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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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zurück. Lächelnd zog Blitzi seines Weges.
    Unten auf der Straße angekommen, suchten seine Augen die parkenden Autos nach Kasis schwarzem Mercedes ab, aber er konnte ihn nicht lokalisieren. Ungeduldig drückte er auf den automatischen Türöffner, und sofort antwortete ein elegantes dunkelgraues Fahrzeug mit blinkenden Leuchten. Blitzi kniff die Augen zusammen. Waas? Kasi hatte sich ganz offensichtlich ein neues Spielzeug zugelegt. Mann, einen richtig abgefahrenen Jaguar! Na, da war der Vormittag gerettet!
    Als Blitzi am Ziel seiner kurzen Reise ankam, parkte er den »Jag« vorsichtig auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er öffnete seine Tasche, die er auf dem Beifahrersitz platziert hatte, und zog eine professionelle Kamera mit extralangem Teleobjektiv heraus. Er hatte sie von seinem Freund Fabian gepumpt, der zeitweise sein armseliges Gehalt als Jungredakteur mit Fotoarbeiten aufstockte.
    Normalerweise ließ Blitzi sein gesamtes Bildmaterial von Profis machen. Doch dieses Mal würde es so gehen müssen. Blitzi wollte nicht riskieren, dass irgend so ein siebenschlauer Fotograf über diesen Auftrag quatschte. Das Zeitungsgeschäft war hart, und es gab überall Leute mit gespitzten Ohren, die nur darauf warteten, ihm diese Megastory auszuspannen.
    Also musste er selbst Hand anlegen. Er blickte kurz auf das zu fotografierende Motiv. Mist, es war schon verdammt hell geworden. Vielleicht sollte er sich doch lieber etwas unkenntlicher machen. Versuchsweise öffnete er Kasis Handschuhfach und richtig: Dort lag einsam und allein eine klassische Ray-Ban-Sonnenbrille. Vergnügt nahm Blitzi sie heraus, setzte sie auf seine Nase und betrachtete sich im Rückspiegel. Stand ihm gut, das Teil. Er setzte sich noch eine mitgebrachte Baseballmütze gegen den Regen auf und öffnete die Autotür.
    Mit einem zufriedenen Grinsen betrachtete er die große weiße Villa auf der anderen Straßenseite. Hm, die kleine Leenders war also in einer Art Palast groß geworden. Der ließ sich bestimmt wunderbar fotografieren. Er brauchte die Bilder von ihrem Elternhaus für die nächste große Reportage, in der er diese Victoria Leenders das erste Mal erwähnen wollte.
    Blitzi hievte die schwere Kamera vor sein Gesicht und blinzelte gerade das erste Mal durch das Sichtfenster, als ein Auto um die Ecke bog und direkt vor der Leenderischen Einfahrt parkte. Verdammt, ein schwarzer Porsche!
    Blitzi hatte sich mit einem Sprung in den Jaguar gerettet und beobachtete nun aus sicherer Entfernung und durch seine Tarnsonnenbrille, wie die kleine Leenders – er hatte sie sofort von seinen Recherchefotos wiedererkannt – einen Brief in den riesigen Briefkasten der Villa schmiss. Mann, was hatte das denn zu bedeuten?
    Danach kletterte die Leenders wieder in ihr Auto. Aber der Porsche stand noch eine ganze Weile wie bestellt und nicht abgeholt vor der Einfahrt rum. Gerade als Blitzi Schneiders Manager anrufen wollte, um sich mit ihm zu besprechen, fuhr der Porsche los. Was war jetzt zu tun? Sollte er den Brief aus dem Kasten fischen oder lieber der Kleinen folgen?
    Blitzi entschied sich spontan für den Brief. Also los! Raus aus dem Auto, rüber über die Straße und den Arm bis zum Anschlag in den Briefkasten versenkt. Hoffentlich sah ihn keiner, betete Blitzi innerlich. Da, er konnte den Brief mit seinen Fingerspitzen berühren. Langsam zog er ihn an der Briefkastenwand hoch. Jetzt bloß keine falsche Bewegung machen. Und schon hatte er das Teil rausgefischt. Ohne den Brief zu öffnen, lief Blitzi wieder zum »Jag«, klemmte sich hinters Steuer und fuhr los.
    Als er auf den Militärring einbog, sah er den schwarzen Porsche schon wieder. Er stand am Straßenrand, und ein dunkelhaariger Mann stieg gerade bei der geöffneten Beifahrertür ein. Mann, diese Leenders war ja wirklich mit allen Wassern gewaschen. Was sollte das denn nun schon wieder? Aber Blitzi hatte keine andere Wahl: Er musste den Porsche überholen und weiterfahren. Alles andere wäre zu auffällig gewesen. Blitzi fuhr noch ein paar Querstraßen weiter und bog dann in die Einfahrt zum »Haus am See« ein, einem Restaurant am Decksteiner Weiher. Er parkte achtlos am Stadtwaldrand, krallte sich den Brief und riss ihn auf. Fassungslos überflog er den Inhalt des Schreibens. Dann knüllte er das Stück Papier wütend zusammen und schlug auf das elegante Lederlenkrad des Jaguars ein.
    »Du blödes, durchgeknalltes Suppenhuhn!«

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    37.
    Samstag, 7.35 Uhr
     
     
     
    F rau Leenders?« Der

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