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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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befremdlich anstarrt.
    Dann sind seine beiden Hände frei, und ich bleibe erst mal dicht neben ihm sitzen. Nein, ich schmiege mich sogar ein klein wenig an ihn. Toms Nähe verwirrt mich, macht mich gleichzeitig kribbelig und gelassen. Irgendwie geht jetzt erst alles richtig los. Lächelnd reibt er sich die Handgelenke und sagt leicht gepresst: »Kleines, meine Blase.«
    »Oh, ’tschuldigung«, sage ich peinlich berührt und rutsche vom Bett. Wieder mal das Wesentliche vergessen!
    »Und wo bitte ist das Klo?«
    Mit der Revolverspitze zeige ich auf die richtige Tür.
    »Besten Dank auch«, murmelt er und setzt sich in Bewegung. Ich tigere etwas unsicher hinterher. »Du willst mir doch nicht wirklich beim Pinkeln zuschauen?« Sein leicht nasaler Bass klingt immer noch ironisch, aber auch ein bisschen besorgt.
    Schluck! Klar will ich. Oder nicht? Im entscheidenden Moment drehe ich mich doch lieber um und lausche den wohlbekannten Plätschergeräuschen. Er ist natürlich Stehpinkler. Schon ein bisschen peinlich, diese Situation, aber wie sagt mein Vater immer: »Der Zweck heiligt die Mittel«.
    Nach getaner Arbeit riskiere ich schon wieder einen Blick. Er wäscht sich die Hände, womit er automatisch zu der Fünf-Prozent-Kategorie der Männer gehört, die ich grundsätzlich bevorzuge.
    Aber was ist das denn? Verräterisch zeichnet sich ein rechteckiges Etwas in seiner hinteren Jeanstasche ab! Das wird doch nicht etwa …? Beherzt greife ich zu. Es ist doch wirklich sein Handy! Wie konnte mir das nur passieren! Ich Stümper! So ein Anfängerfehler!
    »Das schalt ich jetzt mal lieber aus. Wir wollen doch nicht gestört werden«, versuche ich so nonchalant wie möglich einzuwerfen, auch wenn’s mir noch so schwerfällt, mich in seiner Gegenwart zu konzentrieren.
    »Bei was wollen wir denn nicht gestört werden?« Er betont das »Was« sehr eindeutig und dreht sich grinsend zu mir um. Schnell lass ich das Handy in den leeren Whirlpool gleiten und bedeute ihm, leider etwas zu hektisch, um wirklich cool zu wirken, in Richtung Schlafzimmer zu verschwinden, was er dann mit einem weiteren lakonischen Lächeln auch tut. Nachdem ich Tom wieder sorgfältig angekettet und den Revolver in der Duftblütenschalen Marke »Detox« deponiert habe, atme ich tief durch.
    »Und was für ’ne Nummer folgt jetzt, Baby? Kommst du jetzt auch ins Spiel?« Seine Stimme ist noch tiefer als sonst.
    Ich räuspere mich – denn jetzt kommt mein großer Moment.

[home]
    8.
     
     
     
    N ach der vergeigten Redaktionskonferenz ging Blitzi erst mal nicht nach Hause. Sondern auf ein spätes Frühstück. Das Café »Bastard« am Friesenwall war ein Szenelokal, in dem man fast rund um die Uhr essen konnte. Blitzi war Stammgast. Ihm gefielen die lockere Atmosphäre und die Nähe zu seiner Wohnung. Außerdem war das vorwiegend männliche Publikum erfahrungsgemäß zu makellos schön, um tatsächlich hundertprozentig hetero zu sein. Nur ab und zu verirrte sich auch mal die eine oder andere coole Tussi in den versteckten Eingang des »Bastards«. Kurz gesagt, es ging hier zu wie in Blitzis Bett: lustig, multisexuell und offen.
    »Hey, Blitzi. Wie läuft’s?« Ungefragt stellte ihm der sehr ansehnliche Kellner einen schwarzen Espresso hin.
    »Lief schon mal besser!«
    »Harte Nacht?«
    »Das auch.«
    »Dann geht der Gute-Laune-Espresso aufs Haus. Magst du was essen?«
    »Eine Ciabatta mit Lachs, und wenn ihr noch was von dem Couscous-Salat übrig habt?«
    »Geht klar!«
    Blitzi schaute sich kurz um und winkte großzügig einmal in die Runde. Die meisten der anwesenden Gäste winkten zurück. Blitzi liebte seinen Job. Im Grunde genommen war es ja gar keine richtige Arbeit. Mehr ein Lifestyle. Es gab bei ihm keinen Unterschied zwischen Privat- und Berufsleben. Er war einfach jeden Tag vierundzwanzig Stunden lang Blitzi, der Reporter. Hansdampf in allen Kölner Gassen. Er schrieb über lokale Größen und war mit den Jahren selber eine geworden. Die Leute buhlten um seine Gunst. Eigentlich könnte er jeden Tag umsonst essen. Er bräuchte nur das betreffende Restaurant in seiner Kolumne zu erwähnen … schwupps … schon wäre es ein In-Lokal, und der Besitzer trüge ihm aus Dankbarkeit neben dem lebenslangen Platz am Fenstertisch auch noch sein erstgeborenes Kind an.
    Und das alles sollte jetzt wegen eines klitzekleinen, dämlichen Fehlers vorbei sein? Die rauschenden Feste. Die Freiheit, auf seinem goldenen Blitzi-Motorroller durch Köln zu brausen und bei

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