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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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stand im Regen und sah zu ihrem Fenster hinauf, dann setzte er sich Richtung Seiteneingang in Bewegung.
    Einen Moment lang war Fiona verwirrt, aber nur kurz. Des Rätsels Lösung war einfach: Andrew hatte nur ein freies Hotelzimmer auftreiben können, und das hatte er ihr überlassen. Er hatte ihr nichts davon gesagt, weil er sie nicht hatte aufregen wollen.
    Er hatte ihr nichts davon gesagt, weil er sich nicht vorstellen konnte, die Nacht zusammen mit ihr in einem Bett zu verbringen.
    Sie ermahnte sich, dass Letzteres unmöglich stimmen konnte. Sie war heute nur extrem überempfindlich, noch immer aufgewühlt durch die grausigen Bilder des Albtraums. Andrew war nicht abgestoßen von ihr. Er behandelte sie wie eine Frau, nicht wie eine Zirkusattraktion im Horrorkabinett. Außerdem hatte er ihre Narben ja nie gesehen. Er konnte nicht abgestoßen sein von etwas, das er nicht kannte. Und wenn er sie in seinen Armen hielt, waren keine anderen Anzeichen zu erkennen, als dass er sie begehrenswert fand.
    Aber er hatte doch schon angefangen, herauszufinden, was sie wirklich war.
    Sie dachte an den Tag zurück, als er ihr Bein massiert hatte. Zwar hatte der Stoff alles bedeckt, aber er musste gefühlt haben, wie groß die Narben waren, wie sie sich wölbten …
    Und er hatte ihren Rücken berührt. Seine Fingerspitzen waren über die Haut dort gefahren, Haut so dünn und mit Narben übersät, dass es nicht mehr als Haut zu bezeichnen war. Zumindest nicht als Haut, wie er sie von anderen Frauen kannte. Ihr Rücken war ein Schachbrett aus Narben. Dort, wo das Feuer nicht gewütet hatte, war Haut entnommen worden für ihre Beine und ihre Füße, und die, die nachgewachsen war, hatte nichts mit normaler Haut zu tun, besaß weder Geschmeidigkeit noch Widerstandsfähigkeit, sondern war pergamenten und dünn.
    Jetzt klopfte es an ihrer Tür, weder leise noch unentschlossen. Fiona sah an sich herab. Sie trug wenig mehr als ihr T-Shirt. Sie eilte zum Bett, schnappte ihre Hose vom Fußende und setzte sich, um sie hastig überzuziehen.
    Wieder ein Klopfen, dieses Mal noch lauter. Sie flog geradezu zur Tür, um Andrew einzulassen. Ein schneller Blick den Korridor entlang sagte ihr, dass immerhin niemand von den anderen Hotelgästen wach geworden war. „Was tust du hier?“, fragte sie flüsternd.
    Er trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Ich hab dich am Fenster stehen sehen.“
    „Sicher, das kann ich mir vorstellen. Wenn du im Auto schläfst.“
    „Es gab nur ein freies Zimmer.“
    „Das habe ich mir bereits gedacht.“
    „Wieso schläfst du nicht, Fiona?“
    „Wieso hast du mich angelogen?“ Sie machte einen Schritt zurück, um mehr Abstand zwischen sie zu bringen.
    „Welchen Sinn hätte es gehabt, dir noch mehr Sorgen zu bereiten? Es ließ sich so oder so nicht ändern. In der ganzen Stadt gibt es kein freies Hotelzimmer mehr. Es war reines Glück, dass ich das hier überhaupt gefunden habe.“
    „Das Bett ist groß. Wir hätten es uns teilen können.“
    Er rührte sich nicht, er sagte nichts. Dann wandte er sich um und ging zum Fenster, schaute hinunter, als wolle er nach seinem Auto sehen. „Wieso bist du wach?“
    „Es ist einfach so.“
    Er sah über die Schulter zurück zu ihr. „Dein Gesicht konnte ich von da unten nicht sehen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du weinst. Wie ich sehe, hat mein Gefühl mich nicht getäuscht.“
    Es abzustreiten wäre unsinnig. Ihre Augen mussten verquollen und rot sein, genau wie ihre Wangen. „Ich habe schlecht geträumt, mehr nicht.“
    „Mehr nicht?“ Er drehte sich um, lehnte sich an die Fensterbank. „Hast du öfter Albträume?“
    „Nein. Es war das Zimmer. Es riecht wie …“ Sie wollte es nicht aussprechen müssen.
    „Es riecht wie das Zimmer in einem alten Hotel. Dein Zimmer?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Duncan und Mara achten darauf, dass die Zimmer im Sinclair Hotel immer sauber und gut gelüftet sind.“
    „Aber das war nicht immer so. Die beiden haben viel renoviert und erneuert.“
    „Na schön, Andrew. Ja, dieses Zimmer riecht wie das Zimmer, in dem ich als Kind geschlafen habe. Vermutlich hat das meinen Albtraum ausgelöst. Weil ich …“ Sie konnte nicht länger Haltung wahren und schluckte hart. „… weil ich wieder dort war.“ Ihre Stimme wollte brechen. Sie schloss den Mund und wandte das Gesicht ab.
    „Fiona.“ Mit drei Schritten war er bei ihr und zog sie in seine Arme, drückte sie eng an sich.
    Er roch nach

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