Wie heiratet man einen Highlander
schlafend in der Bibliothek gefunden!“, berichtete Muiren aufgeregt. „Es sieht so aus, als hätt er dort vor dem Schlafengehen noch ’n Glas Port trinken wollen.“
Die Haushälterin lächelte listig. „Seine Gnaden ist mit seiner Schnupftabakdose auf dem Knie eingeschlafen.“
Eine Welle der Erleichterung durchlief Caitlyn. „Das ist die beste Nachricht, die ich in dieser Woche gehört habe, Mrs Pruitt! “ „Ich würde Ihnen nicht so viel helfen, wenn ich nicht denken würde, dass Laird MacLean einen Dämpfer gebrauchen könnte“, bemerkte Mrs Pruitt in energischem Ton. „Das wird ihm guttun. Männer, die so gut aussehen wie er, brauchen im Leben ab und zu ein bisschen Gegenwind.“
Erstaunt über die Entschiedenheit, mit der die Haushälterin ihre Ansicht vorbrachte, kniff Caitlyn die Augen zusammen.
Mrs Pruitt schob das Kinn vor. „Halunken wie er haben mir in meinem Leben schon genug Kummer bereitet.“
Mit gesenkter Stimme erklärte Muiren: „Mrs Pruitt sagt, dass alle reichen und adligen Männer lasterhafte Halunken sind.“
„Alle?“, vergewisserte sich Caitlyn und fragte sich, welche Erlebnisse wohl eine solche Bitterkeit in Mrs Pruitt ausgelöst haben mögen.
„Ja.“ Mrs Pruitt drehte sich um und marschierte in Richtung Bibliothek. Wenige Schritte von der Tür entfernt blieb sie stehen. „Nur noch eine Sache.“
„Ja?“
„Sie geben dem Duke die Tabakdose doch recht schnell zurück? Ich will nicht, dass die Diener irgendwelchen Ärger bekommen.“ „Ich werde die Dose nur Laird MacLean zeigen und sie dann sofort wieder zum Duke bringen. Er wird nicht einmal erfahren, dass sie fort war.“
„Sehr gut.“ Mrs Pruitt spähte durch die offene Tür und gab Caitlyn dann ein Zeichen, neben sie zu treten.
Auf Zehenspitzen schlich Caitlyn zur Tür. Von dort aus konnte sie nur den kahlen Kopf des Dukes sehen, der über die Rückenlehne eines großen, prunkvollen Sessels ragte, welcher vor dem Kamin stand.
„Von hier können Sie es nicht sehen“, flüsterte Mrs Pruitt, „aber seine Hand liegt auf seinem Knie, und damit hält er die Schnupftabakdose fest.“
Vor lauter Siegesgewissheit wäre Caitlyn fast in die Luft gesprungen. „Das ist perfekt!“
„Nicht so sehr, wie Sie vielleicht denken“, warnte Mrs Pruitt sie. „Er ist fast taub, aber er schläft nicht gerade tief. Manchmal wacht er auf und schreit das Hausmädchen an, beim Putzen leise zu sein, obwohl sie nicht mal in seinem Zimmer ist.“
Sie winkte Caitlyn. „Gehen Sie hinein“, wisperte sie. „Muiren und ich halten hier draußen Wache.“
Caitlyn nickte und schlüpfte in die Bibliothek. Mit ihren leichten Schuhen konnte sie sich auf den dicken Teppichen lautlos bewegen. Roxburge schien tief zu schlafen, denn sein Kopf war auf seine Brust gesunken. Er trug die korrekte Abendgarderobe längst vergangener Zeiten: Hosen mit einem hohen Bund, einen langen Gehrock mit einer Weste darunter. Die Spitzen seiner schwarzen Schuhe deuteten beide nach innen. Eine seiner Hände, die von Leberflecken übersät und von hervortretenden Adern durchzogen war, ruhte auf seinem Knie. Zwischen seinen Fingern schimmerte seine goldene Schnupftabakdose.
Da war sie also! So dicht vor ihrer Nase. Sie musste nur seine Hand zur Seite schieben ...
Mit angehaltenem Atem glitt sie mit einem Finger in seinen Ärmel und bewegte ihren Arm nach oben. Seine Hand hob sich langsam ... ganz langsam ... und seine Finger schlossen sich automatisch um die Tabakdose, sodass sie sich mit seiner Hand bewegte.
Verdammt! Vorsichtig ließ sie seine Hand wieder auf sein Knie sinken. Laut tickte die Uhr in der Stille, während die Sekunden verrannen. Schließlich lockerte sich zu ihrer unendlichen Erleichterung sein Griff wieder.
Vielleicht konnte sie anstelle seiner ganzen Hand nur einen seiner Finger heben und die Dose hervorziehen.
Sie schaute ihm ins Gesicht, stellte zufrieden fest, dass er noch schlief, und versuchte vorsichtig, einen seiner Finger zu bewegen.
Er hörte auf zu schnarchen. Caitlyn erstarrte, als er das Gesicht verzog und etwas vor sich hin murmelte. Ihr Herzschlag raste, und sie stand ganz still da. Endlich entspannte er sich wieder und schnarchte sogar noch lauter als vorher.
Aufatmend, mit immer noch wild klopfendem Herzen, ließ sie sein Handgelenk los und trat einen Schritt zurück. Sie schaute sich um, musterte die Nippsachen, die auf den Marmorplatten der kleinen Beistelltische standen, und entdeckte, wonach sie gesucht hatte:
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