Wie im Film
nicht anspringen wollte. Ich bot ihr an, sie nach
Hause zu fahren, woraufhin sie mich anzischte, dass ich und meine Kumpels ja nicht denken sollten, sie würde mit uns vögeln. Sie sei Stripperin aber keine Hure. Ich hob nur die Hände und sagte ihr ziemlich offen, dass sie für mich eindeutig zu viel Brust und zu wenig Penis hätte, als dass ich mich sexuell für sie interessieren würde, worauf sie zu Lachen begann und mich fragte, was ich dann in einem Striplokal wie diesem zu suchen hätte. Also erzählte ich ihr, dass mein vier Jahre älterer Bruder in den heiligen Stand der Ehe eintreten wollte, und nun ganz unheilig sternhagelvoll sei, nachdem er sich seinen Abschied vom freien Markt schön getrunken hätte. Ich versicherte ihr, dass sie neben mir sitzen könne, damit die besoffenen Kerle sich höchstens hinten im Auto gegenseitig begrapschen könnten. Sie hielt das für ein gutes Angebot, und wie es sich für einen Gentleman gehört, wollte ich sie als Erstes nach Hause fahren, weshalb sie mich leitete. Kannst du dir vorstellen, wie mein Bruder und seine Kumpels genölt haben, als die dachten, ich würde einfach zu mir nach Hause fahren, als Vicky mich in meine eigene Straße lotste. Da wohnen hier Tausende von Leute in der Innenstadt und ich treffe durch Zufall die Frau, die mir direkt ins Fenster gucken kann. Ich wohnte hier noch nicht sehr lange und hatte sie bislang noch gar nicht gesehen, aber sie meinte hinterher, dass ich ihr irgendwie gleich so bekannt vorgekommen sei. Nun, wie auch immer, von da an grüßten wir uns, wenn wir zufällig gerade beide am Fenster waren. Eines Abends war uns beiden langweilig und so trafen wir uns auf Handzeichen hin bei ihr. Sie hat mir von ihrer Familie erzählt, von ihrem Job, von ihrem Liebesleben, und ich habe das Gleiche getan. Wir sind inzwischen gute Freunde. Du kannst ihr nicht verübeln, dass sie sich für mich freut, dass jemand wie du mich küsst.“
Erics Augen weiteten sich, und Daniel hatte den Eindruck, das blaue Meer darin sei etwas sturmgepeitscht.
„Sie hat gesehen, wie wir miteinander gevögelt haben“, sagte Eric harsch und wurde tiefrot.
Daniel biss sich auf die Lippe. „Ja, kann sein“, gab er zu.
„Und du hast es nicht für nötig befunden, mir das zu sagen? Mich zu warnen? Hast du deshalb die Küche ausgesucht? Den
Tisch? Damit sie uns beobachten kann?“ Eric war wirklich wütend.
„Ich habe dich nicht in die Küche gelockt. Du bist von selbst hergekommen“, erinnerte Daniel. „Und auch der Tisch war deine Idee. Jeder andere, der gegenüber wohnt, hätte uns ebenfalls sehen können. Eric ... ich habe dich ihr nicht vorführen wollen.“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte Eric ironisch, „Dann wünsche ich mal viel Spaß, wenn ihr über mich tratscht!“ Er verließ zornig die Küche.
Daniel schloss für einen Moment die Augen, dann blickte er zu Vicky hinüber, die eindeutig schuldbewusst drein sah und nun wild gestikulierte. Daniel brauchte jedoch nicht erst ihre Aufforderung, um zu wissen, dass er Eric nicht einfach so gehen lassen durfte. Er stürmte ins Wohnzimmer, doch Eric war schneller gewesen. Die Hülle des Bildbandes über Englische Gärten hatte er auf dem Tisch liegen lassen, das Buch jedoch hatte er mitgenommen.
2 . Kapitel
Die Musik war zu laut, der Whisky zu warm und die anderen Gäste lachten — allein das war schon nervig genug. Daniel rieb sich die Schläfen und stieß ein mattes Seufzen aus.
„Was ist los, Honey? Ist es immer noch wegen diesem Eric?“ Daniel gab keine Antwort, aber sein Blick war Vicky Antwort genug. Sie griff zu ihrem Whiskyglas, und während sie es an ihre Lippen führte, sagte sie: „Er hat dich bestohlen, schon vergessen?“
„Er hat mich nicht bestohlen. Er hat nur was mitgenommen“, erwiderte Daniel.
Vicky trank den scharfen Alkohol, bevor sie das Glas wegstellte und dem Freund durch das Haar strich. „Dich hat es ganz schön erwischt, mein Herz. Pass auf, dass du nicht vor lauter Blindheit die heißen Kerle in diesem Laden verpasst. Sieh mal der da drüben, hat der nicht ein bisschen Ähnlichkeit mit deinem Blonden?“
Eric sah kurz zu besagtem Mann, dann schüttelte er den Kopf: „Nein, interessiert mich nicht. Außerdem ist er im falschen Laden. Und Eric ist ganz anders, als der Typ da.“
Vicky seufzte zwar, lächelte jedoch verstehend und gab Daniel einen Kuss auf die Wange. „Er war mehr als das?“, fragte sie mitfühlend.
„Viel mehr“, bestätigte
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