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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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folgten.
    Sie ging zum Tresen und bezahlte. Die Kellnerin tippte eindeutig nicht nur Vickys, sondern auch Daniels und Erics Bestellung auf ihren Wunsch hin in die Kasse. Dann winkte Vicky ihnen kurz, zwinkerte Daniel zu und ließ eine Handbewegung folgen, die ihm zeigen sollte, dass hier finanziell schon alles geregelt war. Mit einem bezaubernden Lächeln verschwand sie durch die Glastür. Daniel gab einen Grummellaut von sich.
    „Was ist los?“, erkundigte sich Eric.
    „Sie hat uns eingeladen.“
    „Das ist nett“, erwiderte Eric zurückhaltend.
    Daniel nickte und sah der Freundin hinterher, die jetzt raschen Schrittes über den Gehweg eilte und dann die Grünphase der Fußgängerampel nutzte, um schnell über die Straße zu gelangen. Sie verschwand im Menschengewirr.
    „Sie ist manchmal etwas neugierig. Etwas frivol. Etwas direkt. Etwas ... ach, du hast sie ja erlebt.“ „Ja“, erwiderte Eric und fügte leise an: „Sie weiß so viel mehr von dir als ich.“
    „Wir haben ein paar Jahre Vorsprung“, gab Daniel sanft zurück, dann streckte er seine Hand über den Tisch aus. Eric ergriff sie. „Dafür kennen wir uns auf einer anderen Ebene, und ich kann eigentlich kaum glauben, dass wir uns erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal begegnet sind. Ich könnte schreien, wenn ich mir vorstelle, es wäre nicht passiert.“
    „Wenn es nicht passiert wäre, würdest du nichts vermissen.“ Daniel zuckte mit den Schultern. „Du hast natürlich recht. Und mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass ich nicht mal gewusst hätte, was ich verpasse.“
    Nun lachte Eric. „Du hast eine ziemlich quere Denkweise.“ Daniel spielte mit der Gabel, die auf seinem Kuchenteller lag. „Ich nehme das mal als Kompliment“, sagte er großzügig.
    Er ging davon aus, dass Erics Blick nun spöttisch wurde, doch die blauen Augen schimmerten plötzlich vor Gefühl. „Vielleicht wartet hinter der nächsten Ecke jemand auf dich, bei dem es viel wichtiger wäre, ihn nicht zu verpassen.“ Die Worte passten so überhaupt nicht zu Erics Blick, und Daniel fragte sich, wie er das machte. Wie konnte er so überaus begehrenswert aussehen und sich zugleich verbal in ein so schlechtes Licht rücken?
    „Du bist der Einzige, der mich interessiert. Die nächste Ecke kann mir gestohlen bleiben.“
    Eric sah durch die große Glasscheibe auf die Straße. Passanten strömten über die Gehwege und querten die Kreuzung.
    „So viele Menschen“, sagte Eric leise, „und du triffst ausgerechnet auf mich.“
    Das klang merkwürdig. Zumindest unterstrich es noch Erics überaus selbstkritische Art.
    „Lass uns gehen. Es wird Zeit, dass du auf andere Gedanken kommst“, sagte Daniel entschieden und erhob sich bereits. Eric folgte ihm.
    Gemeinsam gingen sie ein Stück den Hohenzollernring hinauf. Während sie an einer Ampel warten mussten, hörten sie zwei Taxifahrer, die sich lautstark miteinander unterhielten. In Windeseile hatten sie das halbe Kölsche Grundgesetz während ihrer Konversation hinunter gebetet. Daniel liebte diese Litanei aus pragmatischen Weisheiten, auch wenn er sie selbst eher selten von sich gab. Ein Obdachloser mit einem Deutschen Schäferhund hatte es sich im Eingangsbereich eines Juwelierladens vor den heruntergelassenen Gittern bequem gemacht. Er zählte das Geld, das er im Laufe des Tages in einem Pappbecher gesammelt hatte. Eric starrte ihn im Weitergehen so lange an, bis er einen Mann anrempelte, der ihnen entgegen kam.
    Eric entschuldigte sich und schloss dann schnell wieder zu Daniel auf. „Alles in Ordnung?“, erkundigte der sich.
    „Ja, klar. Natürlich“, erwiderte Eric knapp.
    „Wolltest du dem Kerl was geben?“, fragte Daniel nun stirnrunzelnd.
    Eric winkte ab. „Nein. Ich dachte nur gerade darüber nach, wie es sein muss, wenn man kein Zuhause hat. Ob man lieber auf der Straße schläft oder in eine der Unterkünfte geht.“
    Daniel kratzte sich am Kinn. „Tja. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ah, wir sind da!“
    Bunte Neonreklame pries Cocktails an. Der Eingang leuchtete, als wäre er für Las Vegas konzipiert worden, in der Bar selbst jedoch war gedämpftes Licht und sie sah, trotz der vielen Gäste, recht bequem aus.
    „Wir können auch woanders hingehen“, bot Daniel an.
    „Nein, der Laden sieht nett aus. Ich war noch nie drin. Lass uns reingehen.“
    Technomusik wummerte aus den Lautsprechern, und Daniel verzog kurz das Gesicht. Eric jedoch schien recht begeistert und so ließen sie sich an

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