Wie heiratet man einen Highlander
eine kleine Dose aus Elfenbein, die fast dieselbe Größe hatte wie die Schnupftabakdose.
Leise trug sie die Dose zu Roxburges Sessel und verglich sie kurz mit der Tabakdose. Die Ähnlichkeit reichte aus.
Sie machte sich bereit und lockerte ihre Hände, während sie sich auf einen Zaubertrick vorbereitete. Vor einiger Zeit hatte sie auf der Straße einen Gaukler gesehen, der unter einer komplett gedeckten Tafel mit Tellern, Gläsern, Bestecken und sogar einem Kerzenleuchter das Tischtuch weggezogen hatte. Ihr Ziel war es, die Tabakdose wegzuziehen und sie so rasch zu ersetzen, dass der Duke den Unterschied nicht bemerkte.
Sie streckte die Hand nach seinem Arm aus und wollte ihn gerade hochziehen, als sie eine Bewegung in der Nähe der Tür bemerkte. Ihr Herz begann höchst seltsam zu klopfen.
Caitlyn wandte den Kopf und sah MacLean in der Türöffnung stehen, während Mrs Pruitt mit um Entschuldigung bittender Miene über seine Schulter schaute.
Der verfluchte Kerl! Er stand da mit gespreizten Beinen wie ein Kapitän auf hoher See, die Arme vor der breiten Brust verschränkt, den sinnlichen Mund zu einem Lächeln verzogen.
Sie starrte ihn finster an. Dieses Kunststück war schon ohne kritische Zuschauer schwierig genug.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, ließ er die Arme fallen und verbeugte sich in ihre Richtung. Dann machte er ihr ein Zeichen, fortzufahren.
Seine Gesten wirkten herausfordernd und herablassend zugleich.
Caitlyn warf ihm einen weiteren düsteren Blick zu und wandte sich dann wieder zu Roxburge um. Erneut lockerte sie ihre Finger, um sie geschmeidig zu machen, und stellte sich ganz genau vor, was sie tun musste. Wenn sie nur zwei seiner Finger hob und die Elfenbeindose unter seine Handfläche schob, würde vielleicht die Tabakdose hervorrutschen ...
Ihr Herz hüpfte ängstlich in ihrer Brust, während sie behutsam seine Finger hob. Unendlich vorsichtig schob sie die Elfenbeindose in seine Hand, sodass die Tabakdose auf der anderen Seite herausglitt. Er zuckte zusammen und hörte auf zu schnarchen, während seine Finger die Elfenbeindose betasteten, bevor sich seine Hand wieder schloss. Seine unruhigen Bewegungen sorgten dafür, dass die Tabakdose von seinem Knie rutschte und auf den dicken Teppich fiel.
Caitlyn hob sie hastig auf und strich dabei versehentlich mit dem Arm an seinem Bein entlang. Roxburge murmelte im Schlaf vor sich hin und umklammerte die Elfenbeindose mit festem Griff.
Eine gefühlte Ewigkeit blieb sie stockstarr stehen und wartete auf das erlösende Geräusch seines Schnarchens. Endlich öffneten sich die Lippen des alten Mannes, und ein lautes Schnarchen erfüllte den Raum.
Erleichtert seufzte Caitlyn auf und drehte sich um, weil sie MacLean die Tabakdose zeigen wollte - aber er stand nicht mehr in der offenen Tür. Als sie sich umschaute, entdeckte sie ihn neben dem großen Schreibtisch vor dem Fenster, von dem aus man in den Garten hinausblickte. Er lehnte an der Schreibtischkante und warf lässig einen Briefbeschwerer in die Luft, um ihn mit derselben Hand wieder aufzufangen. Dabei funkelten seine Augen höchst amüsiert.
Ein warnendes Kribbeln durchlief Caitlyn. Was hatte er vor?
Langsam hob er den Briefbeschwerer über der Schreibtischplatte in die Luft und blieb regungslos in dieser Haltung stehen.
Oh, nein! Wenn er das Gewicht losließ ...
Sie öffnete den Mund und flüsterte eindringlich: „Nein!“ Dann - Peng! - der Briefbeschwerer krachte auf die Holzplatte!
Roxburge fuhr hoch und richtete den Blick auf Caitlyn. „Verflixtes Hausmädchen!“, rief er.
Caitlyn erstarrte. Was sollte sie tun?
Roxburges Lider schlossen sich kurz und öffneten sich erneut.
Bitte, schlafen Sie wieder ein.
Langsam sank er erneut gegen die Rückenlehne des Sessels.
Bitte, bitte, schlafen Sie wieder ein.
Seine Augen schlossen sich, und ein Schnarchen kam über seine Lippen.
Caitlyn drückte die Hand auf ihr rasendes Herz. Das war knapp gewesen. Drohend fixierte sie MacLean, der ihren Blick mit einer Mischung aus Ärger und widerwilliger Bewunderung erwiderte.
Siegessicher hob sie die Hand mit der Tabakdose und wandte sich zum Gehen - sie konnte sich aber nicht vom Fleck bewegen. Sie runzelte die Stirn, schaute sich um und stellte fest, dass der Spitzenbesatz ihres Rocksaums unter Roxburges Schuh eingeklemmt war. Schlimmer noch, die Spitzen schienen sich an seinem Absatz verhakt zu haben. Sie bückte sich, um sich das genauer anzuschauen, und stellte fest, dass es
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