... Wie Gespenster in der Nacht
sie verstehen, worum es ging, dabei hatte sie nicht die geringste Ahnung. Aber ihre Sorge um ihn und die Freude, in seiner Nähe zu sein, ließen sie mutig werden. „Nun, vielleicht kann ich das ja auch tun.“
Er öffnete den Mund, als wolle er ablehnen, doch dann schloss er die Lippen wieder und starrte sie einen Moment lang an. „Du hast Gow da allein im Speisesaal sitzen lassen.“
Sie zuckte nur mit den Schultern. David hatte sie schon vergessen. „Ich werde mich später bei ihm entschuldigen. Er wird sicher jemanden finden, mit dem er sich unterhalten kann.“
„Was ist mit deinem Abendessen?“
„Du siehst aus, als könntest du Gesellschaft gebrauchen. Ich bringe meinen Teller in die Küche zurück, Frances soll es mir für später aufbewahren. Ich bin eigentlich gar nicht hungrig.“
„Es wird aber eine lange Fahrt.“
Sie lachte. Er suchte nach Ausreden für sie, aber sie hatte keine Lust, darauf einzugehen. „Grundgütiger! Dann nehme ich mir eben einen Apfel mit.“
Er wirkte noch immer unentschieden. Sie legte die Hand an seine stoppelige Wange und versuchte, mit den Fingerspitzen das zu übermitteln, was ihre Lippen nicht wagten. „Es wäre mir ein ausgesprochenes Vergnügen, endlich einmal etwas für dich tun zu können. Erlaubst du mir das?“
„Und das Hotel?“
„Mara müsste jeden Moment zurückkommen. Bis dahin wird schon alles glattgehen.“
„Dann geh und hole deine Jacke“, sagte er und wandte sich zum Gehen. „Ich warte im Auto auf dich.“
Es war seine Aufgabe, Carlton-Jones und Surrey die Neuigkeiten beizubringen. Und den Abend mit Fiona an seiner Seite zu verbringen. Beides waren großartige Aussichten, vor allem Letzteres. Sie saß auf dem Beifahrersitz in seinem Wagen. Ihr Haar war von dem gleichen strahlenden Rotgold wie der abendliche Horizont. Andrew könnte sich glatt einbilden, die untergehende Sonne hätte sich ein Weilchen zu ihm gesellt.
Es hatte ihn maßlos aufgewühlt, sie mit Gow im vertrauten Gespräch zusammensitzen zu sehen. Dabei hatte er gar nichts gegen den Mann, auch wenn der offensichtlich ein Lügner war. Aber er fragte sich, ob Fiona überhaupt ahnte, dass Männer wie Gow Frauen nur zu ihrem Vergnügen verschlissen. Wenn es um Männer ging, war sie praktisch noch ein naives Kind. Sie hatte ja keine Ahnung, wie unersättlich und zügellos Männer sein konnten!
Denn selbst trotz mehrmaliger eindeutiger Begebenheiten ahnte sie ja nicht einmal, wie sehr Andrew sich bei ihr gehen lassen wollte.
„Ich war noch nie in Fort William.“ Das war jetzt Fionas vierter Ansatz, ein Gespräch in Gang zu bringen. Doch unsicher, was er sagen sollte, und verwirrt durch die eigenen Gefühle, hatte Andrew auf die ersten drei kaum reagiert. Was sie nicht abzuschrecken schien.
„Ich hab nichts gegen Fort William. Es ist ganz nett.“
„Aber?“
„Kein aber. “
„Du hörst dich nicht gerade begeistert an. Andrew, bist du krank?“
War er wahrscheinlich. Inzwischen merkte er auch, dass seine Kehle nicht einfach nur rau war. Er musste sich anstrengen, um überhaupt einen Ton hervorzubekommen. „Vermutlich bin ich in Gedanken auf das konzentriert, was vor mir liegt.“
Fiona musterte ihn. Er brauchte sie nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie es tat. Er konnte ihren Blick spüren.
„Warum erzählst du mir nicht, was los ist?“, fragte sie.
Also erzählte er es ihr. Weil es einfacher war, als stumm neben ihr zu sitzen, auf ihren Atem zu lauschen und jede ihrer Bewegungen mitzuverfolgen. Eigentlich wollte er ihr nur einen knappen Bericht liefern, doch sie stellte Fragen, und er antwortete ausführlich. Als er bei dem Teil anlangte, wo er ihr Kayes Absicht schilderte, ihm ihr Land zu hinterlassen, stieß Fiona einen leisen Pfiff aus.
„Andrew, das ist ja ein unglaubliches Geschenk!“
„Ich versteh’s immer noch nicht.“ Überrascht stellte er fest, dass er sich erheblich entspannt hatte. Als ob allein Fionas Stimme heilende Kräfte hätte.
„Was ist daran nicht zu verstehen? Sie möchte, dass du das Land bekommst. Weil sie weiß, dass du keine Ferienwohnungen oder ein Einkaufszentrum darauf bauen wirst. Es ist ihre Art, das zu erhalten, was ihr am Herzen liegt.“
„Aber Iain hätte ihr das Land für einen fairen Preis abgekauft, und er hätte es ebenso wenig missbraucht.“
„Sie möchte aber, dass du es bekommst. Sieh’s doch mal realistisch, Andrew: Iain gehört hier fast alles Land im Umkreis. Und Duncan besitzt das größte und
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