... Wie Gespenster in der Nacht
Detektiv in unserer Mitte. Warum wollten Sie mich sprechen? Schreiben Sie eine Artikelserie über Hotels?“
„Nur einen sehr intimen kleinen Bericht über schöne Hotelbesitzerinnen.“
Sie sah an seinem Gesicht, dass er es ernst meinte – so ernst, wie ein offensichtlicher Don Juan wie David Gow es meinen konnte. Vor sechs Wochen hätte sein bewundernder Blick sie wahrscheinlich maßlos verwirrt. Eher sogar noch verärgert. Jetzt jedoch war sie nur neugierig. „Was finden Sie denn schön an mir?“, fragte sie.
Er legte den Kopf schief, wie ein Künstler, der sein neues Modell studierte, bevor er mit dem Porträt begann. Die Bedienung brachte Fionas Abendessen, und David bestellte etwas zu trinken für sich. Er wartete, bis sie wieder allein waren, bevor er auf Fionas Frage antwortete.
„Manche Frauen sind schön, weil sie einen vollen Kussmund oder faszinierende Augen haben.“ Er zuckte mit den Achseln. „Andere Frauen haben keine hervorstechenden Vorzüge, aber ihr gesamtes Gesicht ist ein Meisterwerk, die perfekte Harmonie. Und wiederum andere, und zu denen gehören Sie, Fiona, entsprechen keinem klassischen Schönheitsideal. Sie haben keine Lippen oder Augen, denen man einen Altar bauen müsste, auch keine langweiligen perfekt symmetrischen Züge. Dafür strahlen sie einen starken Charakter und weibliche Grazie aus, und das haut einen schlichtweg um.“
„Sie sind wirklich gut.“ Davids Worte hatten eine innere Wärme in Fiona aufsteigen lassen. So geübt und oft genutzt die Worte auch sein mochten, sie schienen mit ernsthafter Überzeugung vorgebracht.
„Besser als die meisten.“ Er prostete ihr mit seinem Drink zu.
Sie lehnte sich ein wenig vor. „Muss ich Ihnen jetzt sofort zu Füßen sinken, oder sollte ich damit besser noch ein Weilchen warten?“
„Es würde uns beiden Zeit ersparen, wenn Sie es jetzt sofort tun könnten.“
„Ich fürchte, ich bin noch nie gesunken. Ich muss Sie warnen – ich mache es bestimmt falsch.“
Seine Augen funkelten gewinnend. „Es wäre mir ein ausgesprochenes Vergnügen, Ihnen zu helfen, wo und wie ich nur kann.“
Sie lachte leise auf. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass Flirten so viel Spaß machen konnte. David Gow sah gut aus und war charmant, eine tödliche Kombination für eine Frau ohne Selbstbewusstsein. Doch diese Frau war Fiona nicht mehr. Sie war gewachsen, hatte diese Frau hinter sich gelassen. Sie hatte die Flügel ihrer Weiblichkeit ausgebreitet, und auch, wenn sie noch nicht zu fliegen wagte, so konnte sie immerhin schon aufreizend mit ihnen schlagen.
„Sie nehmen mich nicht ernst, oder?“, fragte er zerknirscht.
„Nicht im Geringsten. Aber Sie tun meinem Ego unglaublich gut.“
„Freut mich, wenn ich Ihnen zu Diensten sein kann. Und damit meine ich jegliche Dienste.“
„Fiona.“
Sie drehte sich zu der anderen Stimme um und sah Andrew in den Speiseraum kommen. Das warme Leuchten in ihr wurde zu etwas viel Intensiverem. „Hallo. Was machst du denn hier?“
Er nickte David knapp zu, so als würden sie sich schon kennen. „Ich suche Duncan.“
„Er ist heute Nachmittag nach Inverness gefahren und kommt erst morgen zurück.“ Sie musterte ihn genauer. Er sah müder aus, als sie ihn je gesehen hatte. Sein Haar war zerwühlt, sein Kinn war stoppelig. Sorge machte sich in ihr breit, verdrängte die Aufregung, die sie bei seiner Ankunft erfüllt hatte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Er wischte die Frage mit einer unwirschen Geste beiseite. „Ich gehe dann besser wieder.“ Noch ein knappes Nicken, dann war er an der Tür.
„Entschuldigen Sie mich“, sagte sie zu David, warf ihre Serviette auf den Tisch und lief hinter Andrew her.
Erst in der Lobby hatte sie ihn eingeholt. „Andrew!“ Sie legte die Hand auf seinen Arm. „Was ist los?“
„Ich wollte dich nicht beim Abendessen stören, Fiona.“ Nicht einmal das kleinste Lächeln begleitete seine Worte.
Trotz seines kühlen Tons ließ sie ihre Hand genau dort, wo sie war. „Du hast nicht gestört. Stimmt etwas nicht?“
„Ich wollte zu Duncan, das ist alles.“
„Nun, ich habe das Kommando, solange er weg ist. Kann ich irgendwie helfen?“
Er wirkte mit jeder Sekunde erschöpfter. Als er schließlich sprach, war seine Stimme vielleicht ein Dezibel stärker als ein Krächzen. „Heute ist offenbar der Tag der Neuigkeiten, der guten und der schlechten. Und ich wollte Duncan bitten, mit mir einige davon zu überbringen.“
Sie nickte, so als würde
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