Wie ich Brad Pitt entführte
gestapelt. Ich schiele auf die Künstlernamen. Vorwiegend Jazz, wie mir scheint. Viel Sinatra. Ein bisschen Norah Jones. Eine einsame Madonna-CD. Das muss ein Geschenk gewesen sein. Kein Mann hört freiwillig Madonna. Die flößt denen Angst ein.
Mist, was mache ich denn jetzt? Einfach mit zum Frühstücken gehen und so tun, als wäre nichts? Hat der Kerl denn keine Freundin, mit der er, wie die meisten Männer, am Samstagmorgen zum Einkaufen gehen muss? Ich suche auf dem Schreibtisch und in den Billyregalen nach gerahmten Fotos. Fehlanzeige. In solchen Momenten innerer Unsicherheit sehne ich mich immer nach einem ausgiebigen Telefonat mit Linda, aber dummerweise hatte ich mein Handy zuhause gelassen. Damit man mich auf der Flucht nicht per GPS finden konnte. Blöde Entscheidung. Im Übrigen muss meine Flucht als die kürzeste in der Geschichte der Menschheit eingehen. Ich schiele angestrengt auf das schnurlose Festnetztelefon des Kommissars, aber da steht er auch schon wieder im Türrahmen, mit der mir bereits bekannten Cordjacke, einem blau-weiß karierten Hemd und einer frischen Jeans. Seine Haare sind noch nass. Er traut mir ganz offensichtlich auch nicht so recht über den Weg und will mich lieber nicht zu lange allein lassen.
»Gehen wir?«, meint er aufmunternd.
Was bleibt mir denn schon anderes übrig?
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38.
V on der Bodenschwingh war noch im dunkelblauen Seidenpyjama, als er Blitzi mit vor Müdigkeit kleinen Augen die Tür öffnete.
»Die kleine Leenders will sich absetzen! Und außerdem hat sie ganz offensichtlich doch einen Freund!«
»Sie will ihren Freund absetzen?«
Blitzi verdrehte die Augen. Schneiders Manager schien noch nicht ganz in der Realität angekommen zu sein. »Hey, Mann, zieh dir erst mal was an! Wo geht’s denn hier in deine Küche?«
Schlaftrunken deutete von der Bodenschwingh mit dem Zeigefinger in die richtige Richtung und verzog sich. Minuten später stieß er zu Blitzi in die Küche, wo Letzterer mehr schlecht als recht dabei war, Kaffee zu kochen.
»Wo geht denn nur diese beknackte Patrone rein?« Ungeschickt fingerte Blitzi an der Espressomaschine herum. Toms Manager, der seine rundliche Figur in Jeans und Polohemd gewandet hatte, nahm ihm wortlos die Espressokapsel aus der Hand. Wenig später lief das erstklassige italienische Gebräu in elegante kleine Tassen.
»Hm, das tut gut.« Blitzi trank seinen Espresso in einem Zug aus.
»Was ist denn jetzt mit der Leenders?« Von der Bodenschwingh saß am Küchentisch aus poliertem schwarzen Marmor und sah immer noch ziemlich verloren aus. Blitzi reichte ihm den wieder glatt gestrichenen Brief von Vicki.
»Scheiße!«, entfuhr es von der Bodenschwingh beim Lesen. »Und was machen wir jetzt?«
»Erst mal abwarten!«
»Abwarten, bis sie über alle Berge ist?«
»Nee, den Teil habe ich schon fast unter Kontrolle.«
»Wie denn?«
»Ich habe meine Kontakte am Flughafen alarmiert. Sobald sie dort ihren Pass zum Einchecken abgibt, werden wir es wissen.«
Beeindruckt musterte von der Bodenschwingh sein Gegenüber. Doch dann machten sich auf einmal Zweifel auf seinen wabbeligen Gesichtszügen breit.
»Aber was ist, wenn sie mit dem Auto oder der Bahn flüchtet?«
»Schon vergessen? Dein Privatschnüffler hat doch einen Tracker an ihrem Porsche angebracht.«
Blitzi zog sein iPhone aus der Tasche, und gemeinsam begutachteten sie den blinkenden Punkt auf dem Display, der sich aber nicht von der Stelle bewegte.
»Ich hab sie verfolgt. Sie sitzt eine Straße weiter mit irgend so einem Typen im Café!«
Von der Bodenschwingh sprang überstürzt auf und stieß dabei seine noch halb volle Espressotasse vom Tisch. »Aber da müssen wir ihr doch sofort hinterherfahren! Soll ich den Detektiv anrufen?!«
»Quatsch! Noch sitzt sie ja sicher im Café!«, vergewisserte sich Blitzi mit einem Blick auf sein Handy. »Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass du den Schnüffler wieder loswerden sollst! So zwielichtige Typen bringen nur Ärger! Nein, wir latschen da jetzt ganz gemütlich selbst hin und schauen mal, was passiert. Normalerweise gehen Leute, die gerade abhauen wollen, nicht vorher noch ausgiebig im Restaurant frühstücken. Und so lange, wie sie da jetzt schon sitzt, muss sie einfach was bestellt haben.«
Von der Bodenschwingh haute sich mit der Hand vor die Stirn, dass es nur so klatschte. »Aber was ist, wenn sie mit dem Typen zusammen flüchtet? In SEINEM Auto!«
Blitzi erbleichte vor Schreck. »Verdammt!
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