... Wie Gespenster in der Nacht
wertvollste Grundstück mitten im Dorf.“
„Duncan und du.“
„Der See gehört dir, Andrew. Kaye versteht das. Der Loch Ceo ist dein Zuhause, dein Herz, deine Seele.“
Er schwieg, dachte über die Dinge nach, die sie gesagt hatte. „Schon seltsam, dass uns dreien …“ Er wagte einen vorsichtigen Seitenblick auf Fiona.
„Die drei berüchtigten Mitternachtsmänner“, meinte sie mit einem breiten Grinsen.
Dieses Lächeln, so offen und strahlend, rührte etwas tief in ihm an. „Aye. Wir drei, die lächerlichen Mitternachtsmänner, besitzen so vieles im Dorf und über seine Grenzen hinaus.“
„Aber kein Einziger von euch betrachtet es wirklich als seinen alleinigen Besitz. Für euch ist es fast so, als hätte man euch etwas Heiliges anvertraut, um es zu bewahren. Selbst für Duncan ist es so. Ich weiß, letztes Jahr hatte er die Möglichkeit, das Hotel zu verkaufen, dennoch hat er es behalten. Obwohl er geschworen hatte, er würde nie in Schottland leben. Es ist verrückt, aber fast sieht es so aus, als sei alles so vorbestimmt gewesen.“
„Was ist mit dir, Fiona?“
„Mit mir?“
„Wie sehen deine Pläne aus? Duncan scheint ja nun zu bleiben. Mara und er bauen ein Haus, sie will ihre Schule gründen …“
Lange antwortete Fiona nicht, dann sagte sie schlicht: „Mir gefällt es hier.“
Der angehaltene Atem brannte in seiner Brust. Langsam ließ Andrew ihn entweichen. „Wirklich?“
„Ja, sicher. Wie könnte es mir hier nicht gefallen?“
Sie schien ehrlich verwirrt und vielleicht sogar ein wenig pikiert. Andrew konnte nichts darauf erwidern. Er brachte es nicht über sich, sie zu fragen, ob sie eine Weile bleiben wollte. Jahre. Für immer. Ihre Antwort war ihm zu wichtig.
Sie rutschte tiefer in den Sitz und schloss die Augen. Auch das fühlte er. Es war, als wäre die Luft im Wagen eine andere geworden, als hätten die Moleküle sich in eine neue Ordnung eingereiht. Er hätte schwören mögen, dass er ihren Atem langsamer werden hörte, und vor seinen Augen sah er das Bild, wie ihre Brust sich regelmäßig hob und senkte.
Um sich abzulenken, legte er eine CD mit keltischen Folksongs ein, und die restliche Fahrt verlief in einvernehmlichem Schweigen.
Viel später fuhr Andrew schließlich vor dem altehrwürdigen Luxushotel vor, in dem Martin Carlton-Jones und Nigel Surrey untergekommen waren.
Fiona öffnete die Augen. „Sind wir da?“
„Aye.“ Er tat, was er sich die ganze Fahrt über verboten hatte. Er drehte sich und sah sie an. Ihre Wangen waren hell wie Porzellan, als hätte der Schlaf ihnen die Farbe geraubt, doch sobald Fiona sich rührte, zog sanftes Apricot über ihre Haut. Er hätte sich nicht zurückhalten können, und wenn er Jahrhunderte Zeit gehabt hätte, es sich zu überlegen. Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar. Im Mondlicht wirkte es wie blasses Gold. Ihre Augen waren die einer schläfrigen Katze. Wach war sie noch nicht, aber auch weit von Schlaf entfernt.
„Warum versagen wir uns eigentlich immer die Dinge, die wir uns am meisten wünschen, Andrew?“
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus. „Tun wir das denn?“
„Ja, ich denke, schon. Unser ganzes Leben verbringen wir damit zu lernen, ohne die Dinge auszukommen, die wir eigentlich am meisten mögen, und das nennen wir dann Selbstbeherrschung und Disziplin.“
„Worauf genau beziehst du dich?“
„Ich dachte an das Land, das du erben sollst. Du hältst dich eines so großen Geschenks für unwürdig, aber du möchtest es haben. Ich weiß, dass du es haben willst.“
Er lehnte sich näher zu ihr. „Ist das alles, was du damit meintest?“
Einen Moment lang antwortete sie nicht. Er konnte beobachten, wie der Schlaf von ihr abfiel, und fragte sich, wie es sein musste, sie morgens in seinen Armen langsam aufwachen zu sehen. Wie es sein musste, ihren Atem zu hören und zu erleben, wie ihr Körper ohne Scheu auf seinen reagierte.
„Nein, das ist nicht alles, was ich damit meinte“, sagte sie schließlich leise.
„Was ist es, das du dir selbst versagst, Fiona?“
„Ich habe zu lange mit dem Fliegen gewartet. Ich wollte nie mehr sein als eine normale Frau mit einem normalen Leben. Aber ich habe mich von meiner Angst fesseln lassen.“
„Und jetzt?“
Sie lächelte, ein vielsagendes, sinnliches Lächeln, so alt wie die Weiblichkeit selbst. „Vielleicht finde ich eines Tages den Mut, um mir das zu holen, was ich mir am meisten wünsche.“
Er wollte sie küssen. Ihre Lippen waren so
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