... Wie Gespenster in der Nacht
duftender Dampf stieg auf. Zum zweiten Mal an diesem Tag lief ihr das Wasser im Mund zusammen. „Weißt du eigentlich, wie erfolgreich die Stardust- Bücher inzwischen sind?“
„Ich weiß, dass sie sich bestens verkaufen. Und es freut mich riesig für dich.“
„Mein Agent ist im Moment vollauf mit den Nebenrechten beschäftigt. Sie wollen eine Zeichentrickserie daraus machen. Dann kommen noch all die anderen Marketingartikel – Vitaminsäfte, Brotdosen, Ringbücher und Bleistifte, was weiß ich. Du bist schließlich das Marketing-Genie, und ich bin diejenige, die damit Millionen verdienen wird.“
„Aber das ist ja großartig, Fiona! Wieso hast du keinen Ton davon erwähnt?“
„Weil es das ist, was mich hierhergetrieben hat.“ Sie sah von der Pastete auf. „Der Erfolg ist letztendlich verantwortlich dafür, dass ich mich in das Flugzeug gesetzt habe. Erfolg. Mit dem Erfolg kommt auch Publicity, und die will ich nicht.“
„Welche Publicity?“
„Meine Verlegerin hat eine Pressemitteilung herausgegeben, in der ausführlich beschrieben ist, wie ich als Kind in Schottland fast bei einem Brand ums Leben gekommen wäre und wie ich mir die Geschichten in den Jahren der Genesung ausgedacht habe. Die Journalisten waren hingerissen. Ich habe endlos viele Anfragen für Interviews erhalten.“ Sie schüttelte den Kopf. „Kannst du dir das vorstellen?“
Er antwortete nicht, aber sie vermutete, dass er sich ihre Reaktion sogar sehr genau vorstellen konnte. Schließlich kannte Duncan sie besser als jeder andere Mensch.
„Ich lehnte ab und erklärte, dass meine Privatsphäre mir absolut heilig sei. Da hätte ich besser einem Stier ein rotes Tuch vor die Nase halten können. Das Telefon stand keine Minute mehr still. Irgendwann habe ich Panik bekommen. Und so bin ich also nun hier.“
„Aha.“
„Richtig.“ Sie nahm den ersten Bissen von der Pastete. Sie schmeckte noch besser, als sie aussah.
„Ich bin auf jeden Fall froh, dass du hier bist, aus welchem Grund auch immer.“
„Ich auch.“ Sie sah auf. „Wirklich. Ich hatte solche Angst. In dieses Flugzeug zu steigen war das Schwerste, was ich je in meinem Leben getan habe. Aber es war auch das Richtige.“
„Hast du immer noch Angst?“
„Manchmal. Ich bin so sehr daran gewöhnt, dass andere Entscheidungen für mich treffen, dass mich selbst die kleinsten Dinge aus dem Gleichgewicht bringen. Aber ich lerne langsam. Stört es dich, dass ich hier bin?“
„Machst du Witze?!“
„Du bist frisch verheiratet.“
„Und du bist so diskret, dass wir von deiner Anwesenheit kaum etwas wahrnehmen.“
„Gut.“
„Das Hotel gehört zur Hälfte dir.“
„Ich wollte es nie haben. Es erinnerte mich immer …“
„Und jetzt?“
„Ich wünschte, ich wäre früher gekommen. Als Vater noch lebte.“
„Er war kein einfacher Mann.“
Fiona wusste, dass Duncan und ihr Vater, Donald Sinclair, nie miteinander zurechtgekommen waren. Duncan hatte den Vater gezwungenermaßen jeden Sommer besucht, doch näher waren sie sich dadurch nicht gekommen. „Ich kann nicht sagen, was für ein Mann er war. Ich wurde ja nie eingeladen, und er kam nie nach New York.“
„Ich glaube, Mutter hat ihm davon abgeraten.“
„Möglich.“ Fiona kannte die bittere Wahrheit. Aber es gab keinen Grund, Duncan damit auch noch zu belasten.
Sie hatte die Pastete schon zur Hälfte verspeist, bevor Duncan wieder etwas sagte.
„Eigentlich wollte ich noch etwas anderes mit dir bereden.“
„Das dachte ich mir.“
„Ich wollte mit dir über Andrew reden.“
Damit hatte sie schon gerechnet, dennoch war es ein Schock, es laut von ihm ausgesprochen zu hören. „Ja?“
„Fiona, du kennst Andrew nicht so gut wie ich.“
„Stimmt. Ich hatte ja kaum die Möglichkeit, ihn kennenzulernen.“
„Er und Iain sind meine engsten Freunde. Für die beiden würde ich durch die Hölle gehen.“
„Ich bezweifle, dass das je nötig werden wird.“ Sie schob die Schüssel fort, das Dinner hatte plötzlich den Reiz für sie verloren. „Was genau willst du eigentlich sagen?“
„Andrew mag Frauen.“
„Deswegen kann man ihm wohl kaum Vorhaltungen machen.“
„Er und Iain haben einen gewissen Ruf. Nun, Iain hatte ihn, bis er Billie traf. Für ihn ist das jetzt vorbei, aber für Andrew ist es das nicht. Ich glaube nicht, dass es eine einzige Frau in den Highlands gibt, deren Puls nicht schneller schlägt, sobald Andrew in der Nähe ist.“
Sehr bedachtsam legte sie die Gabel
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