt werde ich rührselig, nicht wahr?“
    „Nein, ganz und gar nicht. Was war nach deiner Entlassung?“
    „Vermutlich hatten alle einfach nur Angst, mir wehzutun. Wahrscheinlich hatten sie sogar recht. Dennoch glaube ich heute, es wäre das Risiko wert gewesen.“
    Emotionen huschten durch seine Augen, seine Stimme klang belegt, als er fragte: „Niemand hat dich berührt?“
    „Klingt verrückt, nicht wahr? Wahrscheinlich hat man mich schon gestreichelt und umarmt, ich kann mich nur nicht daran erinnern.“ Sie log mit Überzeugung und schaute ihm dabei geradewegs in die Augen.
    Die Angestellte hinter dem Tresen pfiff scharf auf zwei Fingern, Andrew schälte sich aus der Bank. „Ich hole unser Essen.“
    Fiona nutzte die Gelegenheit, um ihr Bein weiter auszustrecken. Es tat noch immer weh, sie fürchtete, dass ein schwerer Krampf im Anzug war. Sie kannte die Vorboten, hatte diese Krämpfe praktisch, seitdem sie denken konnte. Und es gab auch wenig Hoffnung, dass die Krampfanfälle je aufhören würden. Der letzte Arzt, bei dem sie deswegen Hilfe gesucht hatte, hatte ihr unverblümt zu verstehen gegeben, sie solle froh sein, überhaupt noch genügend Muskelmasse zu haben, die sich verkrampfen konnte.
    Andrew kam mit zwei riesigen in Wachspapier eingewickelten Portionen zurück an den Tisch. „Die Portionen sind hier kleiner als bei den meisten anderen Imbissen, aber dafür ist das Essen auch viel besser.“ Er legte eines der Päckchen vor sie hin, und sie zupfte an dem Papier, um mehrere Stücke goldbraun frittierten Fisch und einen Berg von Pommes frites

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