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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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ich, ihn mit dem Schinkentoast zu locken. Misstrauisch beäugt er das appetitliche Teil. »Sind da wieder Schlaftabletten drin?«
    »Quatsch.« Ich nehme einen kräftigen Biss. »Siehste, alles roger!« Wenn er nicht will, esse ich eben mein leckeres Frühstück alleine. »Fehlt dir eigentlich das Drehen?«, versuche ich, die Konversation in Gang zu bringen.
    Er schweigt eisern.
    »Ich weiß, du darfst eigentlich nicht darüber reden, aber wie geht’s denn jetzt in der fünften Staffel weiter? Kommst du am Ende doch mit Sarah zusammen? Oder hängst du immer noch zu sehr an Maddy?« Aber ich bekomme keine Antwort.
    Stattdessen fragt er mich auf einmal ungewöhnlich freundlich: »Wie heißt denn du eigentlich?«
    »Leenders. Vicki Leenders«, antworte ich charmant à la James Bond. Schließlich befinde ich mich ja auch auf einer Mission, einer Rettungsmission, wenn auch ohne Doppelnull.
    »Ok, Vicki Leenders, jetzt mal Klartext. Irgendwie ehrt es dich ja, dass du mir helfen willst! Ehrlich! Aber mal ganz unter uns. Es gibt da nichts zu helfen! Ich habe nämlich gar kein Alkoholproblem.«
    Aha! Wusste ich es doch, Phase zwei, die »Alles-Abstreit-Phase« steht an. Aber ich bin gewappnet: Reden lassen! Ignorieren! Und dann weiter im Programm.
    »Ach so. Verstehe. Dann waren die Alki-Bilder aus der Regenbogenpresse nur ein Fake?«, sage ich mit vorgetäuschtem Mitleid.
    »Genau!«, entgegnet er freudig überrascht über meine plötzliche Einsicht.
    »Das muss ja echt hart für dich gewesen sein«, kontere ich.
    »Na ja, ich bin ja Schauspieler!«, antwortet er betont lässig.
    Klarer Fall von männlicher Ironie-Resistenz. Aber so leicht gebe ich mich nicht geschlagen! »Da drängt sich doch nur die wichtige Frage auf: Warum gibst du denn den allabendlich Besoffenen?«
    Betretene Stille.
    »Karrierefördernd ist das doch nicht gerade! Oder?«
    »Wie man’s nimmt!«, erwidert er mysteriös.
    Ach ja? Jetzt wird’s aber spannend!
    »Ich hab die Schnauze voll von der Scheiß-Serie!«, bricht es aus ihm heraus. Das wird ja immer schöner, jetzt klingt er ja schon fast wie Linda!
    »Aber das ist doch kein Grund, mit dem Trinken anzufangen!«, sage ich streng.
    »Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich nicht mit dem Trinken angefangen habe!« Er spricht so langsam und deutlich, als hätte er eine Gehirnamputierte vor sich. »Ich tu nur so.«
    Oh, Gott! Er spinnt. Locker erwidere ich: »Ach, erzähl doch mal.«
    Ein melodisches Klingeln unterbricht jäh unseren spannenden Dialog. Die Türklingel?! Völlig aus dem Konzept gebracht, schauen wir uns an. Wer kann das sein? Erneutes Klingeln. Wow, so einfach gibt sich diejenige oder derjenige aber nicht geschlagen.
    Innerlich gehe ich rasend schnell alle potenziellen Störfaktoren durch. Putzfrau: abgesagt, Postbote: unwahrscheinlich, Linda: auf Kongress, Nachbarn: bei der Arbeit, Mutter: in Miami und Papi: sowieso nie da! Mist, wer kann das nur sein. Wieder die Klingel! Jemand donnert mit der Hand an die Haustür.
    »Polizei! Bitte öffnen!«
    Was?! Sind die mir tatsächlich schon auf der Spur? Als ich leicht panisch vom Bett aufspringe, sehe ich einen klitzekleinen Hoffnungsschimmer in Toms Augen aufglimmen. Doch gerade, als er den Mund öffnen will, um auf sich aufmerksam zu machen, hindere ich ihn geistesgegenwärtig mit einem Klebestreifen daran.
    Meine Hand tastet wild durch die Blütenschale und wird fündig: Mit vorgehaltener Pistole löse ich die Handschellen, stoße ihn ins Bad und mache ihn am Handtuchwärmer fest. Und dann schnell die Tür zu!

[home]
    17.
     
     
     
    B litzi war diese Nacht gar nicht mehr ins Bett gekommen. Wenn das stimmte, was Monique ihm für zwei Hunderter – einem lachhaft geringen Preis – verraten hatte, dann war das eine Riesenstory: Das reizende Töchterlein vom alten, erzkonservativen Leenders hatte was mit dem Star einer RTL-Soap? Das war Boulevard »at its best«! Erste Sahneschnitte! Wenn der Gnom ihn damit nicht wieder einstellen wollte, dann würde der Herausgeber von »Boulevard« ihn dazu zwingen.
    Der alte Leenders war nämlich ein Großindustrieller alter Schule. Brav zahlte er seine Steuern, verzichtete auf die dreistelligen Millionenbeträge, die ihm ein Börsengang beschert hätte, und leitete still und heimlich den verzweigten Leenders-Konzern, der absolut krisensicher in Öl, Holz und Top-Touristik aufgestellt war. Victoria war sein einziges Kind. Seit einigen Jahren war es sehr still um sie geworden. Früher hatte es ein

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