Wie ich Brad Pitt entführte
vollzeitmäßig den Drogen hin?«
»Quatsch! Ich schreib jetzt was Geiles, und dann sitz ich wieder fest im Sattel.«
»Ach, so einfach geht das?« Kasis Stimme triefte nur so vor gut gemeinter Ironie und schlecht vertuschter Sorge.
»Klar, ich muss nur erst etwas brainstormen!« Blitzi hatte eigentlich keine Lust, die ganze Chose mit Kasi zu besprechen, aber er wusste, dass er um eine längere Diskussion sowieso nicht herumkam. Schließlich war er fast fünf ganze Jahre mit Kasi zusammen gewesen und kannte ihn in- und auswendig.
»Fein, dann koch ich uns was Gutes, und dann brainstormen wir gemeinsam.«
Kasi eilte schon in Richtung Küche. Widerstand gegen seine exzellenten Kochkünste war zwecklos, selbst wenn man – wie Blitzi – eigentlich überhaupt keinen Hunger hatte.
Eine Stunde später, nach einem fürstlichen Mahl, saßen sie sich an Blitzis langem, massivem Pinienholz-Esstisch gegenüber.
»Also …«, sinnierte Kasi, »was wollen die Leute auf dem Weg zur Arbeit lesen? Welche Themen fesseln sie? Mord und Totschlag? Prominente Trennungen?«
»Die meisten wollen wahrscheinlich nur von ihrem eigenen, grunz-langweiligen Leben abgelenkt werden!« Blitzi blies den Rauch der wieder angezündeten Haschtüte in kleinen, sich langsam auflösenden Kringeln in Richtung Decke.
»Sag mal, stimmt es eigentlich, dass die internationale Presse mit dem Tod von Lady Di mehr Kasse gemacht hat, als mit jedem anderen Event des vergangenen Jahrhunderts?«
»Ja, schon, aber das war vor der Wirtschaftskrise. Jetzt, wo jeder seine Euros zweimal umdrehen muss, haben die Leser ja vielleicht auch einfach die Schnauze gestrichen voll von Negativ-News und wollten mal wieder was Schönes lesen! Diese Heile-Welt-Volksmusik ist doch auch viel erfolgreicher als der Radau von anderen Musikern!«
»Wie meinst du das, Blitzi? Willst du jetzt etwa über Hochzeiten, Babybäuche und so ein Zeugs schreiben?«
»Blödsinn! Nein, ich denke einfach über positiv besetzte Inhalte nach. Selbstfindungstrips und so. Der Kerkeling auf dem Jakobsweg ist ja schließlich auch ein Bestseller geworden.«
Der Erfolg dieses Buches erstaunte Blitzi noch heute. Selbst seine eigenen Eltern hatten auf ihre alten Tage für drei ganze Wochen Köln-Nippes den Rücken gekehrt und waren auf Jakobs und Hapes Spuren gewandelt! Bei Regen! Dabei kriegte man die sonst nur an Karneval aus der Bude.
Kasi betrachtete ihn kritisch. »Echt? Der ›Boulevard‹ und die Erleuchtung von oben?«
»Oh Gott, nein! Du hast recht!«
Blitzi hielt es nicht mehr am Esstisch aus. Mit dem Joint in der Hand sprang er auf und tigerte unruhig durch die Wohnung. Es musste eine Sensationsstory sein. Was völlig Neues! Aber gab es das überhaupt noch? Die meisten Zeitungen schrieben doch nur noch gegenseitig voneinander ab. Das »People Magazine« in den USA lutschte sich irgendwas aus den Fingern – ausgerechnet bei den prozessierfreudigen Amis war die Pressefreiheit nämlich etwas freier als in good old Germany – und kurze Zeit später fand man den nur leicht abgeänderten Artikel mit dem Zusatz »wie People Magazine berichtete« in der hiesigen Regenbogenpresse. Laaaangweilig! Dazu brauchte man die Redaktion überhaupt nicht zu verlassen.
»Vielleicht irgend so ein richtiges Tabuthema«, schlug Kasi vor, der von diesem neuen, nachdenklichen Blitzi sehr irritiert schien.
»Und was sollte das deiner Meinung nach bitteschön sein?«, fragte Blitzi trotzig. »Ist doch eh schon alles mal da gewesen! Du kannst doch heute, ohne mit der Wimper zu zucken, über jede noch so saudumme Orgie berichten, ohne dass sich einer dran stößt.«
Kasi nickte. Das stimmte allerdings. Wenn er manchmal den Fernseher anstellte – was jobbedingt allerdings nicht allzu oft vorkam – war er überrascht, wie viel Sex und Crime es im Vorabendprogramm zu sehen gab.
»Vielleicht kannst du einen dieser neuen Malerfürsten interviewen? Der eine ist garantiert der neue Damien …« Kasi führte seine Idee nicht weiter aus, da er diesen stierenden, halbfanatischen Blick in Blitzis Augen kannte. Sein Ex hatte Witterung aufgenommen. Er dachte über eine neue Story nach.
Blitzi war mitten im Raum stehen geblieben. Etwas nagte an seinem Gedächtnis. Sanft, aber stetig. Schauspieler! Warum kreisten seine Gedanken so um Schauspieler? Irgendetwas war gestern Abend geschehen, dass auch eine Meldung wert war. Aber was? Es hatte mit einem Schauspieler zu tun. Da war er sich ganz sicher. Wenn er sich nur
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