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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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gewöhnlich »richtig gut«. Das war bitter. Eigentlich hatte er darauf gesetzt, dass sich die Hummel als Totalausfall herausstellen und der Gnom ihm nach einer Woche den roten Teppich für seine Rückkehr ausrollen lassen würde. Aber danach sah es zumindest heute nicht aus. Eins zu null für die dicke Hummel!
    »Blitzi, ich muss jetzt wieder los. Danke fürs Bier.« Matze trank schnell noch den letzten Schluck des guten Früh-Kölschs. Dann erhob er sich, klopfte Blitzi aufmunternd auf die Schulter und verschwand. Blitzis gemurmeltes »Danke fürs Kommen!« bekam Matze schon gar nicht mehr mit.
    Auf diesen Schock brauchte Blitzi erst einmal eine Stärkung. Er fuhr mit seinem Roller zu dem stadtbekannten Stand von »Wurst-Willy« am Kaiser-Wilhelm-Ring, bei dem selbst nach Mitternacht noch Hochbetrieb herrschte, und kaufte sich eine gegrillte Krakauer mit extrascharfem Senf. Nachdem er die Wurst sowie die labberige Brotscheibe, die als Beilage gereicht wurde, vertilgt hatte, ging es ihm eindeutig besser. Die Hände in seine Hosentaschen vergraben, stiefelte er über den Ring mit seinen unzähligen Kinos, Bars und Restaurants und ignorierte nach Leibeskräften die geräuschvollen Rufe »Hey, Blitzi! Wie geht’s?« von dem leicht bis mittelschwer angetrunkenen Ausgehpublikum um ihn herum.
    Er musste nachdenken. Was war, wenn die Hummel noch ein paar dieser Interviews gebunkert hatte? Dann schwanden seine Chancen auf eine glorreiche Rückkehr zum »Boulevard« mit jedem Tag ein bisschen mehr. Ob er sie auf irgendeine Weise sabotieren konnte? Zwei der Redaktionssekretärinnen schuldeten ihm noch was für die VIP-Konzertkarten von Madonna, die er kostenlos für sie aufgetrieben hatte. Ob er eine von ihnen bitten sollte, sich mal früh morgens auf Hummels PC umzuschauen? Er selbst hätte keinerlei Skrupel, das zu tun, aber immer wenn man dritte Personen ins Spiel brachte, wurde man erpressbar. Und die zwei Tippsen waren bestimmt redselige Quasselstrippen, die ihre rot geschminkten Münder nicht halten konnten. Leider konnte er selbst die Redaktionsräume nicht betreten, ohne seine »Boulevard«-Mitarbeiterkarte durch den neben einem Wachmann aufgestellten Scanner zu ziehen. Des Gnoms verdrehte Angst vor Terroristen im Allgemeinen und vor rachsüchtigen Opfern seiner verleumderischen Zeitungsartikel im Besonderen hatten zu diesen völlig übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen geführt. Niemals hatten sie Blitzi so gestört wie heute.
    Unwirsch sah er auf seine bunte Plastikuhr mit der kleinen Mickey Mouse auf dem Zifferblatt. Langsam wurde es auch Zeit, sich um die käuflichen Weiber vor dem »Blue Champagne« zu kümmern. Mit einem unterdrückten Seufzer schlug er die richtige Richtung ein.
     
    »Haben wir gestern miteinander gesprochen?«, fragte Blitzi die erstbeste Nutte, die er vor dem »Blue Champagne« ausmachen konnte. Sie trug einen billig aussehenden, eng anliegenden Kunstleder-Fummel und sah Julia Roberts in »Pretty Woman« in etwa so ähnlich wie Cindy aus Marzahn der »Miss Universe«. Nämlich gar nicht.
    »Gestern nicht, aber heute könnte aus uns beiden was werden«, gab sie neckisch zur Antwort und streckte lasziv ihre Brüste raus.
    »Du kannst dir die Mühe sparen. Ich will keine Nummer. Ich suche nur nach den Damen, die sich gestern Abend hier die Füße platt gestanden haben.«
    »Ach, so ist das«, sie musterte ihn von oben bis unten. »Du bist vom anderen Ufer.«
    Blitzi zuckte nur die Schultern und machte sich nicht die Mühe, die Dame darüber aufzuklären, dass er von Zeit zu Zeit einem schönen, schlanken Mädel gar nicht ablehnend gegenüberstand. Aber selbstverständlich würde er für solche Liebesdienste niemals bezahlen. Das war unter seiner Würde.
    »Du willst wissen, wer gestern alles hier war?«
    Er nickte.
    »Also, ich weiß nur, dass die Claudia und die Monique vom Boss hier gestern abgesetzt wurden. Frag die doch mal.« Sie blickte vage nach links und betrachtete dann ausgiebig ihre orange bemalten, überlangen Fingernägel. Augenscheinlich war das Gespräch für sie beendet.
    »Danke«, sagte Blitzi und ging in die angezeigte Richtung. Zwei weitere Bordsteinschwalben hatten sich an der nächsten Straßenecke häuslich niedergelassen. Während eine bereits mit einem potenziellen Kunden in Verhandlungen stand, rauchte die andere gelangweilt eine Zigarette. Als Blitzi auf sie zuging, hob sie ihren Kopf und grinste ihn an.
    »Na, hast du es dir doch noch anders überlegt? Ich wusste,

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