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Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)

Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition)

Titel: Wie haben wir gelacht: Ansichten zweier Clowns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ensikat , Dieter Hildebrandt
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weniger, dass diese Ost-West-Unterschiede heute noch eine große Rolle spielen. Das unterschiedliche Lachen hat mehr mit Klima und Landschaft zu tun. Der Thüringer lacht schon ganz anders als der Mecklenburger.
    H ILDEBRANDT: Meinst du tatsächlich?
    E NSIKAT: Nach meiner Erfahrung ja. Der Unterschied zwischen Nord und Süd ist mindestens so groß wie der zwischen Ost und West. Das fiel mir zum ersten Mal gleich 1990 auf bei einem Gastspiel, das in Stuttgart begann und in Köln endete. In Stuttgart haben wir und das Publikum noch deutlich gefremdelt. In Köln meinten wir, beinahe wieder zu Hause zu sein, so gut fühlten wir uns da verstanden.
    H ILDEBRANDT: Ja, Köln ist eine fröhliche Stadt.
    E NSIKAT: Dieser fröhliche rheinische Katholizismus, der ist uns preußischen Protestanten überlegen. Wenn die über uns lächeln, guck ich verschämt nach unten.
    H ILDEBRANDT: Weil die Katholiken sich moralische Freizeit gönnen.
    E NSIKAT: Ich hab den Eindruck, diese Freizeit wird nur mal durch die Beichte unterbrochen. Im Ruhrgebiet war ich dann auch oft und gern. Da fühle ich mich als Brandenburger mehr zu Hause als in Baden-Württemberg.
    H ILDEBRANDT: Aber natürlich kommt es immer darauf an, worüber du vor wem verhandelst. Wenn du den Kölnern oder Stuttgartern heute noch mit SED und DDR kommst, darfst du mit keinem großen Interesse mehr rechnen. Das ist in Potsdam oder Erfurt natürlich anders. Und das – entschuldige – bringt mich in diesem Zusammenhang völlig unpassend darauf, wie ich nun meine Nazizeit endgültig hinter mir gelassen habe, du kannst es auch »bewältigt« nennen.
    E NSIKAT: Du machst mich neugierig.
    H ILDEBRANDT: Noch mal erinnert wurde ich an den ganzen Hitler-Zauber vor einigen Jahren, als mich Freunde nach Obersalzberg einluden, in ein wunderschönes neues Hotel, das genau da steht, wo die Hitlers, Goebbels und Görings ihre Häuser hatten, die dann von den Amerikanern gesprengt worden sind. In diesem Hotel, das ein Freund von mir gebaut hat, durften wir wohnen. Der hat mir von den Amerikanern, Japanern und neuerdings auch Chinesen und reichen Russen erzählt, die da rudelweise auftauchen, um Hitler noch mal auf sich wirken zu lassen. Und plötzlich steht er vor ihnen, der Hitler. Da hat sich ein Mann namens Schaller, der dem Hitler ähnlich sieht, eine Braunhemd-Uniform anfertigen lassen, sie angezogen und hat sich dann dort in den Schatten gestellt. Wenn die Leute aus dem Museum kamen, trat er einen Schritt vor. Die Besucher blieben wie vom Donner gerührt stehen und sahen ihn an. Und was machte er? Er hatdie rechte Hand vorgehalten, also nicht zum Grüßen, sondern zum Nehmen. Und die haben ihm ihr Geld in die offene Hand gelegt. Ab fünf Mark hat er akzeptiert, was drunter war, hat er fallen lassen. Mein Freund hat mir erzählt, der falsche Hitler habe an manchen Tagen bis zu dreitausend Mark gesammelt, und er stand täglich da. Man konnte ja nichts gegen ihn machen. Es gibt kein Gesetz gegen Hitler.
    E NSIKAT: Es gibt ja auch kaum noch einen Schauspieler, der ihn nicht schon mal gespielt hat.
    H ILDEBRANDT: So ist dieser Herr Schaller reich geworden, nachdem der das mit dem vorgehaltenen Arm zwei Jahre lang gemacht hat. Mit dieser Geschichte rundet sich mein Hitler-Erlebnis ab.
    E NSIKAT: Damit hat sich Hitler für dich erledigt?
    H ILDEBRANDT: Der Schock ist vorbei, ja. Trotzdem hab ich manchmal noch Schwierigkeiten damit. Etwa, wenn ich das Bild sehe, auf dem der Bischof von Passau mit erhobener Hand zu sehen ist. Und man weiß nicht, hat er da den Gauleiter gegrüßt oder den Widerstand gesegnet? Solche Fragen bleiben.
    E NSIKAT: Und natürlich die Frage, was aus Hitler wird, seit der Guido Knopp vom ZDF im Ruhestand ist.
    H ILDEBRANDT: Um noch mal auf das Thema Publikum zurückzukommen, bei unserem Leipzig-Gastspiel lernten wir »Westler« ein für uns ganz ungewohntes Publikum kennen. Die saßen schon ganz anders da als die Leute bei uns.
    E NSIKAT: Das hast du damals sehr zutreffend geschildert. Das Ostpublikum saß vorn auf der Stuhlkante, um ja keine Pointe zu verpassen. Im Westen sitzen die Leute bequem zurückgelehnt auf ihren Plätzen und sagen: »Macht uns mal was vor!« Inzwischen lehnt sich auch der Osten zurück und lässt sich was vormachen.
    H ILDEBRANDT: Da machen wir uns gar nichts vor. Ich finde ja beide Situationen problematisch: Hier sind die Satten, wenig Interessierten, dort waren es die Übervorsichtigen, die sich über jeden kleinen Mut da oben

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