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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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erinnern könnte! War ihm während der Filmpreisverleihung etwas aufgefallen? Natürlich hatte es dort nur so von Schauspielern gewimmelt, aber er könnte schwören, dass ihn
nach
der Filmpreisgala etwas überrascht hatte.
    Wo hatte er nur den blonden Typ aufgegabelt, bei dem er heute früh aufgewacht war? Sein Roller hatte vor dem »Blue Champagne« gestanden, aber … Mist, er musste unbedingt weniger trinken! Ob er mal mit dem Blonden sprechen sollte?
    »Du, Kasi, sei mir nicht böse …«
    Aber Kasi stand bereits. »Ich weiß … du musst noch mal auf einen Sprung weg.«
    Es lag so viel Resignation in seiner Stimme, dass Blitzi ihn unwillkürlich einmal fest an sich drückte. Dann war er auch schon aus der Tür raus.

[home]
    9.
    Mittwoch, 15.26 Uhr
     
     
     
    D u willst was?«, fragt er und beginnt, leicht hysterisch an den Handschellen zu zerren.
    Welchen Teil meiner gut vorbereiteten Rede hatte er nicht verstanden? »Wir stehen deinen Entzug gemeinsam durch«, antworte ich mit fester Stimme. »Entzug?«, wiederholt er zögerlich.
    Ich starte einen neuen Versuch. »Ich hab dir doch gerade erklärt, dass ich ein großer Fan von dir bin.«
    Er verdreht die Augen.
    »Und dass ich von deinem Problem weiß!«
    »Problem?« Entgeistert starrt er mich an.
    »Von deiner Drogen- und Alkoholsucht natürlich! Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, was für ’n Schock das für mich war. Ich sitz bei meinem Psychiater im Wartezimmer …«
    »Bei deinem was?«, unterbricht mich Tom. Er sieht auf einmal etwas blass aus. »Bei meinem Psychiater. Also, ich sitze da so rum, und weil sonst nichts anderes da ist, schlage ich den ›Boulevard‹ auf …«
    »Warum … Psychiater?«, entfährt es dem immer blasser werdenden Tom. Aber mein Redefluss ist nicht zu stoppen.
    »… und da stand drin, dass du deine Gesundheit ruinierst, wenn du nicht aufhörst mit dem Quatsch.«
    Stille. Tom scheint nicht ganz bei der Sache zu sein und blickt sich wieder suchend in meinem Schlafzimmer um. Erste Entzugserscheinungen?
    »Ich meine ja nur, du kannst doch dich und deine Karriere nicht einfach so wegwerfen«, sage ich eindringlich.
    »Du sorgst dich … um meine Karriere?«, wiederholt er zweifelnd.
    »Ja, genau, und um dich!«
    »Ah ja!« Es klingt noch immer etwas ungläubig. »Dann haben wir gestern Abend also nicht …?«
    Ich schüttele entrüstet den Kopf. In die daraufhin folgende Stille hinein sage ich jovial: »Willst du vielleicht was essen?«
    Ich stelle zwei Teller mit dampfenden Spaghetti auf dem Nachttisch ab. Meine beste Pestosoße – okay, die aus dem Glas – sieht dekorativ und lecker dazu aus. Aber Tom scheint nicht ganz so begeistert. »Wer isst denn noch so was? Kohlenhydrate mit Soße?!«
    Ich stopfe mir eine dicke Gabel Spaghetti in den Mund. »Wieso?«, mümmele ich mit vollem Mund.
    »Na, du scheinst ja nicht gerade an deiner Figur zu hängen?« Tom beäugt mich mit kritisch hochgezogener Augenbraue.
    Kauend offeriere ich: »Willst du lieber ’ne Schüssel Cornflakes?«
    Tom verdreht die Augen. »Issschongut.«
    Er öffnet den Mund wie ein Vogelbaby, das auf seine Mutter wartet. Pflichtbewusst stecke ich auch ihm eine Ladung Pasta in den Mund. Pasta macht glücklich.
    »Ich habe übrigens alle 167 Folgen von ›Südstadt‹ gesehen«, eröffne ich unsere Unterhaltung. Sichtlich unbeeindruckt mampft Tom weiter seine Nudeln. »Ich finde es großartig, dass du Madeleine (seine tote Frau in ›Südstadt‹) nicht vergessen kannst und willst.«
    Er schaut kurz auf. »Dir ist schon klar, dass wir hier von einer Soap sprechen?« Ich zucke mit den Schultern. »Schon, aber das macht ja die Thematik nicht weniger interessant.« Nach kurzer Denkpause füge ich hinzu: »Früher, da hatten die Menschen einen Lebenspartner oder eine Lebensliebe. Daran haben sie sich aufgerieben, sie haben geliebt, gelitten, sich nach dem anderen verzehrt. Heute macht man doch schon Schluss, wenn man sich nicht auf ein gemeinsames Urlaubsziel einigen kann. Jeder geht den Weg des geringsten Widerstands.«
    Ich zitiere (zugegebenermaßen leicht gekürzt) das Ende von Lindas letzter Beziehung: »Oh, wirklich? Du ziehst in eine andere Stadt, um Karriere zu machen? Okay! Also dann sorry und bye-bye!« Dabei hatte ich ihren letzten Freund wirklich gemocht.
    »Was, bitte schön, ist denn falsch an einer Fernbeziehung?«, will ich von Tom rein rhetorisch wissen.
    »Sie funktioniert nicht.«
    Ich schnaube verächtlich durch die Nase, genau das

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